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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Sicherheit nach 60 Jahren

Von JULIA REINARD 07.09.2011, 18:17

MARKWERBEN/MZ. - Von der Sandsteinwand löste sich immer wieder Gestein, das beim Aufprall versprang. "Zu gefährlich für meine Frau", konstatierte Heinz Möhrke und erledigte alle Wege über den Hof. Seit kurzem ist der Hang mit einem Drahtnetz gesichert, seitdem betreten Möhrkes wieder das Gelände - und holen gefahrlos Kartoffeln aus dem Keller.

Seit 60 Jahren wohnt Möhrke im Doppelhaus in der Schulstraße. Seitdem habe er gegen den Hang gekämpft, sagt er. Immer wieder rieselte und rutschte es, krachten große Brocken zu Boden. Zuletzt waren im Januar 70 Kubikmeter Sandstein abgerutscht. Die Stadt musste handelt, sie schichtete Gelder um, so dass 100 000 Euro für die Hangsicherung frei wurden.

Eine auf Arbeiten an Steilhängen spezialisierte Firma begann im Mai mit der Arbeit. Die Männer nahmen Quartier in Möhrkes Garage: Helme, Seile, Bohrer, Anker für die Wand lagerten dort. Auf dem Hof waren Rollen mit Sicherheitsnetz aufgeschichtet, die im Hang verankert wurden und Steine halten.

Heinz Möhrke ist zufrieden: "Ich möchte Stadt, Ortschaft und der Baufirma Danke sagen." 95 000 Euro hat dieser erste Bauabschnitt gekostet. Er umfasste den Hang hinter dem Haus, in dem Möhrkes wohnen, und einen Teil des Nachbargrundstücks. "Leider nur einen Teil", bedauert Nachbarin Irene Hinsche. Für den anderen Teil des Hangs mussten sie und Lebensgefährte Uwe Scherner in die eigene Tasche greifen. Sie haben 5 000 Euro gezahlt, aber die Anker, an denen das Metallnetz befestigt ist, stecken weniger tief im Felsen als nebenan und das Netz ist weniger belastungsfähig. Irene Hinsche sagt, sie hätten die "abgespeckte Variante" gewählt, weil die andere doppelt so viel gekostet hätte.

Das Problem des Paares: Ein Teil des Hanges samt Plateau 15 Meter über dem Hof gehört laut Grundbuch ihm. Irene Hinsche und Uwe Scherner hatten davon bislang allerdings nichts. Das Plateau, auf das sie vom Hof aus nicht kraxeln können, nutzten sie nicht, während sie sich um die Steine auf dem Hof kümmerten, gleich, ob sie sich vom privaten oder vom städtischen Abschnitt des Hanges gelöst hatten.

Als hinter Möhrkes Haus tief ins Gestein gebohrt wurde, krachte es bei ihnen: Im kürzlich gepflasterten Hof hinterließen die Brocken tiefe Dellen. "Wir wollten der Stadt das Gelände schenken", erzählt Irene Hirscher, doch Weißenfels habe abgelehnt. Nun hofft sie wenigstens für einen Teil der Ausgaben auf Unterstützung: "Ein Kompromiss wäre wünschenswert."

Der Hang bleibt an einigen Stellen ungesichert: Als Privatgelände zieht er sich hinter vier Häusern entlang - einschließlich des Lokals "Lindenhof". Geschäftsführer Wilfried Langrock sagt, bei ihm wäre es "ökonomisch nicht möglich", ein Netz zu spannen. 30 Meter Hang, der zehn Meter in die Höhe ragt - das übersteige die finanziellen Möglichkeiten. Langrock findet, durch eine Abtrennung des Hofteils nahe dem Hang sei die Gefahr verkleinert. Zusätzlich werde nach jedem Winter der Hang nach losen Steinen abgesucht. Nur im Januar genügte die eigene Arbeit nicht, da half auf seine Kosten eine Firma bei der Räumung.

In die andere Richtung flacht der Hang ab, dort steht er auch weiter von den Häusern entfernt. Dieser Teil obliegt wiederum der Stadt, die ihn Anfang nächsten Jahres sichern will. Bis dahin verbietet es der Naturschutz. Für diesen zweiten Bauabschnitt sind laut Stadt nochmals 70 000 Euro eingeplant.