1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Weißenfels
  6. >
  7. Der Taubenflüsterer: Der Taubenflüsterer: Siegfried Röhl züchtet seit Jahrzehnten die edlen Vögel

Der Taubenflüsterer Der Taubenflüsterer: Siegfried Röhl züchtet seit Jahrzehnten die edlen Vögel

Von Sandra Simonsen 23.09.2018, 06:00
Joachim Röhl aus Tagewerben züchtet seit Jahrzehnten Tauben.
Joachim Röhl aus Tagewerben züchtet seit Jahrzehnten Tauben. Peter Lisker

Tagewerben - Um 6.30 Uhr ist „Nummer 3020“ in Paris gestartet. Um 16.27 Uhr meldete sich der Vogel, der statt eines Namens nur eine Nummer mit sich trägt, pünktlich zurück im Taubenschlag von Siegfried und Heiko Röhl in Tagewerben. Damit belegte das Tier den zweiten Platz beim Parisflug 2018, an dem insgesamt 139 Tauben aus mehreren Landkreisen teilgenommen haben - 24 von ihnen stammen aus dem Burgenland- sowie dem Saalekreis.

Siegfried Röhl hat 1976 mit der Taubenzucht angefangen - vor rund 20 Jahren ist auch sein Sohn in das Hobby eingestiegen. Seitdem gurrt und flattert es auf dem großen Grundstück der Röhls munter vor sich hin. „Die ersten Tauben haben wir geschenkt bekommen - wir haben dann noch welche dazu gekauft, so dass wir mit etwa 30 Tauben gestartet sind“, erzählt der 68-jährige Rentner. Mittlerweile hat er 25 Zuchtpaare, 80 Reisetauben und 105 Jungtauben bei sich in verschiedenen Volieren.

Manche Tauben werden extra für den „Rennsport“ ausgebildet

Während einige der Tauben nur zum Züchten gedacht sind, gibt es andere, die extra für den „Rennsport“ ausgebildet werden. Für diese speziellen Langstrecken-Tauben gibt es dann Trainingsflüge über mehrere hundert Kilometer, bei denen sie lernen sollen, ihr Zuhause in Tagewerben auch auf längere Distanz sicher wiederzufinden. „Sie orientieren sich dann zum Beispiel an Magnetfeldern“, weiß Röhl.

Zu den Rennen werden die Vögel dann gefahren, um beispielsweise aus London, Südfrankreich oder eben Paris zurück zu ihrem Heimatschlag zu finden. „Einige Tauben sterben unterwegs immer durch Greifvögel“, erzählt Röhl, das sei natürlich ärgerlich und traurig für die Tiere, die zigtausende Kilometer unbeschadet zurücklegen und dann plötzlich von einem Raubvogel überrascht werden. Diese Tauben findet Röhl dann auch nicht mehr wieder und kann sie nicht orten. Trotzdem sind alle Tauben mit einem elektronischen Ring ausgestattet, auf dem ihre Daten gespeichert sind - damit wird auch sichergestellt, dass bei den Rennen nicht geschummelt werden kann.

Beim Parisflug ist von den sieben Tauben, die Röhl hat starten lassen, eine nicht angekommen

Auch beim Parisflug ist von den sieben Tauben, die Röhl hat starten lassen, eine nicht angekommen. Trotzdem lässt er seine „Renner der Lüfte“, wie er sie stolz nennt, wöchentlich wieder starten - die Weitstreckentauben starten alle zwei Wochen zu einer neuen Reise. „Natürlich nur während der Saison - und die Weitstreckentauben brauchen eine längere Regenerationszeit“, weiß der Züchter. Während dieser Zeit werden sie auch speziell gefüttert mit Diätkost und Futter, dass vor dem Flug die Muskeln wieder wachsen lässt. Einige seiner Tauben schickt er auch zu Rennen nach Südafrika oder Portugal, wo sie von klein auf trainiert werden.

Manche Tauben hat Röhl aber auch nur zur Zucht oder zum Anschauen. Seine weißen Tauben zum Beispiel kommen immer mal wieder bei Hochzeiten zum Einsatz, wenn sie besonders romantisch in die Lüfte steigen, um dem Brautpaar Glück zu bringen. (mz)