Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Würze für zwei Jubiläen
BURGWERBEN/MZ. - Eberhard Kühn (60) und Thomas Schreiber (59) kennen sich seit Jahrzehnten. Ersterer war bei der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) Burgwerben Werkstattleiter und Schreiber technischer Leiter. Heute sind sie Chefs von zwei Unternehmen, die dort ihr Domizil haben, wo es einst die Verwaltung, Garagen und die Mähdrescher-Unterstellhalle der LPG gab. Kühn ist Geschäftsführer der Landtechnik GmbH und Schreiber Inhaber der gleichnamigen Kommunaltechnikfirma. Seit 1999 organisieren sie den Burgwerbener Bauernmarkt, der am 9. und 10. April seine 13. Auflage erlebt.
1990 standen die beiden Männer am Scheideweg. 60 LPG-Handwerker hatten in DDR-Zeiten damit zu tun, in fünf Werkstätten unter anderem 100 Traktoren und 400 Anhänger in Schuss zu halten, die der Bewirtschaftung von 5 500 Hektar Nutzfläche dienten. "Mit solchem Aufwand hat man das nach der Wende nicht mehr betreiben können", ist sich Thomas Schreiber schon damals sicher gewesen. Die Herauslösung der Technik und die Konzentration auf eine Werkstatt mit einem Viertel der Belegschaft wäre notwendig gewesen. Neben der Landtechnik hätte man Baumaschinen und Lkw reparieren können. Doch das wurde damals ignoriert.
Was blieb, waren eigene Wege, die gegangen werden mussten. Im März 1991, als auch die LPG-Verwaltung am Boden lag und es kaum noch etwas zu tun gab, gründete Kühn sein Unternehmen und setzte genau das um, was im Jahr zuvor nicht funktionierte. Er hält seitdem mit seinen 13 Leuten die Technik der Genossenschaften im Umkreis von 100 Kilometern instand. Da das aber ein Saisongeschäft ist, suchte er andere Aufgaben, liefert und montiert Hydraulik und Zentralschmieranlagen für Biogasanlagen bis nach Spanien. Letztlich sei der ständige Blick nach Neuem wichtig, um allen Mitarbeitern Arbeit und Verdienst zu sichern.
Schreiber erwarb die Unterstellhalle für Mähdrescher, baute sie aus und richtete darin seine Werkstatt ein. Er stellte für Haus und Garten das zur Verfügung, was zunächst überall noch fehlte: über Kettensäge und Rasenmäher bis hin zur Motorsense. Der 59-Jährige verkauft und verleiht. Beschäftigungsgesellschaften, aber auch Städte und Gemeinden gehören zwischen Merseburg, Leipzig und Naumburg zu seinen Kunden, die auch Rasentraktoren und Großflächenmäher brauchen. Er spricht von manch schlafloser Nacht als Selbstständiger. Schließlich müsse er für acht Leute die Löhne auftreiben, was angesichts der Zahlungsmoral einiger Kunden nicht immer einfach gewesen sei.
Während Schreiber sieben Lehrlinge in all den Jahren ausgebildet hat und drei übernahm, waren es in Kühns Landtechnik neun, von denen fünf geblieben sind. Nicht alle hätten die besten Voraussetzungen für die Ausbildung mitgebracht, einige hätte man erst auf den Weg bringen müssen. Aus ihnen seien aber ordentliche Facharbeiter geworden. Thomas Schreiber sieht hier dennoch politischen Nachholbedarf. "25 000 Euro kostet die Ausbildung, die nicht ohne die Abstellung von Fachkräften möglich ist. Da hätte man erwarten können, dass es für uns entsprechende Zuschüsse gibt." Einig ist er sich mit Eberhard Kühn darin, dass man auf das 20. Jubiläum stolz sein kann und sagt: "Vor allem wenn man sieht, wie viele Firmen in dieser Zeit den Bach runtergegangen sind."
Was als Hausmesse beider Unternehmen gedacht war, wurde letztlich zu einem Bauernmarkt mit Volksfestcharakter. "Nicht mal der in den vergangenen Jahren gleichzeitig stattfindende Weißenfelser Markt hat sich da negativ ausgewirkt", sagt Roberto Spode, Chef einer Heizungs- und Sanitärfirma, der ebenfalls als Organisator mit von der Partie ist. 5 000 bis 6 000 Leute seien schon gekommen, denen man Hubschrauberrundflüge oder einen Blick vom Kran habe bieten können.
Ohne die vielen Helfer bis hin zur Feuerwehr und Sponsoren wären Organisation und Absicherung nicht möglich gewesen. Zwei Jahre hatte die Gemeinde den Höhepunkt organisiert, doch seit dem vergangenem Jahr hat man wieder selbst die Federführung übernommen. Vom Ortschaftsrat gab es dennoch jene 500 Euro, die man beantragt hatte. "Wir wollten nicht mehr, schließlich gibt es ja noch andere Vereine in Burgwerben", sagt Thomas Schreiber.