Lützen stellt seine Finanzhilfen auf den Prüfstand. Chaos bei Vereinsförderung
Ziel soll es sein, mehr Gerechtigkeit und Transparenz walten zu lassen. Weshalb die Stadt dabei vor enormen Schwierigkeiten steht.

Lützen - Der Lützener Stadtrat will die Förderung für Vereine gerechter und transparenter machen. Langfristiges Ziel ist es, die seit 2011 bestehende Vereinsförderrichtlinie der Stadt durch ein neues Regelwerk zu ersetzen. Erstmals diskutiert hat der Sozial-, Kultur-, Bildungs-, Sport- und Tourismusausschuss das Vorhaben in seiner jüngsten Sitzung. Dabei wurde deutlich, dass man vor einer ganzen Reihe an Problemen steht. Die MZ gibt an dieser Stelle einen Überblick:
1 - Unübersichtliche Vereinslandschaft:
Niemand weiß genau, wie viele Vereine es in Lützen und den Ortschaften überhaupt gibt. Das offizielle Register für eingetragene Vereine ist in Sachsen-Anhalt beim Amtsgericht Stendal angesiedelt. Die Stadt Lützen verfügt lediglich über eine Übersicht, in die sich Vereine freiwillig eintragen lassen können, und die auch auf der Homepage der Stadt veröffentlicht ist. Einige der dort gelisteten Vereine existieren bereits nicht mehr. Viele Vereine versäumen es zudem, Änderungen im Vorstand oder bei der Erreichbarkeit zu melden.
2 - Fehlende Vergleichbarkeit der Vereine:
Ein stark vereinfachtes Beispiel soll das Dilemma verdeutlichen. In einem Tennisclub sind eher Menschen Mitglied, die über ein gewisses Einkommen und einen sozialen Status verfügen. Sie können sich höhere Mitgliedsbeiträge leisten und den Verein so auf stabilere Füße stellen. Eine alleinerziehende Bürgergeld-Empfängerin hingegen hat oft schon Mühe, ihrem Sohn für 2,50 Euro im Monat die Mitgliedschaft im Sportverein zu ermöglichen.
Trotzdem, da ist sich der Ausschuss einig, sind beide Vereine förderwürdig. Wie man dies gerecht ausgestalten kann, wird einer der Knackpunkte sein.
3 - Verschiedene Förderarten:
Die seit 2011 bestehende Förderrichtlinie sieht vor, dass Vereine zu bestimmten Anlässen oder Vorhaben, beispielsweise bei runden Vereinsjubiläen oder für die Sanierung eines Vereinsheims, Mittel von der Stadt erhalten können.
Zudem wurden die sogenannten Heimatmittel, die die Stadt den Ortschaftsräten jährlich zur Verfügung stellt, vor einiger Zeit von zwei auf vier Euro pro Einwohner erhöht. Ortschaftsräte und Ortsbürgermeister können mit diesem Budget selbst entscheiden, welchen Verein sie vor Ort unterstützen wollen.
Darüber hinaus besteht ein nahezu undurchschaubarer Wust an immaterieller Förderung durch individuelle Verträge. Manche Vereine werden für Betriebskosten während der Sporthallen-Nutzung weniger zur Kasse gebeten (und damit indirekt gefördert) als andere. Dies müsse vereinheitlicht werden.
4 - Ortschaften sollen liefern:
Als erster Schritt sollen die Ortsbürgermeister ins Boot geholt werden. Ihre Kontakte direkt vor Ort sollen helfen, bis spätestens zum Jahresende eine Übersicht über alle bestehenden aktiven Vereine zu bekommen. Diese soll die Basis für weitere Überlegungen bilden.
„Das wird nicht einfach, aber wir müssen anfangen“, konstatiert Bürgermeister Uwe Weiß (SPD). Wie lange der Prozess dauere und was am Ende rauskomme, werde man sehen.