Fahrt durch die Flur

Von andrea Hamann 17.06.2013, 16:26
Reinhard Kraft (rechts) erklärt Manfred und Heidrun Hrazdira die Hochwasserschäden.
Reinhard Kraft (rechts) erklärt Manfred und Heidrun Hrazdira die Hochwasserschäden. Peter Lisker Lizenz

Langendorf/MZ - Zum zweiten Mal öffnet die Agrargenossenschaft in Langendorf ihre Türen für die Öffentlichkeit. Willkommen ist jeder, der hinter die Kulissen des Unternehmens schauen will. Eingeladen sind hingegen schon seit Jahren die Verpächter, die dem Landwirtschaftsbetrieb ihre Flächen zur Verfügung stellen. Während der Flurfahrt erzählt Jens-Uwe Kraft über die derzeitige Entwicklung. Da wird deutlich, dass der Betrieb ebenfalls durch das Hochwasser der vergangenen Wochen arg gebeutelt worden ist.

Nach der Fahrt lassen es sich die Gäste bei Musik durch die Skylight House Band, Kuchen und Gegrilltem gut gehen. Zu gleicher Zeit fassen Jens-Uwe Kraft und Reinhard Kraft, Vater des jungen Mannes und Vorsitzender der Genossenschaft, die Schäden zusammen. 80 Hektar mit Winterweizen bebauter Fläche sind futsch. Die jungen Halme sind durch das tiefe Wasser erstickt. Für weitere 80 Hektar Weideland, auf denen bis vor dem Wasser 200 Rinder standen heißt es immer noch Land unter. Ein erneuter Weideauftrieb der Tiere steht bislang noch in Frage. Erst wenn die Flut weggezogen ist, kann eingeschätzt werden, inwieweit sich die Fläche noch zum Abgrasen eignet. Das Ergebnis der Summe der gesamten Schäden: etwa 240 000 Euro.

„Das Wasser hat uns erwischt“, macht der 65-jährige Vorsitzende klar. Die Verpächter hätten für die Problematik Interesse gezeigt, hebt er hervor. So habe es viele interessante Gespräche gegeben, sagt er weiter. Unter anderem auch darüber, wie solche Katastrophen in Zukunft verhindert werden können.

Aber dieser Umstand soll während des Festes nicht im Vordergrund stehen. So haben die Mitarbeiter ihre mächtigen Maschinen rundherum auf das Festgelände gestellt. Mähdrescher, Spritzen, Pflug und Traktoren können aus der Nähe besichtigt werden. Gerade für die kleinen Jungen entwickelt es sich schnell zum Abenteuer, einmal zu spüren, wie es sich in einem Traktor sitzen lässt.

Das interessiert den 15 Monate alten Max an diesem Tag aber noch nicht so sehr. Er ist mit seiner Familie, darunter Großmutter Christel Tischendorf, extra aus Berlin nach Langendorf gekommen. Aber auch bei ihnen ist das Hochwasser Thema. „Wir haben bei unseren Flächen nach dem Rechten geschaut“, sagt Christel Tischendorf. Viel Zeit zum Grübeln bleibt aber nicht. Zu sehr zieht Max in den Bann. Denn er genießt es sichtlich, die beiden drei Wochen alten jungen Rinder zu streicheln, die putzigen Hasen und das Meerschweinchen zu füttern und den Ziegen zuzusehen. Diesen kleinen Streichelzoo haben die Mitarbeiter der Agrargenossenschaft extra für die kleinen Besucher eingerichtet.

Blumensträuße der außergewöhnlichen Art werden am Stand der Gärtnerei des Unternehmens verkauft. Hübsch gebunden sind Blumenkohl, Kartoffeln, Mohrrüben, Paprika und Zwiebeln. Daneben haben ebenfalls sehr kreative Sträuße aus Obst ihren Platz gefunden. Außerdem stehen Schälchen mit ersten frischen Erdbeeren auf dem Tisch „Wir haben schon ganz gut verkauft“, zeigt sich Mitarbeiterin Karla Landmann zufrieden über die Resonanz.

Immer wieder wird Jens-Uwe Kraft während dieses Spazierganges angehalten. Es sind vor allem die Verpächter, die ihn loben. Ob nun während seiner professionellen Moderation während der Flurfahrt oder wegen der erfolgreichen Entwicklung des Betriebes. Er sei das Erbe seines Vaters, bekommt er zu hören. Oder eben Sätze wie „Er ist der Richtige“, sind Beweis, dass seine Entscheidung , das Lebenswerk des Vaters irgendwann in Zukunft selbst fortzuführen, gut gewesen ist.