1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Weißenfels
  6. >
  7. Burgenlandkreis: Burgenlandkreis: Vor Entsorgung muss ein Labor ran

Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Vor Entsorgung muss ein Labor ran

Von HEIKE RIEDEL 08.08.2011, 18:25

POSSENHAIN/MZ. - "So schnell wie möglich müssen die Brandabfälle jetzt entsorgt werden", sagt Amtsleiter Dietrich Trebs. Bis wann, das könne er aber noch nicht sagen. Es müsse allen eine angemessene Reaktionszeit im Verwaltungsverfahren eingeräumt werden. Vielleicht stehe am Ende auch die ersatzweise Beräumung durch das Amt.

Trebs' Akte datiert aus dem Jahr 2008. Seitdem liegt die Entsorgung des als Sonderabfall deklarierten Inhalts der Lagerhalle auf seinem Tisch. "Wir konnten bisher niemanden finden, der verantwortlich zu machen war für die Entsorgung, und haben uns als Landkreis zurückgehalten, in Vorleistung zu treten, weil keine direkte Gefahr von den Stoffen in der verschlossenen Halle ausging", so Trebs.

Die einst auf mehr als 60 Tonnen geschätzten und vom Amt aufgelisteten Materialien haben sich jetzt deutlich reduziert. Die 37 Tonnen PVC-Pulver sind fast komplett verbrannt. Von den etwa zwei Tonnen gefährliche Abfälle meint Trebs, dass vielleicht noch etwa 50 Kilogramm geblieben sind. Nun drängt das Amt auf Sofortvollzug der Beräumung des Brandortes. Denn von ihm geht eine Gefahr aus. Deswegen wurde Fred Preßler, der sich am Brandtag vor Ort als Eigentümer des Geländes vorgestellt hat, auferlegt, dafür zu sorgen, dass das Territorium nicht frei zugänglich sei und die Brandreste abgedeckt werden. So soll eine vorübergehende Absicherung erreicht werden, damit Wind und Regen nichts von den Reststoffen verbreiten.

Wohin die Entsorgung erfolgen muss, wie teuer sie wird? Dietrich Trebs zuckt die Achseln. Er könne den Entscheidungen des Eigentümers nicht vorgreifen. Mit Hilfe eines Labors werde die Beräumung organisiert werden müssen, denn es sei erst einmal zu analysieren, wie gefährlich das ist, was übrig geblieben ist und entsorgt werden muss. Spezielle Entsorgungsfirmen und -orte, die gebe es dann schon. Erst nach Vorlage der Entsorgungsangebote könne man über die Höhe der Kosten sprechen.

Fred Preßler meint, die Zahl 35 000 Euro schon mal gehört zu haben. Er weiß nicht, wie die Sache ausgeht, die für ihn 2004 begann. Als sein Geschäft als Schrotthändler so richtig gut lief, kam der Naumburger auf die Idee, eine Recyclingfirma für Altfahrzeuge auf die Beine zu stellen. Die von einer Bank betriebene Versteigerung des fünf Hektar großen Areals in Possenhain mit zahlreichen Gebäuden sah er als die Gelegenheit, das passende Grundstück zu bekommen. Die Caritas und ein Produzent von Bauteilen aus Kunststoff - Halle Plastik - waren bereits vor Ort. Das versprach ihm ein lebendiges Gewerbegebiet und Mieteinnahmen.

Doch es kam alles anders. Die Halle Plastik war gewissermaßen schon im Umzug nach Stößen. Später zog auch die Caritas aus. Preßler erhielt seinen Kredit über mehrere hunderttausend Euro nicht, investierte aber, was er noch hatte, in die Sicherung der Bausubstanz - bis ihm seine Bank des Grundstücks verwies. Dass zwischenzeitlich andere aber Zugang fanden, sieht man heute den Gebäuden an. Sanitärtechnik, Rohrleitungen, Elektrik. . ., alles was irgendwie verwertbar war, ist ausgebaut. Der Wind pfeift durch zerschlagene Fenster und Türen.

Eigentlich glaubte Preßler, die Sorge um das Gelände schon längst vom Hals zu haben. Denn die Stadtwerke Weißenfels wollen dort eine Photovoltaikanlage errichten. Und Preßler hat unterschrieben, dass sie das Territorium erwerben dürfen. Darauf baut nun sein Rest Zuversicht. Zudem hat der Geschäftsmann alle Angelegenheiten um die Vorgänge auf und um das Grundstück in die Hände eines Anwalts gelegt. "Dass hier jahrelang das Zeug liegt und es just brennt, kurz nachdem ich im Grundbuch stehe". . . Preßler spricht nicht weiter, weil der Anwalt es ihm geraten hat.

Von Kreisbrandmeister Hans-Willi Schubert stammt die Aussage, dass Brandstiftung vorlag. Die Polizei sagt aus ermittlungstaktischen Gründen gegenwärtig noch nichts. "Wenn das alles hier durch ist, dann sprechen wir mal über Banken und Geschäftemacher", kündigt Preßler aber schon mal an.