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Fundgrube Marktplatz Fundgrube Marktplatz Weißenfels: Welche neuen Entdeckungen die Archäologen gemacht haben

Von Andreas Richter 31.08.2017, 06:30
Madeleine Fröhlich zeigt im Vordergrund die Mulde, die einst wohl als Brennofen diente.
Madeleine Fröhlich zeigt im Vordergrund die Mulde, die einst wohl als Brennofen diente. Peter Lisker

Weißenfels - Der Weißenfelser Markt entpuppt sich als wahre Fundgrube. Schon gibt es einen neuen Befund: Auf der Südseite des zentralen Platzes haben Archäologen jetzt eine alte Glockenguss-Grube gefunden. Darüber hat Madeleine Fröhlich, die die archäologischen Grabungen vor Ort leitet, informiert.

„Wir haben hier eine Einrichtung vor uns, in der einst Bronze gegossen wurde“, erklärte sie. Die einzelnen Teile der Anlage sind dabei auch für den Laien einigermaßen leicht zu erkennen: eine Feuerstelle, eine Mulde, die einst der Brennofen war, und ein Holzkreuz, das offenbar als Unterlage für das Hebewerk diente. Früher, so berichtete Fröhlich, wurden schwere Glocken für Kirchen zumeist vor Ort gegossen, weil ein Transport viel zu schwierig gewesen wäre. Ein Zusammenhang zur nahen Marienkirche sowie zum Rathaus mit seinen Schellen sei daher zu vermuten.

Archäologin: „Dieser Fund war eine echte Überraschung“

„Dieser Fund war eine echte Überraschung“, sagte die Archäologin. Vor allem auch deshalb, weil ihr keine Unterlagen bekannt sind, die von einem Glockenguss auf dem Weißenfelser Markt zeugen. Bemerkenswert sei zudem die „technische Komplexität“ der Ausgrabung. Immerhin könne man anhand der Details erkennen, wie das Gießen bei Temperaturen zwischen 1.000 und 1.300 Grad funktionierte.

Das Alter der entdeckten Glockenguss-Grube lässt sich indes zurzeit noch nicht genau bestimmen. Anhand gefundener Keramik sei davon auszugehen, dass die Grube nach 1550, als der Markt zum ersten Mal gepflastert wurde, entstand. Genauere Erkenntnisse sollen weitere Untersuchungen erbringen. Das Füllmaterial der Anlage wurde bereits geborgen. Gleiches soll mit dem hölzernen Kreuz geschehen, um dessen Alter genau analysieren zu können.

Gesamte Guss-Anlage dokumentiert, um sie für die Nachwelt festzuhalten

Der große Rest der Anlage wird im Zuge der weiteren Arbeiten auf dem Markt weggebaggert. Zuvor, so versicherte Madeleine Fröhlich, wurde die gesamte Guss-Anlage dokumentiert, um sie für die Nachwelt festzuhalten. „Dieser Fund ist ein gutes Beispiel für die Sinnhaftigkeit archäologischer Grabungen“, sagte Fröhlich. Immerhin wäre der relativ seltene Fund im Zuge der Erneuerung des Marktplatzes vermutlich unbeachtet für immer zugeschüttet worden.

Die Gussanlage ist nicht der erste bemerkenswerte Fund auf dem Weißenfelser Markt. Zu den bisherigen Entdeckungen gehörten Reste eines alten Brunnens ebenso wie historisches Pflaster. Das Spektakulärste: Eine im Jahr 1897 versenkte Metallschatulle, die aus etwa 1,50 Meter Tiefe am ehemaligen Standort des Kaiser-Wilhelm-Denkmals geborgen wurde. (mz)