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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Jobcenter baut Stellen ab

Von HEIKE RIEDEL 12.10.2015, 18:33
Das Logo der Arbeitsagentur am Eingang zu einem Jobcenter.
Das Logo der Arbeitsagentur am Eingang zu einem Jobcenter. dpa

Weißenfels/Zeitz - Stellenabbau im Jobcenter: In der Behörde, die für die Betreuung der Langzeitarbeitslosen im Burgenlandkreis zuständig ist, sollen künftig nur noch 324 statt der bisherigen 340 Mitarbeiter arbeiten. Das geht aus dem Wirtschaftsplan für das kommende Jahr hervor. Demnach sollen Stellen offenbar nicht wiederbesetzt werden. Kritik daran kommt von Peter Kurzawa, Personalratsvorsitzender des Jobcenters. Er sieht auf die Behörde vor allem wegen des anhaltenden Flüchtlingsstroms neue Aufgaben zukommen, die einen Stellenabbau nicht rechtfertigen. „Flüchtlingsströme einerseits, Stellenabbau im Jobcenter Burgenlandkreis andererseits. Das passt nicht zusammen“, sagte Kurzawa.

Flüchtlingswelle bringt mehr Arbeit

Dabei ist nicht zu erwarten, dass auf das Jobcenter weniger Arbeit zukommt. Offenbar, so Herwig Fischer, Leiter des Eigenbetriebs Jobcenter, sei die Flüchtlingswelle bisher noch nicht im Jobcenter angekommen. Im Vergleich zum Jahresanfang seien jetzt 150 Ausländer mehr dort gemeldet. Für insgesamt 750 Personen, von denen die meisten nicht aus Syrien, Irak oder Afghanistan kommen, sondern zum Beispiel aus Polen, Rumänien und Vietnam, muss das Jobcenter derzeit Leistungen erbringen. 280 Arbeitslose sind darunter.

Dennoch kommt von Fischer noch kein Signal für ein neues Herangehen an den Personalabbau. Der neue Stellenplan geht noch von der normalen Entwicklung der Arbeitslosigkeit aus und sieht deswegen die Stellenreduzierung vor. Denn die Zahl der über das Jobcenter in Arbeit zu bringenden Menschen ist im Vorjahr von 23 410 auf 22 271 gesunken, und die Tendenz halte an. Die Zahl der Bedarfsgemeinschaften ist mittlerweile ebenfalls geringer als noch 2014.

Die Freude über sinkende Zahlen ist verständlich. Liegt doch der Burgenlandkreis mit einer Arbeitslosenquote von unter zehn Prozent jetzt unter dem Landesdurchschnitt. Doch dafür muss er nun auch mit geringeren Zuweisungen vom Bund für das Jobcenter auskommen.

Angesichts der zahlreichen Flüchtlinge haben die Jobcenter-Mitarbeiter aber nur scheinbar weniger Arbeit. Die Aufgaben sind schwieriger und komplexer geworden, gibt Kurzawa im MZ-Gespräch zu bedenken.

Keiner wird entlassen

Herwig Fischer hingegen relativiert den Stellenabbau: „Wir entlassen niemanden. Es werden Stellen, die jetzt auslaufen, nicht neu besetzt.“ Da fallen sowohl die aus Altersgründen Ausscheidenden darunter, wie auch die, deren Befristung nach zwei Jahren ausläuft. Eine Verlängerung der Befristung könne rechtlich aber nicht erfolgen, so Fischer. Neu sind immerhin drei Stellen für Auszubildende.

„Wir werden die Entwicklung beobachten“, sagt Fischer zur Flüchtlingssituation und der daraus für das Jobcenter erwachsenden Aufgaben. „Dass wir Know-how verlieren, lassen wir nicht zu“, begegnet er dem Einwand des Personalrats. Dieser befürchtet, dass mit den befristeten Angestellten Fachwissen verloren geht. „Müssen wir wieder neues Personal einstellen, fangen wir von vorn an, es geht alles langsamer, und wir handeln uns Vorwürfe der Inkompetenz ein“, begründet Kurzawa. Er wünsche sich mehr Weitsicht und mehr Festanstellungen.

Landrat Götz Ulrich (CDU) möchte abwarten. Er rechnet nach den bisherigen Erfahrungen damit, dass die meisten Flüchtlinge, die nach Anerkennung ihres Bleiberechts auf den Arbeitsmarkt drängen, in die Ballungszentren streben. (mz)

Herwig Fischer, Betriebsleiter des Jobcenters Burgenlandkreis.
Herwig Fischer, Betriebsleiter des Jobcenters Burgenlandkreis.
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