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Illegales Bordell zwangsgeräumt Illegales Bordell in Weißenfels zwangsgeräumt: Eigentümer bleibt auf Schaden sitzen

Von Alexander Kempf 10.05.2019, 07:24
Die Mitarbeiter eines Weißenfelser Umzugsunternehmens räumen am Donnerstagnachmittag die Wohnung aus.
Die Mitarbeiter eines Weißenfelser Umzugsunternehmens räumen am Donnerstagnachmittag die Wohnung aus. Peter Lisker

Weißenfels - Die Anspannung ist Gerald Kraft ins Gesicht geschrieben, als er am Donnerstagnachmittag in die Weißenfelser Lessingstraße kommt. Dort besitzt er eine Wohnung, die in den vergangenen Monaten illegal als Bordell genutzt worden ist. Über ein halbes Jahr hat der Eigentümer keine Miete mehr erhalten. Nun ist es ihm gelungen, eine Zwangsräumung durchzusetzen. Es wird ernst.

Der Gerichtsvollzieher wartet schon auf Gerald Kraft, genau wie Mitarbeiter des Weißenfelser Ordnungsamtes, der Schlüsseldienst und die Möbelpacker. Dem Eigentümer wäre angesichts des Milieus lieber, dass auch die Polizei vor Ort ist. Die kommt aber nicht, dafür sind mehrere Journalisten anwesend. Und zwei zwielichtig ausschauende Männer, welche die Szene aus sicherer Entfernung aus einem Lieferwagen heraus beobachten.

Zwangsräumung für illegales Bordell in Weißenfels: „Wie die Stasi“, sagt Gerald Kraft fassungslos

„Wie die Stasi“, sagt Gerald Kraft fassungslos in Richtung der mutmaßlichen Beobachter. Der Wohnungseigentümer wartet, genau wie die Möbelpacker und die Medienvertreter, zunächst angespannt vor der Tür, während Gerichtsvollzieher, Ordnungsamt und Schlüsseldienst in dem Mehrfamilienhaus das Schloss zur Wohnungstür öffnen, dieses dann austauschen und dem Eigentümer schließlich die neuen Schlüssel aushändigen.

Die Befürchtung, in der Wohnung könnte jemand Widerstand gegen die Räumung leisten, bestätigt sich nicht. Auch Schäden sind auf den ersten Blick nicht zu erkennen. „Es sieht relativ ordentlich aus. Es geht noch“, sagt der Chef der Möbelpacker Roland Huf sichtlich überrascht. Gerald Kraft fragt er, ob das Mobiliar komplett verschwinden soll und erhält sofort grünes Licht. „Das kann alles weg“, sagt der Wohnungseigentümer.

Zwangsräumung für illegales Bordell in Weißenfels: „Ich bleibe auf allen Kosten sitzen“

Der gepflegte Zustand der Wohnung ist für ihn nur ein kleiner Trost. Acht Monate hat er keine Miete erhalten, hinzu kommen die Nebenkosten und die Ausgaben für das Verfahren. Mehr als 10.000 Euro Schaden sind ihm entstanden, schätzt er. „Ich bleibe auf allen Kosten sitzen“, so Gerald Kraft. Wen er sich da als Mieter in die Wohnung geholt hat, sei ihm erst nach Monaten bewusst geworden - als die Beschwerden begannen.

Nicht selten sollen Männer an der falschen Klingel geläutet haben. Eine Belastung für die anderen Hausbewohner. Auch die Eltern der nahen Kindertagesstätte zeigten sich über das Gewerbe wenig begeistert. Die Fäden hatte ein Mann in den Händen gehalten, den alle nur bei seinem Vornamen Alexander nennen. Neben den Möbeln und einigen vertrockneten Stielrosen haben die Frauen und er wenig in der Wohnung hinterlassen.

Stefanie Strach, die in der Wohnung neben dem illegalen Bordell lebt, erzählt, dass es mit Alexander keine Probleme gegeben hätte. Unglücklich darüber, dass der Nachbar nun weg ist, scheint sie dennoch nicht. „Jetzt ist es schon besser“, sagt sie. Für die letzte offizielle Mieterin der Wohnung, eine Szilvia T., hinterlässt der Weißenfelser Gerichtsvollzieher Oliver Lamm noch einen Brief an der Tür. Die Wohnung ist für sie wie Alexander nun tabu. Und Gerald Kraft atmet auf. „Ich passe beim nächsten Mieter besser auf“, sagt er. (mz)

Mit dem Ausräumen hat Gerald Kraft (links) Roland Huf beauftragt.
Mit dem Ausräumen hat Gerald Kraft (links) Roland Huf beauftragt.
Peter Lisker