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Gepard und Fuchs liegen auf Lauer

Von Yvette Meinhardt 21.05.2006, 14:35

Hohenmölsen/MZ. - Mächtiges Krachen reißt die Kleinstadt Hohenmölsen am Samstag aus ihrem Mittagsschlaf. Zwei Propellermaschinen im Anflug auf die Helldorff-Kaserne. Gut getarnt am Waldesrand geht ein Gepard in Stellung. Und plötzlich krachen Schüsse der beiden Maschinenkanonen durch die Lüfte. 550 Schuss pro Minute und pro Rohr jagt der Flugabwehrkanonenpanzer in den Himmel von Hohenmölsen. In den beißenden Qualm mischen sich plötzlich rote Wolken. Der Gepard ist getroffen und die Kampfflieger ziehen von dannen. Wenig später rollen Bergepanzer und Rettungstrupp über die Betonstraße. Am Maschendrahtzaun drängen sich Schaulustige, beobachten die Vorführungen der Flugabwehr.

"Ich bin zum ersten Mal beim Tag der offenen Tür der Bundeswehr und vom hohen Niveau der Technik, von Ordnung und Sauberkeit total beeindruckt", plaudert Ruth Fleischer. Die Hohenmölsenerin hat ihren Garten gleich neben der Kaserne, doch beeinträchtigt fühlte sie sich nie. Im Gegenteil: "Die Anlagen der Bundeswehr sind stets tipptopp gepflegt. Es tut mir sehr leid, dass der Standort geschlossen wird. Wer weiß schon, was danach kommt", sagt sie und steigt auf eine nagelneue BMW der Feldjäger. Eine Technikschau der Superlative. Leopard und Fuchs, Wiesel und Büffel geben sich ein Stelldichein. Der Leopard 2 A 6 ist der neueste Panzer der Flugabwehr, wiegt 630 Tonnen und hat 830 PS. Die Gäste dürfen ihn von allen Seiten begutachten. Maschinenkanonen aus der Nähe sehen, sich in den Turm oder in das Fahrerhaus hineinzwängen.

"Was hier an Technik steht, ist der blanke Wahnsinn", schwärmt Ronny Strübing, der mit Freunden, Geschwistern und Schulkameraden durch das Gelände streift. "Für mich steht fest, ich gehe auch zur Bundeswehr und möchte gern mal selber solch einen Leopard fahren", träumt der Achtklässler von seiner Zukunft. Bei Oberfeldwebel Rico Meyer ist er mit seinem Wissensdurst an der richtigen Adresse. Der Ausbilder und Gruppenführer ist seit neun Jahren bei der Bundeswehr, war 1998 und 2004 bei IFOR und SFOR für mehrere Monate im Auslandseinsatz. "Ich würde gern weiter bei der Bundeswehr dienen. Eine endgültige Entscheidung ist jedoch noch nicht gefallen", sagt der Oberfeldwebel.

Zirka 500 Soldaten zeichnen sich an diesem Tag als gute Gastgeber aus. Richtkanoniere und Stabsdienstsoldaten, Truppenfernmeldesoldaten, Militärkraftfahrer und Feldjäger gewähren Einblicke in ihren Alltag. "Auf Ordnung und Disziplin kommt es im Spind an. Ein Oberhemd muss zusammengelegt exakt auf ein A-4-Blatt passen", erklärt Geräteunteroffizier Thomas Döge in der Kleiderkammer. Hier gibt es einen kleinen Vorrat, wie etwa 40 Paar Stiefel und 50 Oberhemden. Die generelle Einkleidung für den Grundwehrdienst erfolgt in Weißenfels. "Die Grundausstattung für einen Soldaten kostet 1 432,98 Euro. Das teuerste ist dabei mit 173,28 Euro der Schlafsack", erklärt Döge. Ob Geräteschau oder Militärseelsorge, Waffenschau oder Platzkonzert - die Angebote waren breit gefächert.