Goethegymnasium und die Krise Goethegymnasium und die Krise: So erlebte der stellvertretende Leiter das Corona-Jahr

Weissenfels - Verwaist sind in diesen Tagen die Flure im Weißenfelser Goethegymnasium. Doch hinter den Kulissen wird das neue Schuljahr vorbereitet. Reporter Andreas Richter sprach mit dem stellvertretenden Schulleiter Frank Oßwald (51) über die Zukunft - und richtete mit dem Mathe- und Astronomielehrer noch einmal den Blick zurück auf ein besonderes Schuljahr.
Wird das neue Schuljahr am Weißenfelser Gymnasium normal beginnen?
Frank Oßwald: Wir gehen heute davon aus, dass der Unterricht am 27. August regulär beginnen wird. Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es natürlich nicht, denken wir nur an die Unwägbarkeiten im Zusammenhang mit den Urlaubsreisen, die zurzeit viele unternehmen. Wir haben deshalb auch einen Plan B, bei dem Schüler zumindest alle zwei Tage in die Schule kommen würden.
Wird es ausreichend Lehrer am Gymnasium geben?
Ich bin in diesen Tagen dabei, den Stundenplan aufzustellen und den Einsatz der knapp 60 Pädagogen für unsere rund 750 Schüler zu koordinieren. Wir werden das hinbekommen, auch wenn es an der einen oder anderen Stelle etwas eng wird.
Schauen wir noch einmal zurück. War das vergangene Schuljahr das bisher spannendste in Ihrem Berufsleben?
Ja, das kann man so sagen. Ich bin seit 22 Jahren Lehrer. Da denkt man mitunter, was soll einen jetzt noch erschüttern. Doch dann kam mit Corona eine völlig unerwartete Situation.
Wie hat die Schule die Krise aus heutiger Sicht gemeistert?
Als die Schulen Mitte März geschlossen wurden, waren wir nicht mehr völlig überrascht. Und dennoch: Die Umstellung auf Homeschooling war eine echte Herausforderung. Dabei waren die Ausgangspositionen für unsere Lehrer sehr unterschiedlich - und das war nicht nur eine Frage des Alters. Anfangs hatten wir technische Probleme. Ich habe wegen der enormen Zugriffsraten auf den Bildungsserver des Landes zum Teil nachts am PC gesessen und die Aufgaben hochgeladen. Doch nach und nach hat es sich eingespielt. Der Landkreis hat uns unterstützt und wir konnten Erfahrungen der Berufsbildenden Schulen nutzen.
Stichwort Abitur. Welche Ergebnisse konnten die Schüler unter den besonderen Umständen erreichen?
Die schriftlichen Prüfungen für unsere rund 65 Abiturienten mussten wir auf Anfang Mai verschieben. Unterm Strich stand ein Abidurchschnitt von 2,2. Damit liegen wir wie schon die Jahre zuvor unter dem Landesdurchschnitt. Der lag in diesem Jahr bei 2,3. Auch bemerkenswert: Fünf Schüler konnten mit 1,0 abschließen, das sind mehr als in den vergangenen Jahren.
Dabei war das schriftliche Mathe-Abitur diesmal besonders hart. Den enormen Umfang der Aufgaben empfand ich als nicht fair. Das war in der vorgegebenen Zeit einfach nicht zu schaffen. Anders lässt sich nicht erklären, dass die meisten Schüler bei der Prüfung deutlich hinter ihren Vorleistungen zurückgeblieben sind.
Der Abiball ist auf September verschoben. In welcher Form hat die Schule die Zeugnisse im vergangenen Schuljahr übergeben?
Uns war wichtig, dass wir den in mehrfacher Hinsicht gebeutelten Zwölftklässlern die Zeugnisse trotz aller Umstände in einem würdigen Rahmen überreichen. Deshalb haben wir die feierliche Zeugnisübergabe unter Beachtung der Abstandsregeln in drei Durchgängen in der Aula durchgeführt.
Werden auch die neuen Zwölftklässler die Auswirkungen der Corona-Krise zu spüren bekommen?
Das befürchte ich. Homeschooling kann den regulären Unterricht nun mal nicht komplett ersetzen. Angesichts der enormen Fülle des Stoffs wird sich der Ausfall von sechs Unterrichtswochen in der 11. Klasse im kommenden Schuljahr wohl noch auswirken.
Noch ein letzter Blick zurück: Das vergangene Schuljahr hielt für das Weißenfelser Gymnasium nicht allein wegen Corona besondere Herausforderungen bereit...
Das stimmt. Wir haben schließlich noch bis Ende des Jahres am Rosalskyweg eine große Baustelle vor der Tür. Hier konnten wir aber zum Beispiel bei Prüfungsarbeiten Absprachen mit den Bauleuten treffen. Schade ist, dass wir die Aula aus brandschutztechnischen Gründen - bis auf die Ausnahme der Zeugnisübergabe - derzeit nicht nutzen können. (mz)