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Diakonie-Einrichtung endlich wieder geöffnet Diakonie-Einrichtung endlich wieder geöffnet: Zum Kaffee in der Teestube

Von Holger Zimmer 04.06.2020, 08:45
Sylvia Bock gehört zu den guten Seelen der Weißenfelser Teestube und bringt Matthias Wiegand (Mitte) und Manfred Wege Kaffee.
Sylvia Bock gehört zu den guten Seelen der Weißenfelser Teestube und bringt Matthias Wiegand (Mitte) und Manfred Wege Kaffee. Holger Zimmer

Weissenfels - Acht Uhr hat Sylvia Bock am Dienstagmorgen die Tür zur Teestube der Diakonie in der Merseburger Straße in Weißenfels aufgeschlossen. Nach zweieinhalb Monaten können sich nun Bedürftige wieder hier treffen. Auf einen Kaffee erst einmal nur, wie Kerstin Herwig vom Diakonischen Werk im Kirchenkreis Merseburg betont.

Denn warmes Mittagessen wird immer noch nicht angeboten, da müssten weitere Lockerungen in Kraft treten. Das schreckt manche ebenso ab wie die einzuhaltenden Vorschriften: die Anwendung von Desinfektionsmittel, das Hinterlassen der Anschrift und das Einhalten des 1,5-Meter-Mindestabstandes.

Was treibt Menschen in die Teestube?

An einem Tisch sitzen drei Männer und trinken Kaffee. Sie sind froh, dass sie hier Gesellschaft haben und miteinander reden können. Manfred Wege ist mit 74 Jahren der Älteste des Trios. Er war Schlosser und wurde vor 15 Jahren arbeitslos. Er wohne ganz in der Nähe und komme gern her, wie er bekennt. Hier löst er Kreuzworträtsel, sprich mit anderen, kommt aber vor allem wegen des Mittagessens. „Es wird gut gekocht. Ich bin zufrieden.“ Und Corona? Wege winkt ab. Er lebt allein und nur das störe ihn.

Matthias Wiegand ist der Jüngste am Tisch. Der 67-Jährige war Chemiefacharbeiter, wurde nach der Wende arbeitslos, hat sich wieder einen Job gesucht und war als Bauhelfer tätig. Was ihn in die Teestube treibt? Es sei die Langeweile und hier könne man mit den Leuten reden. Auch Bernd Necke (72) kommt seit vier Jahren regelmäßig vorbei. Hier erhält er sein Essen, das zwischen einem und 1,50 Euro kostet.

„Das ist echte Hausmannskost“

„Das ist echte Hausmannskost“, schwärmt er und finanziell günstig. So sehr, dass er etliches mehr zu zahlen hatte, als die Teestube Mitte März geschlossen wurde. „Da musste ich schauen, dass man mit dem Rest zurechtkommt.“ Nun hofft er, dass bald wieder Essen angeboten wird.

Margot Sachse engagiert sich seit 29 Jahren für die Teestube. Sie war kurz nach der Wende von der Pfarrerin Margot Runge geworben worden. Die Teestube befand sich zunächst in einer ehemaligen Autowerkstatt am Georgenberg, dann im Novalishaus und nun in der Merseburger Straße. Damals kamen mit 40 Leuten doppelt so viele wie heute. Es waren laut Margot Sachse die zahllosen Entlassungen, die die Menschen aus der Bahn warfen und sie sagt: „80 Prozent der Leute hatten in DDR-Zeiten nie einen Tag krank gemacht.“

Froh, dass die Teestube wieder geöffnet ist

Für sie war das Angebot der kirchlichen Einrichtung vielfach ein Rettungsanker. War das Geld auch oft knapp, ließ Margot Sachse, die in Markwerben lebt, ihre Verbindungen zu einigen Firmenchefs spielen, um zusätzlich etwas anbieten zu können. Sogar eine Kleiderkammer konnte eingerichtet werden, so dass Bedürftige auf Sachen zurückgreifen können.

Und auch in ihrem Dorf fand sie Helfer, die eine Veranda an der Teestube mit durchsichtigen Plasteplatten abdichteten, so dass in der kalten Jahreszeit draußen geraucht werden konnte, ohne dass man sich erkältete. Jetzt ist sie froh, dass die Teestube wieder geöffnet ist.

Neue Mitarbeiterin steht in Aussicht

Sylvia Bock kann nun noch jene Zeit als Ein-Euro-Jobberin dranhängen, als sie wegen der Schließung während der Corona-Krise nicht gearbeitet hat. Selbst eine neue Mitarbeiterin steht in Aussicht, die die Küchenarbeit übernehmen soll. Nun hofft die Seniorin darauf, dass sich die Lage weiter stabilisiert und auch wieder Mittagbrot angeboten werden kann.

››Die Teestube ist montags bis donnerstags von 8 bis 14 Uhr und freitags von 8 bis 12 Uhr geöffnet. (mz)