1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Weißenfels
  6. >
  7. Fest in Hohenmölsen: Fest in Hohenmölsen: Beim Herbstmarkt wurde geliebt, gekämpft und gestorben

Fest in Hohenmölsen Fest in Hohenmölsen: Beim Herbstmarkt wurde geliebt, gekämpft und gestorben

Von Petra Wozny 06.09.2015, 20:16
Mittelalterliches Handwerk und leckere Speisen faszinierte viele Besucher.
Mittelalterliches Handwerk und leckere Speisen faszinierte viele Besucher. Michael Thomé Lizenz

Hohenmölsen - Mit einem farbenprächtigen Feuerwerk ist am Sonntag der viertägige Herbstmarkt in Hohenmölsen zu Ende gegangen. Unmöglich, alle Veranstaltungen zu benennen, geschweigen denn, bei allen dabei gewesen zu sein. Immerhin zogen rund 160 Programme mehrere tausend Besucher aus Mitteldeutschland in der Stadt der drei Türme in ihren Bann. Publikumsmagnete waren natürlich wieder der Krammarkt, das große Festzelt mit viel Tanz, das Mölsener Festival der Spielleute, der Mittelaltermarkt und der Jahrmarkt.

Ein Scheck für die Tauchaer Schalmeien

Die Gründe beim jährlichen Spektakel dabei zu sein, sind also mannigfaltig. Das Rentnerehepaar Winfried und Erika Lange aus Hohenmölsen zog es beispielsweise wegen der Leute in die Innenstadt. „Man sieht Bekannte, die man ewig nicht getroffen hat. Und das ist einfach schön“, so der 72-Jährige. Claudia Krosse indes hat einen anderen Beweggrund, zum Herbstmarktbesucher zu werden. „Ich mag ganz einfach die schmissige Musik der Schalmeien und Fanfaren. Darum höre ich dort zu“, war von der 40-Jährigen zu hören. Sagte es und wippte sogleich zum Takt mit den Füßen mit. Unter den Musikern gaben auch wieder die Tauchaer Schalmeien den Ton an. Fetzig im neuen Outfit waren sie nicht nur etwas für die Ohren, sondern auch ein echter Hingucker: neongrüne Jacken samt gleichfarbiger Schnürsenkel und schwarze Hüte.

Das Ensemble durfte sich über einen Scheck der Burgenlandsparkasse freuen. 800 Euro flossen aus der PS- Lotterie. Zum ersten Mal beim Musikfestival dabei - auch so etwas gibt es noch - waren die Thüringer des Schalmeienorchesters Lindau/Rudelsdorf. „Eine großartige Atmosphäre“, lobte der erste Leiter des Orchesters, Enrico Röche, die großartige Volksfeststimmung, wo der Funke zwischen Akteuren und Publikum, wie eigentlich bei allen Veranstaltungen, immer recht schnell übersprang.

Schlacht zu Milzin als Höhepunkt

Ob Altmarkt, Kirche, Bürgerhaus, Losbude, Taverne - der Höhepunkt des Herbstmarktes war am späten Sonntagnachmittag zweifelsohne die Darstellung der Schlacht zu Milzin im Jahre 1080, wiederum in einer neuen Inszenierung. Dicht an dicht drängten sich auf dem Altmarkt die Menschen, hingen den rund 100 Akteuren an den Lippen, durchlebten die leidvolle Geschichte, die sich in ihrem Revier einst zugetragen hatte. Unter ihnen auch Uta und Bodo Benndorf aus Rössuln. „Natürlich sind wir mit dem Herbstmarkt groß geworden, doch als Kinder hat uns die Schlacht nicht so sehr interessiert. Wir sind eher auf den Jahrmarkt gegangen“, schilderte Bodo Benndorf und seine Frau nickte. Nun, seit ein paar Jahren spannt sich der Verein Drei Türme davor, die Geschichte der eigenen Heimat anschaulich und begreifbar zu machen. Somit nahm sie denn wieder ihren Lauf. König Heinrich der IV. und König Rudolf samt Gefolge sind sich freundschaftlich zugetan, trinken und feiern gemeinsam. Doch es sollte anders kommen. Heinrich strebt nach noch mehr Macht. Ein bisschen Papst zu sein ist auch nicht schlecht. Doch da hat er die Rechnung ohne Gregor gemacht, der über ihn den Bann legt. Heinrich bereut, zieht über die Alpen und geht den Weg nach Canossa. Der Papst verzeiht ihm. Doch es kommt heftig: König Rudolf wird Gegenkönig und zieht gegen Heinrich in den Krieg. Die Handlung endet mit dem Tod von Rudolf und der abgeschlagenen Schwurhand. Als König Heinrich IV. brillierte Mario Emmerich. König Rudolf alias Udo Clasen spielte sich in die Herzen der Zuschauer. Kleine Textlücken lächelte er charmant weg und überzeugte wortgewaltig, aber auch einzigartig mit einheimischem Dialekt.

Alles gut. Wären da nicht zwei junge Leute gewesen. Eingebunden in Schlachtgetümmel war diesmal die große Liebe zwischen Beterich von Teuchern und Judtih von Böhmen, gespielt von Jan Niklas Haugk und Annalena Schumann. Der 16-jährige gesteht der jungen Frau seine Liebe - auf dem Markt konnte man eine Stecknadel fallen hören. Sie, die eigentlich die Verlobte von Wiprecht von Groitzsch ist, reicht ihm ein Taschentuch. Natürlich trägt Beterich dies am Herzen. Auch als er im Sterben liegt, auch seinen Widersachen hat es tödlich erwischt, und seine Judith sich weinend über ihn beugt.

So geht große Geschichte in Hohenmölsen wieder einmal zu Ende. Da wurde geliebt, gesungen, gelacht und gestorben was das Zeug hielt. Eines ist sicher: Es hält nicht lange vor. Spätestens am ersten Wochenende im September des kommenden Jahres lebt alles wieder zum Herbstmarkt auf. (mz)