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Rettungsaktion  Hans Lehmann aus Uichteritz geriet beim Retten seines Hundes selbst in Lebensgefahr

Von Andreas Richter 04.01.2017, 06:30
Trafen sich noch einmal am Ort des Geschehens:  Hans  Lehmann,  Rico Schlegel, Carola Lehmann und Claudia Schlegel (v.li.) mit Hündin Kira.
Trafen sich noch einmal am Ort des Geschehens:  Hans  Lehmann,  Rico Schlegel, Carola Lehmann und Claudia Schlegel (v.li.) mit Hündin Kira. Peter Lisker

Uichteritz - „Ich hatte so viele Schutzengel. Ich kann es noch immer nicht fassen“, sagt Hans Lehmann. Zusammen mit seiner Frau Carola steht er an diesem dritten Januartag noch einmal auf dem verwilderten Grundstück nahe der Weißenfelser Dorfstraße in Uichteritz. Hinter ihm das Gewässer, vor einigen Jahren vielleicht ein schicker Pool im Garten. Mit Tränen in den Augen umarmt der 67-Jährige noch einmal Rico und Claudia Schlegel - seine Retter.

Aus einem besinnlichen Heiligabend-Spaziergang wurde ein gefährliches Abenteuer

Rückblende. Hans Lehmann startet am Vormittag des Heiligabend zusammen mit Kira, einer jungen Hündin der japanischen Rasse Akita-Inn, zu einem Spaziergang über die nahen Saalewiesen. Plötzlich ist die Hündin verschwunden. Er ruft und pfeift. Vergeblich. Das Tier ist wie vom Erdboden verschluckt. Nach etwa einer halben Stunde bricht Hans Lehmann die Suche zunächst ab, geht nach Hause und erzählt seiner Frau von dem Geschehen.

Als sie sich schließlich beide aufmachen, um den Hund zu suchen, kommt ein glücklicher Zufall ins Spiel. Sie treffen Rico und Claudia Schlegel aus Burgwerben, die Vermieter des Hauses, in dem Lehmanns wohnen. Beide Paare haben ein gutes Verhältnis zueinander, und Schlegels wollen eine kleine Freude zu Weihnachten bereiten. Da erzählt Carola Lehmann von dem verschwundenen Hund - und sie machen sich gemeinsam auf die Suche.

Sie teilen sich auf, wollen ein möglichst großes Gebiet abgrasen. Hans Lehmann bahnt sich den Weg durch Gestrüpp und einen kaputten Zaun, geht vorbei an alten Apfelbäumen - und entdeckt auf einmal den verlassenen Pool. Zehn Meter lang, knapp drei Meter breit - mittendrin kämpft Hündin Kira um ihr Leben. „Ich wollte nur noch eins, meinen Hund retten“, erinnert sich der Rentner. Zu diesem Zeitpunkt muss das Tier schon fast eine Stunde lang in dem eiskalten Wasser gepaddelt haben. Als sein Herrchen in das Becken steigt, ahnt er nicht, dass er darin nicht stehen kann. Nun kämpfen beide gegen das Ertrinken.

Vom Retter zum Geretteten: Hans Lehmann wird samt Hund von seiner Frau in einem alten Pool entdeckt

Zum Glück ist seine Frau noch da. Sie ist geschockt, ruft um Hilfe. Rico und Claudia Schlegel, die anderswo nach dem Hund suchen, eilen herbei. „Auch ich kam nicht heran. Da habe ich mein Kapuzen-Shirt ausgezogen und es ihm entgegen geworfen. Langsam konnte ich ihn daran herausziehen“, schildert Rico Schlegel die dramatischen Momente an Heiligabend. Auch der Hund hatte Glück. An seiner Kette konnte er schließlich aus dem Wasser geholt werden werden.

Der Uichteritzer harrte 20 Minuten im eiskalten Wasser aus

Im ersten Moment stehen alle irgendwie unter Schock. Dann verlassen sie den unwirtlichen Ort. Einen Arzt zu rufen, fällt irgendwie niemandem ein. Immerhin war auch Hans Lehmann etwa zwanzig Minuten im kalten Wasser.

Zehn Tage später wirken Mann und Hund gut erholt. Noch einmal stehen sie zusammen mit ihren Rettern am Ort des dramatischen Geschehens. Als zuvor eine Verwandte von der Rettungsaktion erfahren hat, ist sie der Meinung, dass auch die Öffentlichkeit davon erfahren sollte. Nun muss am verlassenen Pool noch einmal alles raus. Das Leben ist wohl doch eine Aneinanderreihung von Zufällen: „Nicht auszudenken, wenn mein Mann den Hund schon im ersten Anlauf gefunden hätte und in den Pool gestiegen wäre. Keiner wäre da gewesen...“, sagt Carola Lehmann und schluchzt. Und dass Schlegels ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt nach Uichteritz gekommen sind.

Verwildertes Grundstück soll in Zukunft besser gesichert werden

Erst nach und nach wird der Senior begreifen, dass er an Heiligabend Hans im Glück war. Doch vielleicht haben andere an dieser Stelle weniger Glück. „Die verwilderten Grundstücke sind eine große Gefahrenquelle“, denkt er. Wann es dort einmal ordentlich aussah, daran können sich Hans und Carola Lehmann nicht mehr erinnern. Sie wissen jedoch, dass sich etwas ändern muss. Das Grundstück sollte wenigstens eingezäunt sein, sagt Hans Lehmann. Mit seinem Problem will er sich an den Bürgermeister des Weißenfelser Ortsteils, Wolfgang Kurtze, wenden. Es handele sich offenbar um ein privates Grundstück, so Kurtze gestern zur MZ. Er werde sich mit dem Ordnungsamt in Verbindung setzen, um zu klären, ob und wie der Eigentümer in die Pflicht genommen werden kann. (mz)