Handwerk in Weißenfels Handwerk in Weißenfels: Die Frau der Schuhe

Weissenfels/MZ - Als kürzlich für eine mittelalterliche Zunftsitzung der Schuhmacher in der Langendorfer Klosterkirche angemessenes Schuhwerk gefragt war, da hatte auch Katrin Schulze ihren Beitrag zu leisten. Immerhin waren jene Treter, die Landrat Harri Reiche am Ende überreicht wurden, ihr Werk.
Dass historisches Schuhwerk eine durchaus interessante Nische auf dem Markt ist, hatte die gelernte Schuhfacharbeiterin spätestens 2005 erkannt. „Ich hatte an einem Stand beim Schlossfest selbst gefertigte Schnabelschuhe angeboten. Die ersten Paare davon waren im Nu weg“, erzählt sie. Und weil die Nachfrage groß war, wagte sie, die früher im Einzelhandel und später als Reiseverkehrsfrau tätig war, den Weg in die Selbstständigkeit.
Heute ist die historische Schuhmanufaktur längst zu einer bekannten Adresse über Weißenfels hinaus geworden. Leute, die auf Mittelalterfesten zu Hause sind, gehören ebenso zu Katrin Schulzes Kundenkreis wie Paare, die in historischer Kleidung heiraten wollen. „Es gibt aber auch welche, die meine Schuhe im Alltag auf der Straßen tragen“, versichert die studierte Erzeugnisgestalterin. Halbstiefel oder Mägdeschuhe seien da durchaus gefragt.
Gauklerschuhe für Castingshow
Selbst Leute, die sich im Fernsehen produzieren wollen, sind manchmal unter den Auftraggebern. So habe mal ein Mann rot-schwarze Gauklerschuhe bei ihr bestellt, der behauptet hat, er wolle mit seinem Schwein Kunststücke bei einer TV-Talenteshow machen, berichtet sie. Zu den aktuellen Auftraggebern gehört ein Fastnachtsverein aus dem Saarland, der von der Weißenfelserin bis Januar 16 Paar gelb-rote Gauklerschuhe haben möchte.
Um immer im Geschäft zu bleiben, fährt Katrin Schulze in der Saison vier, fünf Mal selbst auf mittelalterliche Märkte. „Manchmal, vor allem im Sommer, könnte ich mich zerteilen“, sagt sie. Der Winter ist da eigentlich eher ruhiger. Doch in den nächsten Monaten wird das etwas anders sein. Denn die Designerin, die mittlerweile im Durchschnitt im Jahr etwa hundert Paar historische Lederschuhe nach Wunsch fertigt, ist in der winzigen Werkstatt in der Novalisstraße an ihren räumlichen Grenzen angelangt.
Erweiterung geplant
Deshalb hat Katrin Schulze ein neues ehrgeiziges Ziel. Auf dem Grundstück in Markwerben, auf dem sie mit ihrer Familie lebt, will sie ein Atelier, kombiniert mit einer kleinen Ausstellung, einrichten. „Ich hab’ schon im Kopf, wie alles aussehen soll“, erzählt die kreative Frau ungeduldig. Spätestens im nächsten Frühjahr will sie Gäste und Kunden an ihrer neuen Adresse empfangen.
Den kleinen Raum in der Novalisstraße aber will die Designerin nicht aufgeben. Dort steht neben weiteren Maschinen, Modellen und allerlei Werkzeug zur Schuhfertigung auch eine große alte Schleifmaschine, die sie einst von einem Schuster erhalten hat. Schuhe herstellen, das geht schließlich nicht ganz ohne Lärm und Schmutz. Für solche Arbeiten soll die kleine Werkstatt eben bleiben. Und dann ist sie immerhin ein gutes Stück Erinnerung. Begann doch Katrin Schulzes erfolgreicher Weg in die Selbstständigkeit ein wenig auch in diesem Kämmerlein.