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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Trebnitzer Privatprogramm

Von JULIA REINARD 08.11.2011, 20:32

TREBNITZ/MZ. - Das ist doch mal Privatfernsehen: Exklusiv für Mitglieder des Antennenvereins Trebnitz gibt es einen Sender, in dem der eigene Ort im Mittelpunkt steht. Geburtstage, die Fußballergebnisse des SG Trebnitz 1920, Fotos aktueller Feste und immer wieder die schönsten Winkel des Ortes - das läuft in einer eineinhalbstündigen Schleife über den "Infokanal" des Ortes.

Dafür, dass Bilder und Informationen auf dem neuesten Stand bleiben, ist Kurt Negwer verantwortlich. Seit Jahren ist er Vorsitzender des Antennenvereins. "Ich wollte ja schon mal aufhören - aber ich durfte nicht", sagt er und schmunzelt - wirklich schlimm findet er die Ablehnung seines Abschieds offenbar nicht.

1987 "bei einem Glas Bier", wie Negwer berichtet, sei die Idee für eine Antennengemeinschaft der drei Orte Trebnitz, Trebnitz-Siedlung und Oberschwöditz entstanden. "Es gab nur die DDR-Sender und ARD, ZDF war schon verrauscht und mehr Programme sind nicht reingekommen", erklärt Negwer. Bei einer Bürgerbesprechung stieß die Idee der großen Antenne auf Begeisterung. 340 Haushalte beteiligten sich damals tatsächlich. Kein preiswertes Vergnügen: 850 Mark und 15 Arbeitsstunden pro Haushalt galt es, zu investieren. Dafür hatten die Trebnitzer noch vor der Wende die Chance neben dem ZDF die dritten Programme der ARD und erste Privatsender zu sehen.

Wer sein Fernsehen über die Gemeinschaftsantenne beziehen will, muss Mitglied sein. Dafür, dass es immer ein Bild gibt, sorgen die aktiven Mitglieder wie Negwer. 270 Mitglieder zählt der Verein mittlerweile - sie sind es auch, die den Infokanal empfangen. Füllen kann ihn jeder, der etwas rund um Trebnitz beitragen möchte. Engagierte des Heimatvereins bringen immer mal historische Aufnahmen. Im Frühjahr wurde ein Spendenaufruf für eine neue Uhr in der Trebnitzer Dorfkirche eingestellt. Wer stolz auf die Blütenpracht in seinem Garten ist, bringt einen digitalen Schnappschuss mit. "Der Sender ist für alle offen", stellt Negwer klar.

Der 63-jährige Rentner ist in Sachen Technik firm. Er arbeitet täglich mit dem Computer, speist wöchentlich eine neue Fußballliste ein und wechselt Bilder aus, die er selbst macht. "Bei schönem Wetter setze ich mich auf mein Rad und fahre los. Wenn ich etwas entdecke, schieße ich ein Foto."

Dabei sei er gar kein richtiger Trebnitzer, sagt er, sondern "eingeheiratet" - es ist allerdings 2012 40 Jahre her, dass er von Tröglitz nach Trebnitz kam. Er schätzt die Hilfsbereitschaft im Ort. Und er schwärmt: "Trebnitz ist ein grüner Ort - das macht ihn aus." - Wer in den Infokanal zappt, findet dafür Beweise: Idylle an den Teichen, aufgerollte Heuballen, immer wieder Gärten, Blüten und Aussichten über das Land.

Auf die Frage, wie der Kanal ankäme, verweist Negwer auf die Zuschauer - er könne das nicht einschätzen, da müsse man diejenigen fragen, für die er das tue. Und tatsächlich: Fragt man auf der Straße, wer den Infokanal kennt, kommt ein Nicken: "Ja, den gucke ich", erklärt beispielsweise Siegmar Stauch. Er finde Bilder wie Infos gut, sagt der Trebnitzer.