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Grünlandtag in Michlitz Grünlandtag in Michlitz: Die ganze Welt ist ein Bauernhof

Von Petra Wozny 27.05.2013, 08:40
Rasant: Mario Eckert (li.) schert ein Schaf in vier Minuten.
Rasant: Mario Eckert (li.) schert ein Schaf in vier Minuten. Alexander Bley Lizenz

Michlitz/MZ - Der frühe Vogel fängt den Wurm - dieses Sprichwort hat Reiner Prautzsch aus Altranstädt ein Leben lang begleitet. „Ein Bauer springt zeitig aus den Federn“, weiß der 72-Jährige. Nun ist er in Rente, doch den Grünlandtag in Michlitz am Sonnabend wollte er vom frühen Morgen an erleben. Ihm gleich zogen fast eintausend Schaulustige in das beschauliche Dorf, welches sich in einen einzigen Bauernhof verwandelt hatte. Eintauchen hieß es in alte Traditionen der Landwirtschaft. Sehen, wie die Bauern früher auf dem Hof lebten, schmecken, was sie aßen, selbst Hand anlegen, um die Ernte wie anno dazumal einzufahren - für alles war bestens gesorgt.

Am Morgen packte ein gutes Dutzend Männer ihre gut gedengelten Sensen und gingen aufs Feld. Gleichmäßig zogen sie unter den kritischen Blicken der Alten am Feldesrand und einer Jury ihre Bahn. „Da zieht dein ganzes Leben an dir vorbei“, schwelgte Senior Prautzsch in Erinnerung und der knapp 70-jährige Bernd Zimmermann pflichtete ihm bei. „Da wird es einem ganz anders, wenn man die Feldarbeiter so sieht. Man fühlt sich um Jahrzehnte zurückversetzt“, meinte er. Den Sieg in dieser Disziplin trug ein junger Mann aus dem Saalekreis davon. Frank Bredel schwang die Sense wie ein alter Hase. In Rodden habe er viel Land. Natürlich, so meinte er, könne man auch Maschinen einsetzen, aber Handarbeit sei urwüchsig und mache ihm Spaß.

Mit der Kraft der Pferde ging es in die Wettkämpfe des Grasmähens und den Zugleistungswettkampf. Die Haflinger Qualle und Sammy von Herbert Heinicke aus Bad Dürrenberg warteten auf den Start. „Ich lasse mir diese Grünlandtage nicht entgehen. Es ist eine wunderbare Veranstaltung, die die Tradition der Bauern wirklich hochhält“, sagte er. Vor mehr als vier Jahrzehnten hatte er den Hof des Vaters übernommen und sich seitdem bei Wind und Wetter der schweren Arbeit auf dem Acker gestellt. Nun zogen ihn die Pferde - die Technik stammte aus den 1930-Jahren, Marke Lanz. Am Ende war der Bauer ade zufrieden, er belegte den vierten Platz. Ohne PS, aber mit viel Fingerfertigkeit, schlugen sich 16 Teilnehmer beim Kartoffelschälwettbewerb. Die Nase vorn hatte Manuela Riedel aus Bothfeld, die in 1,73 Minuten drei Pfund Knollen geschält im Topf hatte.

Ganze vier Minuten benötigte Schafscherer Mario Eckner, um die Schafe aus dem Martzschpark von Lützen der Wolle unter den bewundernden Blicken vor allem der Kinder, zu entledigen. Für sie war das ganze Gelände ein einziges Überraschungsei. Grunzen, miauen, muhen, gackern, bellen, gurren - und dies auf einem Fleck, wo haben sie das sonst schon? „Das müssen Kinder einfach erleben“, meinte Heike Dietrich, die mit Enkelin Lena aus Schweßwitz gekommen war. Und da legte man sich dafür auch mal in den Dreck, als es hieß, dass Kinder an einem Tau ein Pferd rückwärts ziehen sollten.

Strahlende Gesichter, als das Pferd einen Schritt rückwärts setzte. Doch dann lief es kräftig vorwärts. Aus der Traum vom Sieg für die Kleinen. Geist war im Festzelt gefragt, wo die Bürgerinitiative gegen einen Tagebau die Besucher zu einem Wissenstest einlud. Wer vom ganzen Trubel genug hatte, der brauchte etwas Mut. Die Lützener Feuerwehr hatte ihren Hubsteiger auf dem Gelände. Aus mehr als 30 Metern Höhe bot sich ein traumhafter Blick aufs Grünland.

Einzigartiger Spaß: Kinder treten im Tauziehen gegen ein Pferd an. Das hatte gegen die Halbwüchsigen die Nase klar vorn.
Einzigartiger Spaß: Kinder treten im Tauziehen gegen ein Pferd an. Das hatte gegen die Halbwüchsigen die Nase klar vorn.
Alexander Bley Lizenz
Teilnehmer beim Sensen-Wettbewerb.
Teilnehmer beim Sensen-Wettbewerb.
Alexander Bley Lizenz