Geflügelzucht in Poserna Geflügelzucht in Poserna: Firmenaufgabe als Glücksfall

Poserna/MZ - Pierre Leinichen (42) öffnet die Ställe mit Gänsen, Enten und Perlhühnern. Die stürmen auf die Wiese. Sein Sohn Johnny (22) kommt mit einer Schubkarre voller Weizenkörner und schüttet sie in lange Metallschalen. Das Federvieh ist kaum noch zu halten. Hier am Ortseingang von Poserna befindet sich Jeannette Leinichens Geflügelzucht und -vertrieb. „Was aber so einfach aussieht, ist es nicht“, betont die 41-Jährige. Natürlich könne man sich den Tag einteilen, aber unabhängig von der täglichen Fütterung müssen die Ställe gesäubert und frisches Streu eingebracht werden.
Mit Tieren aufgewachsen
Die Chefin der kleinen Firma lebt seit 14 Jahren in Taucha, stammt aber aus Schkortleben. Die Eltern hatten Schweine und Kaninchen, die Oma Enten und Gänse. Sie sei mit den Tieren aufgewachsen und ihr Mann fügt an, dass er ursprünglich selbstständig im Zaunbau und auch in Sachen Werbeträger tätig war und in die Geflügelzucht - anders als seine Frau - erst spät und allmählich hineingewachsen sei.
Aufzucht, Schlachtung und Verkauf hätten sie zuvor im Nebenerwerb betrieben. Dann war für Jeannette Leinichen Mitte des vorigen Jahres Schluss bei einer Marktkette und als der Vorgänger in Poserna wie nebenbei darüber sprach, dass er die Geflügelzucht aufgeben werde, war das ein glücklicher Umstand. Dennoch machte es sich das Ehepaar nicht leicht und brauchte gute zwei Monate für seine Entscheidung. Die 41-Jährige sagt: „Ich hatte stets pünktlich jeden Monat mein Gehalt auf dem Konto. Das ist jetzt schon ein Risiko.“
Doch den Schritt in die Selbstständigkeit hat sie nicht bereut, auch wenn ihnen Fuchs oder Waschbär schon mal 30 kleine Gänse getötet haben. Pierre Leinichen sagt: „Das war zwar nicht existenzbedrohend, aber wehgetan hat es schon.“ Seine Frau meint: „Alles hat sich ganz gut entwickelt und kann nur besser werden. Es macht einfach Spaß.“ Und sie erzählt: „Manchmal stehe ich einfach am Gatter und beobachte die Tiere. Es ist schön, sie heranwachsen zu sehen.“
Und sie weist auf den weißen Linda-Ganter, eine russische Art, der majestätisch neben fünf Höckergänsen einherschreitet. „Wir haben es mal mit einer Kreuzung versucht“, sagt Jeannette Leinichen. Der sind vier junge Gänse entsprungen, die später mal mehr Masse auf die Waage bringen werden. Allein das Gefieder sei ein Hingucker, doch vor allem seien sie nicht so fettig.
Zucht auf saftigen Wiesen
Überhaupt habe man Weihnachten auch bei den anderen Gänsen keinen Liter Fett in der Pfanne. Schließlich seien die Tiere die ganze Zeit draußen, würden sich in der warmen Jahreszeit vom Gras auf den saftigen Wiesen ernähren. Mastfutter gebe es gar nicht, sondern es werde nur Weizen zugefüttert. Jetzt, in der vegetationsarmen Zeit, mehr als sonst. „Da kann kein Supermarkt mithalten“, macht sie ein wenig Eigenwerbung.
Nachteilig sei anfangs gewesen, dass man sich etwas spät zur Übernahme des Standortes entschieden habe. So sei mancher Kunde weggeblieben, weil der Vorgänger schon von der Schließung berichtet habe. Aber derzeit entwickle sich alles und erst nach dem Martinsgans- und Weihnachtsgeschäft wisse man, wie viel man im nächsten Jahr für die Aufzucht tatsächlich einkaufen müsse.
