Zwillinge aus Weißenfels Die Weißenfelser Zwilling Lea und Aline Kolditz standen bereits mit Möhring vor der Kamera. Nun folgt Eigenregie.

Weißenfels - Wotan Wilke Möhring oder Wolfgang Winkler waren im Film schon einmal ihre Großväter, Christiane Paul oder Sophie von Kessel ihre Mutter. Die Weißenfelser Zwillingsschwestern Lea und Aline Kolditz haben im Alter von sieben bis zwölf Jahren sechs Filme und drei Musikvideos gedreht. Nun stehen beide vor dem Abitur und sehen ihre Zukunft eher hinter der Kamera als davor.
So wollen Lea und Aline Kolditz es nach ganz oben in der Filmbranche schaffen
„Wir wollen an die Filmhochschule nach Berlin“, sagt Lea Kolditz mit fester Stimme. Während die meisten Mitschüler nach dem Abitur ein Betriebswirtschafts- oder Lehramtsstudium antreten werden, haben sich die Schwestern für Regie entschieden.
Diese Idee reifte in ihnen seit dem sie mit einem Studenten einen Kurzfilm für dessen Diplom gedreht haben. „Da siehst du mal die andere Seite der Kamera und lernst die Berufe, die ebenfalls zum Film gehören besser kennen“, meint Aline Kolditz, die sich auch für eine Ausbildung zur Maskenbildnerin erwärmen könnte.
Obwohl ihre Schwester Lea sich durchaus auch vorstellen könnte, sich um ein Schauspielstudium zu bewerben, sind sich die Mädchen einig, dass sie nicht unbedingt vor der Kamera oder im Rampenlicht stehen müssen. „Wenn man einen Film macht und dann sagen kann, diese Idee zum Plot des Filmes stammt von mir, dass macht einen nicht minder stolz wie der Applaus nach einer Theatervorstellung“, meinen die beiden 17-Jährigen.
Trotz Rampenlicht: Schule wichtig
Die Erinnerungen an ihre kurze Filmkarriere tragen sie in sich, aber sie bereuen nicht, diese der Schule wegen aufgegeben zu haben. „Das Geschäft ist einfach sehr ungerecht“, bemerkt Aline nachdenklich. Auf Talent komme es oft nicht an, eher auf Glück und den richtigen Wohnort, meinen beide. „Und von 1 000 Castings bleiben meist nur vier oder fünf Jobs übrig - das wäre auf längere Zeit nichts für mich“, betont Aline strikt. Dazu kommt, dass die Konkurrenz immer größer würde, je älter man werde. „Zwillinge werden später aber nicht mehr gebraucht, sobald man auf die Drehzeiten nicht achten müsse“, erklärt Lea. Meist haben sich die Schwestern eine Rolle geteilt. Dass sie fast zwei Monate zudem nicht in die Schule gehen konnten, habe ihnen auch nicht wirklich gefallen.
Dennoch sind Freundschaften entstanden und an manchen Filmpartner erinnern sie sich gern zurück. „Wotan Wilke Möhring ist echt nett. Zu Kindern ist das zwar eigentlich jeder, aber er ist wirklich nett gewesen“, erinnert sich Lea. Dass Wolfgang Winkler bei seinem letzten Auftritt im Kulturhaus zu den Theatertagen nach ihnen explizit gefragt hat, finden beide sehr schmeichelhaft.
Dieses Stück haben die Zwillinge bereits geschrieben und aufgeführt
Erfahrungen als Regisseurinnen haben sie bereits im Verein Kulturphönix gemacht. Das Stück „Frau Schmidt“, das bei den 6. Weißenfelser Theatertagen vorgestellt wurde, haben sie nicht nur geschrieben, sondern auch passend in Szene gesetzt. Im Stück gibt es auch Videosequenzen, die sie selbst geschnitten haben. „Das hat uns Spaß gemacht und das wollen wir weiter machen“, meint Lea lächelnd.
Dabei wissen die beiden jungen Frauen ganz genau, was sie drehen wollen. „Es sollen Filme sein, die glücklich machen und gute Laune verbreiten“, beschreibt Aline ihre Vorstellungen. Auch Themen wie Moral könne man mit Charme verpacken, davon ist die 17-Jährige überzeugt. Auf ein Genre wollen sie sich nicht festlegen, aber irgendwann möchten sie einen Abenteuerfilm mit vielen Kostümen und Darstellern drehen. Auf diese Art und Weise wollen sie auch den Bewerbungsfilm gestalten, mit dem sich beide an den Hochschulen 2018 bewerben wollen. Denn vorher werden Lea und Aline ein Freiwilliges kulturelles Jahr absolvieren und schnuppern dabei aber auch Medien- und Theaterluft. Sie haben sich für einen Radiosender und ein Theater entschieden.
Floorball: Die zweite große Leidenschaft der beiden Weißenfelserin
Das Jahr zwischen Schule und Studium wollen beide zudem zum Floorball spielen nutzen beim Unihockey Club Weißenfels. Beide Kolditz-Schwestern spielen in der ersten Damenmannschaft. „Das ist ein Sport, den wir einfach zum Ausgleich brauchen“, sagt Lea, und Aline stimmt zu. „Es ist gut zum Abschalten und man lernt viel dabei“, betont Aline. Um sich ihren Traum vom Film zu erfüllen, arbeiten Lea und Aline in verschiedenen Nebenjobs. Schließlich müsse man gewappnet sein. Falls es mit der Film-Karriere nicht klappen sollte, dann könnten die beiden sich auch eine Zukunft im Sport vorstellen. (mz)