1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Weißenfels
  6. >
  7. Burgenlandkreis: Burgenlandkreis: Nur Fliegen ist schöner

Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Nur Fliegen ist schöner

Von KLAUS-DIETER KUNICK 12.12.2011, 19:30

WERSCHEN/MZ. - Nein, mit einem Hobby gibt sich Horst Lindner nicht zufrieden - er hat gleich drei: So spielt er leidenschaftlich gern Klavier, geht in der Freizeit zum Schießsport und dann hat er sich mit dem Fliegen noch einen Kindheitstraum erfüllt. Genauer gesagt, geht es um den Motorflug.

Sein Großvater habe ihn irgendwann den "Floh" ins Ohr gesetzt mit dem Fliegen. Dass zog sich jedoch jahrelang hin. Mit 18 Jahren entschloss er sich, seinen Berufswunsch umzusetzen - der Mann aus Werschen wollte als Pilot zu den Luftstreitkräften. Und siehe da, er wurde angenommen. Doch aus familiären Gründen musste er dann doch Abstand nehmen.

Sein Traum vom Fliegen aber blieb. 1998 holte Lindner endlich aus zum großen Finale: In Brandis bei Leipzig machte er den privaten Pilotenschein. Büffeln in acht Fächern war zunächst angesagt, unter anderem Navigation, Verhalten bei besonderen Situationen, Technik. Doch kaum waren die ersten Theoriestunden absolviert, konnte er sich mit Hilfe eines erfahrenen Fluglehrers kurze Zeit später zum ersten Mal über die Wolken erheben. Dieses tolle Gefühl hat ihn seit dem nicht mehr losgelassen. Mittlerweile mit der Piloten-Lizenz für Kleinflugzeuge ausgestattet, steuert Horst Lindner die amerikanischen Maschinen Cessna und Piper ebenso sicher wie die französische Socata.

Natürlich hat der Kriminalhauptkommissar, der im Polizeirevier Burgenlandkreis arbeitet, keine eigene Maschine - er muss sie in Halle-Oppin für eine bestimmte Zeit mieten und entrichtet dafür seinen Obolus. Er könnte genauso gut eine in Gera, Altenburg, Dresden oder Leipzig ordern. Aber er habe sich nun mal an Halle-Oppin gewöhnt. "Andere gehen angeln oder tauchen oder befassen sich mit einem anderen Hobby. Für mich gibt es nichts Schöneres als über den Wolken die Freiheit zu genießen." Das tut er nicht allein, ab und zu nimmt er Freunde und Bekannte mit. Selbst ein Ehepaar, dass seine goldene Hochzeit feierte, saß schon im Flugzeug an seiner Seite. Wer Interesse habe, sich ebenfalls mal in 3 000 Meter Höhe zu erheben, der könne sich bei ihm melden. Etwa zehn Mal im Jahr gönnt sich der Werschener einen Flug. Wann er das nächste Mal abhebt, sei ungewiss. "Das muss alles passen." Bevor sich Host Lindner ans Steuer der Cessna setzt, kontrolliert er unter anderem Öl, Kraftstoff, Luftdruck, Landeklappen sowie die Seiten und Höhenruder. Kaum hat er Platz genommen, ruft er auch schon "Hals- und Beinbruch". Es geht eng zu im Cockpit, Pilot und Insassen verständigen sich über Sprechfunk. Die Cessna rollt langsam an den Start, vom Tower kommt das Okay und nach etwa 500 Metern hebt das gut 1,2 Tonnen schwere Flugzeug ab. Mit 30 Litern Benzin könnte er gut 450 Kilometer weit fliegen. Neuerdings gibt es auch Maschinen, bei denen Diesel verwendet werden kann, die nur die Hälfte an Kraftstoff verbrauchen, klärt er auf. Viel wichtiger sei ihm sein gesundheitlicher Zustand: Ohne den geht beim Fliegen überhaupt nichts. Alle zwei Jahre müsse er zum Gesundheitscheck. Sei er nicht hundertprozentig fit, komme sofort das Aus vom Arzt. "Ohne Wenn und Aber."

Horst Lindner dreht eine Runde über Weißenfels bis rüber nach Zeitz und fliegt dann wieder zurück. Eine Stunde ist er unterwegs. "Ich muss mich ständig konzentrieren. In der Höhe achte ich beispielsweise darauf, ob Kleinflugzeuge von rechts kommen, denn die hätten in dem Fall ,Vorflugsrecht'", erklärt Horst Lindner, der am Montag 49 Jahre alt wurde und mit seiner Lebensgefährtin Adele Göpfert sowie mit den Kindern Julia (24) und Alexander (25) und den Eltern seinen Ehrentag feierte.