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Demo gegen Schlachthof Demo gegen Schlachthof: Darum zeigte sich Tönnies jedoch nicht gesprächsbereit

Von Martin Walter 16.09.2019, 16:00
Vertreter verschiedener Initiativen, Organisationen und Parteien demonstrieren auf dem Weißenfelser Marktplatz gegen den Schlachtbetrieb Tönnies.
Vertreter verschiedener Initiativen, Organisationen und Parteien demonstrieren auf dem Weißenfelser Marktplatz gegen den Schlachtbetrieb Tönnies. Peter Lisker

Weissenfels - „Wir wollen diesen Tag zu einem schwarzen Freitag für Tönnies machen!“, rief Wolfgang Gotthelf, Sprecher der Ortsgruppe Weißenfels des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) ins Mikrofon. An markanten Sprüchen hat es bei der Protestkundgebung gegen den Schlachtbetrieb Tönnies auf dem Weißenfelser Marktplatz nicht gemangelt. Von dem Verein „Aktion Arbeitsunrecht“ initiiert, richteten sich die Demonstrationen, die zeitgleich auch in weiteren Orten Deutschlands stattfanden, gegen die „Ausbeutung von Mensch, Tier und Umwelt“, wie es auf den Plakaten hieß und mit zahlreichen Redebeiträgen untermauert wurde.

Tönnies: Gespräche auf faire und sachliche Weise

Neben dem BUND beteiligten sich auch Vertreter von Linkspartei und Grünen, der Satirepartei „Die Partei“ und einiger Initiativen an der Demo mit circa 40 Teilnehmern. Die Adressaten des Protests ließen sich jedoch nicht blicken. Denn entgegen anderslautender Ankündigungen des Unternehmenssprechers waren keine Vertreter von Tönnies vor Ort, um mit den Demonstranten ins Gespräch zu kommen. „Wir haben dem Verein ,Aktion Arbeitsunrecht’ ein Gesprächsangebot unterbreitet, auf das er nicht reagiert hat“, sagte André Vielstädte.

Der Pressesprecher von Tönnies begründet die Abwesenheit von Unternehmensvertretern damit, dass man sich nicht beschimpfen und verunglimpfen lassen wolle. „Wir sind grundsätzlich für Gespräche bereit, aber diese müssen auf eine faire und sachliche Weise stattfinden.“ „Tönnies hat uns kein Gesprächsangebot unterbreitet“, widersprach Elmar Wigand, Pressesprecher der Aktion Arbeitsunrecht. Er wisse auch nicht, was es zu besprechen gäbe. „Es handelt sich nicht um eine Meinungsverschiedenheit, sondern um ein strukturelles Problem in dem Unternehmen. Die Vorwürfe liegen auf dem Tisch.“

Hat Tönnies gegen die europäische Tiertransportverordnung verstoßen

Diana Harnisch, stellvertretende Vorsitzende der BUND-Kreisgruppe Burgenlandkreis, äußerte noch eine andere Vermutung: Dass sich kein Vertreter von Tönnies zur Diskussion stellen wollte, deute darauf hin, dass an den Vorwürfen etwas dran sein müsse. Angekreidet wurden Tönnies beispielsweise Verstöße gegen die europäische Tiertransportverordnung. Auch die Erweiterungspläne des Weißenfelser Schlachthofs werden kritisiert sowie „unerträgliche Arbeits- und Lebensbedingungen der Werkvertragsarbeiter“, die vor allem aus den Osteuropa kommen. Tönnies hat all die Kritikpunkte stets vehement zurückgewiesen.

Doch die Arbeiter, die mit dem Protest unterstützt werden sollten, beteiligten sich ebenfalls nicht an der Demo. „Die Betroffenen trauen sich nicht hierher“, sagte Grünenpolitikerin Dorothee Berthold. Die Mitarbeiter hätten Angst vor Repressalien, wenn sie von Tönnies-Vertretern entdeckt würden. (mz)