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Freie Schule Lützen  Freie Schule Lützen : Erfolg trotz jeder Prognose

Von Heike Riedel 13.08.2016, 12:03
Der Vorsitzende des Fördervereins der Gustav-Adolf-Schule zu Besuch.
Der Vorsitzende des Fördervereins der Gustav-Adolf-Schule zu Besuch. Peter Lisker Lizenz

Lützen - Mit 50 neuen Schülern in zwei neuen fünften Klassen ist die Freie Gesamtschule Gustav Adolf in Lützen jetzt in das fünfte Jahr ihres Bestehens gestartet. Damit lernen heute insgesamt 220 Jungen und Mädchen der Klassen 5 bis 9 dort, wo ein Kreistagsbeschluss von 2010 das Ende der staatlichen Sekundarschule besiegelte. Die Schülerzahl von 176 war damals nach den Vorgaben des Landes zu gering und die Prognose sagte sogar Zeiten mit nur 129 Schülern voraus. Wie kommt es, dass sich die 2012 neu gegründete Schule so gut entwickelt? Wäre die alte Sekundarschule heute so stark wie die Gesamtschule?

Bessere Entwicklungsmöglichkeiten bei Schülern der Freien Schule

Schon bei der Einschulungsfeier in diesem Jahr fällt auf, dass einiges jetzt schulisch in Lützen ganz anders läuft als an der früheren staatlichen Sekundarschule. Das Eröffnungslied des kleinen Schulchors fordert auf zu „aufstehen, aufeinander zugehen, voneinander lernen, miteinander umzugeh’n“. Es gibt eine liebevoll gepackte Zuckertüte für jeden und jede Neue, Schulpaten aus den neunten Klassen stellen sich vor, die Reden strahlen familiäre Atmosphäre aus. Doch das allein zieht nicht auch Schüler aus der Leipziger Richtung und aus dem Saalekreis an die Lützener Schule, die unter der Trägerschaft eines Eltern- und Bürgervereins eröffnet wurde. Für viele Eltern ist es vor allem die Schulform der Gesamtschule, wo von der 5. Klasse bis zum Abitur unterrichtet wird. Davon versprechen sie sich bessere Entwicklungsmöglichkeiten für ihre Kinder, sagt Klaus-Dieter Hinz, stellvertretender Schulleiter. Das längere gemeinsame Lernen der Kinder ist vor allem das, was Schüler, Eltern und Lehrer ein Vorteil ist. „Es hält länger die verschiedenen Bildungswege offen“, betont Schulleiterin Anke Littmann. Dass in Lützen nun alle Bildungsabschlüsse zu erreichen sind, sieht sie als das Alleinstellungsmerkmal in der Region. Außerdem schätzten Eltern und Schüler auch die Förderangebote bis hin zur Begabtenförderung, meint sie.

Kurzer Schulweg und das Konzept

Bürgermeister Dirk Könnecke (parteilos) und der Stadtrat wissen die Schule als Standortfaktor zu schätzen. Deswegen hat die Stadt 2011 den Schulkomplex vom Landkreis für einen symbolischen Preis gekauft und rüstet ihn nun baulich auf, damit auch in den kommenden Jahren noch Schüler aufgenommen werden können. Ihre Schule lässt sich die Stadt also etwas kosten. Neben dem Schulkonzept ist es auch der kurze Schulweg, der viele Schüler in Lützen hält. So kommen die meisten Schüler aus der Kernstadt und von dort, wohin es Busverbindungen gibt.

Dass Lützen heute die Gustav-Adolf-Schule hat, nennt Landrat Götz Ulrich (CDU) einen Glücksfall. Er ist froh, dass sich dafür so viele engagieren. Die Schulgründung gelang auch, weil freie Schulen sich nicht an die Mindestschülerzahlen halten müssen, erklärt er. Über Schulverbünde müssten seiner Meinung nach zukünftig Schulschließungen verhindert werden. 2010 sei dem Kreistag keinerlei Spielraum bei seiner Schulentwicklungsplanung geblieben, blickt Ulrich zurück. Der Kreis hätte kein Geld für die anderen Schulen erhalten. Und auf die MZ-Anfrage bestätigt das Bildungsministerium, dass auch heute von seiner Seite keine Veränderung der Mindestschülerzahlen zu erwarten sei. Die Sicherung der Schulversorgung und Bildungsqualität habe das Land im Blick, wenn es solche Grenzen setze. Zudem müsse Schule personell bestreitbar und finanzierbar bleiben, machte Pressesprecher Steffen Thumann klar.

Schulgeld und Sponsoren nötig

Wirtschaftlichkeits-, Personal- und Qualitätskriterien müssen aber auch freie Schulen erfüllen. Und sie müssen ohne Geld vom Land erst einmal über drei Jahre kommen, um als staatliche Ersatzschulen anerkannt zu werden. Das haben die Lützener geschafft - mit einem Kredit von 750.000 Euro, für den die Stadt Lützen bürgt. Seit letztem Schuljahr hat nun das Land den Großteil der Finanzierung der Gustav-Adolf-Schule übernommen. Allerdings längst nicht in der Höhe wie für staatliche Schulen. Deswegen erhebt die freie Schule Schulgeld und braucht Sponsoren. Mario Mende, Vorsitzender des Trägervereins, spricht von etwas 30 Prozent der Kosten, die die Schule aus eigener Kraft aufbringen muss. Miete, Betriebskosten, Ganztagsangebote und noch mehr zusätzliche Ausgaben hat sie. Die Lehrer - mittlerweile 20 - werden nicht nach staatlichen Tarifen bezahlt, sondern geringer. (mz)