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Goldener Ring Goldener Ring: Stadt bekommt Haus für einen Euro zum Kauf angeboten

Von Bärbel Schmuck 03.09.2015, 14:12
Der Privateigentümer des Goldenen Rings hat der Stadt das Gebäude für einen Euro angeboten.
Der Privateigentümer des Goldenen Rings hat der Stadt das Gebäude für einen Euro angeboten. Peter Lisker Lizenz

Weissenfels - Nein, es ist kein Gerücht. Der Besitzer des Hauses Goldener Ring in der Jüdenstraße 51 in Weißenfels hat der Stadt die Immobilie für einen symbolischen Preis von einem Euro angeboten. Dies bestätigte Oberbürgermeister Robby Risch (parteilos) auf MZ-Nachfrage.

„Wir werden dem Verfall nicht noch länger zuschauen und wir werden auch nicht zulassen, dass jemand die Immobilie erwirbt und das stark sanierungsbedürftige Haus zum Spekulationsobjekt verkommt“, erklärt Risch. Er werde darüber mit dem Stadtrat sprechen. Über eine künftige Nutzung des traditionsreichen Gebäudes machte der Rathaus-Chef keine Angaben. Dafür sei es viel zu früh.

Bei dem seit über 20 Jahren leerstehenden Haus, erbaut im Jahr 1839, handelt es sich um kein beliebiges, sondern hier befand sich einst das renommierte Hotel Goldener Ring mit 22 Gästezimmern, Restaurant und Küche. Hier stand zudem der elterliche Gasthof des Komponisten Heinrich Schütz (1585 bis 1672), wurde durch Landgraf Moritz von Hessen das musikalische Talent des jungen Schütz entdeckt. Bis heute erinnert eine Gedenktafel am Denkmal daran, dass der Musiker hier von 1590 bis 1598 seine Kindheit verbracht hat.

Die Stadt hatte vor einem reichlichen Jahr den Grundstückseigentümer, der in Baden-Württemberg lebt, aufgefordert zu handeln. Risse im Erker waren deutlich zu erkennen und von den einst imposanten Balkonen drohte - laut Gutachten eines vom Eigentümer beauftragten Statikers - Gefahr (die MZ berichtete). Inzwischen hat der Besitzer die maroden Balkone nicht sichern und auch nicht sanieren lassen, sondern verfügt, sie abzutragen. Für ein Gespräch, um das sich die MZ mehrmals bemüht hatte, war der Hausbesitzer nicht erreichbar.

Seit der Goldene Ring mit „oben ohne“ weiter vor sich hin dümpelt, sieht er noch schlimmer als vor dem Eingriff aus. Passantin Christa Naumann nennt es im Vorbeigehen „übelst zugerichtet“. Es sei schade um das frühere erste Haus am Platz, es verkomme immer mehr zum Schandfleck und sei schon viel zu lange ein öffentliches Ärgernis und beschämend vor den Touristen, die herkämen.

„Es wird Zeit, dass die Stadt endlich was tun will, das Haus hat es nicht verdient, weiter zu vergammeln“, wettert Christa Naumann. Es sei ein Aushängeschild im Zentrum gewesen. Sie habe hier schöne Zeiten verbracht, erinnert sich die Rentnerin an so manche Familienfeier zu DDR-Zeiten. „Kommen die Balkone denn wieder dran“, will die Weißenfelserin wissen. „Ohne sie ist doch so ein stadtprägendes Haus vor dem Eingang zur Jüdenstraße wie ein Himmel ohne Sterne“, meint die Frau.

Stephan Kujas, Mitarbeiter für Denkmalschutz bei der Stadt, erklärt auf MZ-Nachfrage, dass der Hausbesitzer zwar die Entfernung der Brüstungen veranlasst habe, aber diese seien nicht eingelagert und gesichert worden. „Es handelt sich um schmückende Elemente aus Stuck, doch nach unseren vorhandenen historischen Vorlagen können diese für das Haus typischen Anbauten durchaus wieder hergestellt werden und in neuem Glanz erstrahlen“, versichert Denkmalpfleger Kujas. (mz)