Ein Langendorfer Paradies glänzt schwarz-rot-gold
Langendorf/MZ. - Familie Löser ist von Kopf bis Fuß auf Fußball eingestellt. Der vierjährige Kai jagt im grün-gelben Shirt von Brasilien über den Rasen, zielt und kracht einen Treffer in die nagelneue Torwand. Der Garten gleicht einem kleinen Fußballstadion: Schwarz-rot-gelb wohin man schaut - von der Torwand über Wimpelketten, drei Decken in den deutschen Nationalfarben auf den Sofas, die Tischdecke mit den Flaggen der teilnehmenden Mannschaften bedruckt. In diesem Garten ist der Fußball zu Hause. Sogar der aufgeblasene Sitz gleicht dem schwarz-weißen Leder. Extra errichtete Pavillons geben Schutz vorm Wetter.
"Wir sind startklar für die WM", gibt sich Mutter Marina Löser selbstbewusst. Und für die elfjährige Tochter Sara steht fest: "Deutschland gewinnt im Auftaktspiel 3:0, dabei schießen Ballack, Podolski und Schweini die Tore." Sara muss es ja wissen, denn sie kennt die deutsche Nationalmannschaft hautnah. Im Juni 2004 lief sie mit Philipp Lahm an der Hand im Auftaktspiel zur EM in Portugal auf. Während sie damals für Lahm und Ballack schwärmte, träumt das Mädchen heute von Schweini: "Er ist einfach süß. Ein Autogramm von ihm wäre das Größte."
Sara selbst hat jede Menge fußballerisches Talent. Seit fünf Jahren trainiert sie, spielte zuerst im heimischen Langendorf und seit einem Jahr für Rot-Weiß Weißenfels. Schon mehrfach wurde sie als Torschützenkönigin und beste Turnierspielerin ausgezeichnet. "Mancher Junge ist schon richtig neidisch", sagt Mutter Löser. Die Familie mit ihren elf Kindern im Alter von vier bis 27 Jahren könnte eine eigene Mannschaft aufmachen. Daniela (23) kickte beim HFC und besuchte die Sportschule in Halle, Franziska (21) spielt in der Leißlinger Frauenmannschaft. Falko (15) und Andreas (14) spielen für Sachsen Leipzig und besuchen die dortige Sportschule. Selbst die Jüngsten Eric (7) und Kai (4) spielen schon bei Rot-Weiß Weißenfels und eifern Ballack nach. Vater Holger Löser fungiert seit Jahren als Trainer. "Wenn die WM schon mal in Deutschland ist, hoffen wir natürlich, dass Deutschland Weltmeister wird", plaudert die 46-jährige Mutter.
Nur mit einem Ticket zur WM hat es nicht geklappt, und auch nicht mit einem Einlaufplatz für die Kinder. Dabei war Sara noch im letzten Jahr beim Confederations-Cup in Leipzig dabei, lief mit einem Mexikaner auf. Die beiden Jungen von der Leipziger Sportschule haben noch Hoffnung. Ihre Schule liegt genau gegenüber vom Stadion, und eigentlich hätten sie in ihren Zimmern richtige Logenplätze. Doch aus Sicherheitsgründen bleibt die Schule an den Spieltagen geschlossen. Die Jungen haben schulfrei. Ob die Männer der Familie Löser das Eröffnungsspiel verfolgen können, steht noch in den Sternen. "Eigentlich haben unsere Söhne um 16 Uhr Training in Leipzig. Der Vater holt sie anschließend ab. Dann können sie unmöglich zum Anpfiff zu Hause sein", sagt Marina Löser und lässt sich überraschen.