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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Psychologischer Dienst im Jobcenter

Von HEIKE RIEDEL 16.02.2013, 18:05
Als Psychologin versucht Stefanie Werner-Houndjo Menschen zu helfen, wieder in Arbeit zu kommen.
Als Psychologin versucht Stefanie Werner-Houndjo Menschen zu helfen, wieder in Arbeit zu kommen. H. KRIMMER Lizenz

ZEITZ/MZ - Das Jobcenter Burgenlandkreis beschäftigt seit November eine Psychologin. Mit ihr, Stefanie Werner-Houndjo, kann es nun einen eigenen psychologischen Dienst aufbauen. Er soll helfen, die Leistungsfähigkeit der Menschen unter besonderer Berücksichtigung ihrer geistigen und seelischen Situation festzustellen und Wege zu weisen, Vermittlungshindernisse abzubauen.

Die 30-Jährige versteht sich als Bindeglied zwischen den Arbeitsvermittlern und den Menschen, die schon seit Jahren Arbeit suchen und nicht wieder den Fuß auf den Arbeitsmarkt bekommen. „Die Arbeit ist sehr breit gefächert“, sagt sie, gerade das gefalle ihr. In der Vergangenheit hat sie sich im Jurastudium an der Universität Halle in der Forschung mit dem Thema Sexualstraftäter befasst. Später waren sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche in ihrem Fokus, mit Nachhilfe für Kinder und Erziehungsberatung konnte sie denen helfen. Auch Migranten hat sie beraten. Zuletzt war sie für freie Bildungsträger als Dozentin und Beraterin tätig. Sie kennt sich also besonders in den gesellschaftlichen Randbereichen aus und hat dort mit den meist weniger Erfolgreichen zu tun gehabt.

Auch privat hat sie sich nicht den einfachsten Weg gesucht. Denn sie ist in der mitteldeutschen Region geblieben, die ihr Heimat ist. Geboren in Querfurt und aufgewachsen in Eisleben hat sie sich dann als AuPair in den USA umgesehen. Die Region zwischen Halle und Leipzig nennt sie heute ihr Zuhause. Hier ist auch ihr afrikanischer Mann angekommen, der sich als Torwart beim VfB IMO einen Namen gemacht hat und heute dort noch als Trainer beiträgt, Schüsse auf das IMO-Tor abzuwehren. Und das obwohl er mittlerweile ein eigenes kleines Unternehmen führt.

Stefanie Werner-Houndjo weiß genau, was sie will. Und deswegen passt die neue Arbeit zu ihr, die sie von Grund auf selbst gestalten kann. Sie erarbeitet das Handwerkszeug, mit dem sich die Probleme erkunden und Strategien zu ihrer Bewältigung entwickeln lassen. Sie wählt die Testverfahren aus, die eingesetzt werden können. Sie baut sich ihr Netzwerk mit dem sozial-psychologischen Dienst und Therapeuten der Region auf. Deswegen, aber auch weil sie die verschiedenen Standorte des Jobcenters besucht, ist sie oft unterwegs.

Ihr Büro hat sie in Zeitz hoch oben unter dem Dach des dortigen Jobcenters. Ohne Couch, doch mit Einfühlungsvermögen kommt sie an die Menschen heran. Sie will gemeinsam mit den Arbeitssuchenden erkennen, woran ihre Vermittlung hängen bleibt, was sie selbst, aber auch Jobcenter und Therapeuten beitragen können, Hemmnisse zu überwinden.

Wenn durch ihre Arbeit bei den Betroffenen die Erkenntnis reift, dass eine Therapie ihnen helfen kann, hat sie schon viel erreicht. „Das sind meist sehr spezielle Problemlagen“, das hat sie schon erfahren. Und nicht jeder der 17 000 Arbeitssuchenden des Jobcenters ist ein „Fall“ für sie. Trotzdem gibt es viel Arbeit für den psychologischen Dienst.

Sie lädt Studenten ein, sich davon in einem Praktikum selbst zu überzeugen. Denn wie sie einst hätten diese wohl kaum Jobcenter als mögliches Einsatzfeld im Blick. Sie nennt es einen Glücksfall für sich, auf das Stellenangebot gestoßen zu sein.