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Grundschule Hohenmölsen Grundschule Hohenmölsen: Computer statt eines Brennofens

Von Petra Wozny 04.05.2013, 12:08
So wurde vor vier Jahren im Hohenmölsener Amtsblatt für die Beteiligung am Städtewettbewerb geworben.
So wurde vor vier Jahren im Hohenmölsener Amtsblatt für die Beteiligung am Städtewettbewerb geworben. Archiv Lizenz

Hohenmölsen/MZ - In der Stadt Hohenmölsen sind Spendengelder zweckentfremdet worden. Dies bestätigte am Freitag Bürgermeister Andy Haugk (AHL) auf MZ-Nachfrage. „Der Vorfall liegt vor meinem Amtsantritt, auch vor der Zeit, als die Fraktion Aktives Hohenmölsener Land, der ich damals angehörte, in den Stadtrat einzog. Das Ereignis geht ins Jahr 2009 zurück, wo Hans-Dieter von Fintel Bürgermeister war. Nichtsdestotrotz stellen wir uns dem Sachverhalt“, sagt Haugk.

Und der birgt folgendes: Vor vier Jahren machte der Städtewettbewerb Sachsen-Anhalts während des Herbstmarktes Station in Hohenmölsen. Lange war dafür in der Stadt und bei Vereinen geworben worden. Ein riesiger Truck mit Sportgeräten wurde am 6. September 2009 neben das Rathaus gefahren. Weit mehr als 100 Bürger, Vereinsmitglieder und Prominente beteiligten sich schließlich daran. Volksfeststimmung herrschte, als Erwachsene und Jugendliche ruderten, liefen und Rad fuhren. Bares Geld sollte jeder Kilometer bringen.

Das sponserte die Envia-M. Einzige Bedingung: Die sportlich errungene Summe sollte einem sozialen Zweck zu Gute kommen. Der war schnell ausgemacht. Die Grundschule Hohenmölsen wünschte sich für ihren Freizeitbereich einen Keramikbrennofen - Kosten rund 5 000 Euro. Hohenmölsen rechnete sich gute Chancen aus, recht viel bei diesem Wettbewerb abzufischen. Bereits 2008 hatte die Stadt den zweiten Platz belegt und 12 300 Euro gewonnen. Dieses Geld, so lässt Haugk in den Haushalt der Jahre 2009 und 2010 blicken, ist auf Heller und Pfennig dahin geflossen, wofür es bestimmt war.

Die Freizeiteinrichtung „Am Sternentor“ wurde grundhaft saniert. Dafür hatte die Kommune sogar noch fast 4 000 Euro selbst daraufgezahlt. Im bewussten Jahr 2009 belegte die Stadt der drei Türme den fünften Platz im Städtewettkampf und bekam 4 500 Euro. Doch ein Brennofen für die Grundschule, so wie es sogar als Wunsch im damaligen Amtsblatt formuliert war, wurde nicht gekauft. „In der Tat“, stimmt Haugk zu. „Das Ansinnen fiel in die nicht gerade preiswerte Modernisierung der Grundschule. Im gegenseitigen Einvernehmen, so habe ich recherchiert, haben sich der ehemalige Bürgermeister, die damalige Amtsleiterin und die Schulleiterin darauf geeinigt, das Spendengeld für die Einrichtung eines Computerkabinetts zu verwenden.

Die ordentliche Ausrüstung der Schule hatte dabei Vorrang. Grundsätzlich wurde das Geld in der Einrichtung und für die Kinder verwendet. Doch im eigentliche Sinne war es nicht. Das ist Fakt“, bewertet der heutige erste Mann im Rathaus die Sachlage und fügt hinzu: „Wir sind hier klar in der Pflicht, denn der Wunsch nach einem Brennofen ist bis heute nicht erfüllt.“ Seit 2009 habe die Schule jedoch nicht ein einziges Mal die ausstehende Summe eingefordert. Eine Töpfer-Arbeitsgemeinschaft besteht nicht, hieß es am Freitag aus der Einrichtung. Der Bürgermeister will sich nun dafür stark machen, dass die Summe über 4 500 Euro, die der Schule zusteht, im nächsten Haushalt zugebilligt wird. „Klar, es war ja ein Versprechen,“ sagt er.

Weit über hundert Menschen waren begeistert dabei.
Weit über hundert Menschen waren begeistert dabei.
lisker/archiv Lizenz