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Christophorusschule in Weißenfels Christophorusschule in Weißenfels: Schüler inszenieren Theaterstück

Von bärbel schmuck 11.07.2014, 12:38
Angefangen hat alles mit Pantomime und wenigen Requisiten. Jetzt haben die jüngsten Schüler im Grundschulalter „Die Schildbürger“ aufgeführt.
Angefangen hat alles mit Pantomime und wenigen Requisiten. Jetzt haben die jüngsten Schüler im Grundschulalter „Die Schildbürger“ aufgeführt. Peter lisker Lizenz

weissenfels/MZ - Zuerst haben sie sich als Diebesbande in der Kunst der Pantomime versucht. Ganz ohne Text und mit wenigen Requisiten spielten Kinder im Grundschulalter der Weißenfelser Christophorusschule des Christlichen Jugenddorfwerkes (CJD) Theater.

Unterrichtet wird an der Christophorusschule Weißenfels in freier Trägerschaft des CJD nach dem Lehrplan der staatlichen Sekundarschulen. Die meisten Schüler/innen von der Schuleingangsphase bis zur siebenten Klasse kommen aus Naumburg, Zeitz, Nebra, die wenigsten aus Weißenfels. Seit 2009 befindet sich die Förderschule in der Kleinen Deichstraße 27/29. Angefangen wurde in zwei Räumen in der Herder-Grundschule Weißenfels.

Mittwoch zeigten die Erst- bis Viertklässler vor ihren Eltern und Lehrern, was sie beim Theaterprojekt in der Bildungseinrichtung in der Kleinen Deichstraße inzwischen noch gelernt haben, um Aggressionen abzubauen, aufeinander zu hören, andere Kinder ausreden zu lassen und sie zu respektieren.

Selbst ausgewählte Texte

Zusammen mit Theaterpädagogin Rotraud Denecke und Musiker Thomas Folk von der Zeitzer Kulturvilla „Kolorit“ haben die Kinder das Stück „Die Schildbürger“ in wenigen Monaten einstudiert. „Die Texte durften wir uns selbst ausdenken und auch, wen wir spielen wollen“, erzählt André. Der aufgeweckte Junge trägt eine weiße Kochmütze und schwingt dabei keck eine Kelle und ein Sieb. Damit fängt er zusammen mit anderen Bürgern aus Schilda Licht ein, wie der kleine Koch weiter vor dem Stück plaudert.

Sandro ist der Kokosnuss-Werfer, Justin hat sich die Rolle des Reiters ausgesucht, Philipp gibt den Angler, Lukas den Maler und Fabian den Hufschmied. Anastasia, mit elf Jahren das einzige Mädchen, spielt die Bürgermeisterin. Ritter Andreas schwingt als ihr Adjudant und Schreiber im Rathaus die Feder. Die Lichtfänger von Schilda schlagen sich wacker, agieren konzentriert und diszipliniert. Eine knappe halbe Stunde etwa, dann ist das Stück vorbei.

„Das habt ihr richtig gut gemacht“, bricht Theaterpädagogin Rotraud Denecke das Schweigen und spart nicht mit Lob. Schulsozialarbeiterin Doreen Jahn, die die Kontakte nach Zeitz geknüpft hat, applaudiert zusammen mit Eltern und Lehrern um Schulleiter Norbert Solf. Die Zuhörer sind gerührt.

Kinder blühen auf

Beim anschließenden gemeinsamen Kaffeetrinken berichten Mütter und Väter, wie sich ihre hyperaktiven Sprösslinge mit Aufmerksamkeitsdefiziten und Konzentrationsschwächen sowie sozialen und emotionalen Beeinträchtigungen entwickelt haben, seit sie die Christophorusschule beim CJD in Weißenfels besuchen. „Anastasia ist hier richtig aufgeblüht“, sagt ihre Mutter. Das Mädchen sei zu Hause und in ihrer vorherigen Schule lautstark und deshalb nie zu überhören gewesen. „Hier zeigt sie zunehmend Disziplin, das ist schön“, sagt die Mutter von vier Kindern erleichtert. Anastasia selbst freut sich, dass sie das nächste Schuljahr hier bleiben darf. „Wir sind sieben Schüler in einer Klasse, das gefällt mir“, sagt sie. Auch ihr zehnjähriger Bruder Niklas, der den Holzfäller im Stück mimte, fühlt sich in einer kleineren Klasse wohler. „Schreiber“ Andreas nickt eifrig. „Ich will noch ganz lange hier zur Schule gehen“, sagt der quirlige Neunjährige.

Schulleiter Norbert Solf hat das Theaterstück mit großem Interesse verfolgt. „Wie ruhig und konzentriert die Kinder gespielt haben, das hat mich beeindruckt“, erklärt der Pädagoge. Das Theaterspielen soll fortgesetzt werden, kündigt er an. Für die Großen wird ein Antigewalttraining an der Schule angeboten, „damit sind wir ebenfalls gut gefahren“, zieht Schulsozialarbeiterin Doreen Jahn Bilanz.

Maximal acht Kinder pro Klasse

Die Förderschule mit Ausgleichsklassen wird zunehmend als Durchgangseinrichtung angenommen, ist von Jugenddorfleiterin Angela Zimpel zu hören. Kinder hätten die Möglichkeit, an Sekundarschulen zurückzukehren. Waren es anfangs fünf Schüler und zwei Sonderpädagogen, so werden inzwischen 44 Kinder (42 Jungen und zwei Mädchen) von elf Lehrern unterrichtet. In den Klassen lernen maximal acht Kinder.

„Weil wir räumlich an Grenzen gestoßen sind, werden wir im August umziehen“, sagt Angela Zimpel. Und Norbert Solf erklärt: „Die Kinder brauchen Rückzugsmöglichkeiten. Zudem fehlen Fachkabinette und auch der Schulhof ist zu klein.“

Antigewalttraining für die Großen mit Lehrer Emanuel Schröder im Hintergrund: Tim (links) und Dominik probieren es auf dem Schulhof aus.
Antigewalttraining für die Großen mit Lehrer Emanuel Schröder im Hintergrund: Tim (links) und Dominik probieren es auf dem Schulhof aus.
Peter lisker Lizenz