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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Im Reich der Kräuterfrau

Von Holger Zimmer 30.08.2012, 16:39

Markröhlitz/MZ. - "Wir wohnen hier so schön, wir müssen nicht woanders hin", sagt Ina Ziegler. Die 67-Jährige lebt mit ihrem Mann Gerhard zwar direkt an der Hauptstraße, hat aber hinter dem Haus genug Freiraum für sich und ihr Kräuter-Hobby. Als 15-Jährige kam sie hierher und wuchs bei den Großeltern auf, die damals eine Gärtnerei betrieben. Ina Ziegler hat dann auch Gärtnerin gelernt, war beim Institut für Obstzüchtung und später bei der landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft. Anschließend kam sie nach einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme zu einer Anstellung bei der Stadtverwaltung in Weißenfels und hat im Schloss Goseck gemacht, was anfiel und bei Konzerten mit ihrer Dekoration oft für einen wahren Blickfang gesorgt.

Wie aber ist sie auf Kräuter gekommen? In DDR-Zeiten hat der Garten - wie damals üblich - wesentlich zur Ernährung beigetragen. Man habe immer nur das Notwendigste dazukaufen müssen. "Gedanklich weitergebracht haben mich später aber die Gespräche mit Leuten, die ich im Schloss kennengelernt habe." Susanne Ansorg hat ihr dann sogar Sämereien aus Italien mitgebracht. Später gab es Impulse bei der Bundesgartenschau in Rostock und der letzte Schubs, wie sie sagt, erfolgte bei einer Veranstaltung im Hunsrück, der im Kauf eines Buches mündete. Seitdem schwört sie auf Kräuter, "über die das Wissen im Laufe der Zeit vielfach verloren gegangen ist, die aber lecker schmecken und gesund sind." Inzwischen hat die Marköh-litzerin eine Genehmigung zum Nebenerwerb und versorgt nicht nur die Gosecker Schloss-Schenke, sondern ebenso Freunde und Bekannte in Halle und sogar im Harz, wo ihre Tochter lebt. Im Garten bleibt heute zwar auch Platz für Rasen und ein kleines Häuschen für die Enkel, aber eben vor allem für Gemüse und unzählige Kräuter. "Nur die Hortensie passt nicht zur Apfelminze in diesem Beet", sagt Ina Ziegler bei einem Rundgang und spricht von einem arbeitsreichen Jahr. Einerseits machten der Gärtnerin die Mäuse zu schaffen, schoss nach dem vielen Regen im Juni das Unkraut in die Höhe, während zuletzt wegen der Hitze vor allem viel gewässert werden musste.

Die Kräuterfee führt durch ihr Reich, verweist auf Schafgarbe, Spitzwegerich und Brennnessel, die wild wachsen und Bestandteile ihrer nahrhaften Salate sind. Frau Ziegler betont aber, dass ein gutes Dressing dazugehört, weil manche Kräuter sehr intensiv und mitunter sogar leicht bitter schmecken. Selbst Veilchen und Gänseblümchen könne man auf den Tisch bringen. Letztere zählten neben Feldsalat, Kerbel und Postelein zu jenen Kräutern, die auch in der kalten Jahreszeit wachsen und zubereitet werden könnten.

Beim Gang durch ihren Kräutergarten pflückt Ina Ziegler einige grüne "Häppchen" zum Kosten und spricht zum Beispiel bei der Süßdolde von einem anisartigen Geschmack. Sie erzählt vom Mönchsbart, das man nach zehn Minuten im Salzwasser mit Zitrone und Olivenöl zu Fisch reichen könne. Vieles - wie das Löffelkraut - sei dabei, das seit Hildegard von Bingen immerhin 1 000 Jahre überliefert ist. Manches über Kräuter habe auch noch ihr Großvater gewusst, bekennt die Markröhlitzerin.

Klar, dass die Vielfalt im Garten auch vor der eigenen Küche nicht Halt macht und Ina Ziegler sagt: "Ich brauche relativ wenig Fleisch." Ein Omelett oder Bratkartoffeln tun es ebenso und die Kräuter sorgen für die notwendige Vitamin- und Mineralstoffzufuhr. Frischer als aus dem eigenen Garten sei das jedenfalls nicht zu kriegen.

Wenn die 67-Jährige etwas verkauft, kann sie das guten Gewissens tun. Immerhin hat sie alles selbst probiert. Und während ihre Gedanken dahin gehen, weitere Kräuter zu säen und zu pflanzen, kommt nun die Zeit, in der sie sich einem Gedichtband oder einem Theaterbesuch widmen kann.