Hilfe Hilfe: "Die ich rief die Geister ..."

Wählitz/MZ - Möbel über Möbel – ordentlich sortiert nach Tischen, Couchgarnituren, Schrankwänden, Regalen, Betten – das ehemalige Kulturhaus in Köpsen ist voll davon. Gedacht sind die Teile aus zweiter Hand – alle in mustergültigem Zustand – für Flutopfer. Doch die kommen nur spärlich bis gar nicht. Volker Hochmuth weiß nicht, wo ihm der Kopf steht. Im Kleinmöbelspeicher der Dekra Akademie GmbH Hohenmölsen managt er die eingehenden Spenden. „Mit dieser Welle an Hilfsbereitschaft haben wir wirklich nicht gerechnet“, sagt der Hohenmölsener und weist das nächste anrollende Fahrzeug ein. „Wir waren aber auch nicht darauf vorbereitet, dass es offenbar keine Abnehmer für die Spenden gibt“, schüttelt er verzagt den Kopf. „Die ich rief, die Geister, werd ich nun nicht los ...“ heißt es in Goethes Ballade „Der Zauberlehrling“. Hochmuth schmunzelt verlegen. „Naja, so könnte man es fast bezeichnen.“
Vor zwei Wochen, als die Flut ihren Lauf nahm und die Zahl der Hochwasseropfer stieg, entstand zwischen der Stadt Hohenmölsen, dem Jobcenter und der Dekra Akademie ein Hilfsprojekt.
Im Kleinmöbelspeicher, in dem Ein-Eurojobber seit Jahren tätig sind, werden an Hartz-IV-Empfänger Möbel ausgegeben. Nun sollte die kostenlose Abgabe auch an Flutopfer erfolgen, so das ausgemachte Ziel.
„Weit über 60 Familien aus Hohenmölsen und den Nachbardörfern kamen und brachten ihre Spenden. Gestern nun bekamen wir aus der Stadt Düren in Nordrhein-Westfalen 40 Tonnen verschiedenste Möbel. Organisiert hatte dies der dortige Medical Service. Unter unserer Regie laufen unter anderem auch technische Hilfsleistungen“, erzählt Dennis Ruland, der Leiter der Hilfsorganisation. In Düren sei eine großangelegte Hilfsaktion gelaufen. Der Medical Service habe sich nach Aussage von Ruland im Internet schlau gemacht, wer Spenden entgegennimmt und sei so auf Magdeburg und die Dekra Akademie Hohenmölsen gekommen.
Am 4. Juli werden in der Stadt der drei Türme ein gutes Dutzend neuwertige Sofaecken eintreffen - eine Spende eines Hamburger Möbelhauses. Cornelia Holzhausen, Sachgebietsleiterin der Hohenmölsener Verwaltung, organisiert derweil eine weitere Speicherkapazität im Volkshaus. „Wir haben alles getan, dass unsere Aktion bekannt wird. Auch das Jobcenter hat Aushänge gemacht. Ich erkläre mir den Möbelstau nur so, dass viele Betroffene mit neuen Möbeln warten müssen, weil die Gebäude noch nass sind. Unsere Kameraden der Wehr sind gerade erst aus Stendal zurückgekommen und haben viel Leid gesehen.“ Holzhausen regt an, das sich im Speicher auch Kleingärtner und Vereine melden können. Ein Vormerken der Möbel ist möglich. „Wir sind froh, dass das Jobcenter das Projekt ab Anfang Juli mit drei weiteren Beschäftigten aufstockt.“ Aber sie lobt auch den Einsatz der Stammmannschaft, die unverzagt die Masse an Möbeln entladen und neu aufgestellt hat.
