Fachgymnasium in Weißenfels Fachgymnasium in Weißenfels: Handy-Entzug im Schulunterricht

Weissenfels/MZ - 90 Minuten ohne Handy auskommen. Keine SMS, oder Whats-App-Nachrichten schreiben, keine Spiele, kein Internet und kein facebook. In der heutigen Zeit ist das für viele Jugendliche fast undenkbar, ist doch das Smartphone zu einem ständigen Begleiter des Lebens geworden. Doch für 25 Schüler der dreizehnten Klasse des Fachgymnasiums an den Berufsbildenden Schulen Burgenlandkreis (BBS) ist dieser Zustand im Betriebs- und Volkswirtschaftsunterricht Realität geworden. Vor der 90-minütigen Unterrichtsstunde gibt jeder Schüler sein ausgeschaltetes Mobiltelefon ab und legt es in die Regale ihres „Handy-Motels“, das die Fachgymnasiasten Alexander Jahnel, Max Grau, Franz Beutekamp und Janette Belugin in den zweiwöchigen Weihnachtsferien gebaut haben.
Die BBS Weißenfels ist eine von insgesamt drei Berufsschulen im Burgenlandkreis. Weitere Standorte befinden sich in Naumburg und Zeitz. Insgesamt 2 200 Schüler können an der Einrichtung einen Haupt-, Real-, oder den erweiterten Realschulabschluss, sowie das Abitur ablegen. Die Schulformen und zur Auswahl stehenden Berufszweige sind sehr vielfältig. Die Ausbildung mit abschließendem Abitur dauert drei Jahre, bestimmte Fachrichtungen der Fachoberschule können auch nach einem oder zwei Jahren abgeschlossen werden. (ts)
„Wir alle haben mittlerweile ein Smartphone und es ist natürlich verlockend, dieses während des Unterrichts zu benutzen“, sagt Alexander Jahnel. So schrieben sich die Schüler während des Unterrichts Nachrichten, lasen bei facebook oder beschäftigten sich mit dem ein oder anderen Spiel. „Das war natürlich störend und wir wurden von unserer Lehrerin auch ermahnt“, erzählt Alexander weiter. Um der Verlockung zu widerstehen, haben die vier Schüler das Motel gebaut. Dieses ist nach dem Klassenbuch nummeriert, so dass jeder Schüler ein persönliches Fach für sein Mobiltelefon besitzt.
„Man hat schon ein paar Entzugserscheinungen“
Nach dem Unterricht ist die Freude, das gute Stück wieder bei sich zu haben, dann umso größer. „Man hat schon ein paar Entzugserscheinungen“, gesteht Janette Belugin. Ihre Mitschüler pflichten ihr bei: „Das Handy spielt schon eine große Rolle in meinem Leben“, erzählt Franz Beutekamp. Max Grau ist der Ansicht, dass man ohne Handys kaum noch auskommen kann. „Wir können uns untereinander verständigen und spielen“, so der 16-Jährige. Ganz hoch im Kurs steht dabei laut Janette das Spiel „Quizduell“.
„Mein Favorit ist Doodle Jump“, berichtet Max und verweist auf das beliebte Videospiel, in dem es darum geht, eine Spielfigur auf einer endlosen Reihe von Plattformen immer höher zu bewegen, ohne dabei herunterzufallen. Alexander Jahnel sieht in seinem mobilen Endgerät aber noch andere Vorteile: „Wenn man unterwegs ist und etwas wissen will, kann man schnell das Smartphone rausholen und nachschauen“, erklärt der 17-jährige Weißenfelser.
Dessen Lehrerin Petra Friedrichs zeigt sich von dem Handy-Motel begeistert. „Am Anfang hat immer mal noch eins geklingelt, aber mittlerweile halten sich alle Schüler daran das Handy auch wirklich auszuschalten“, erzählt die Weißenfelserin, die das Projekt mit begleitet und unterstützt hat.
