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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Federvieh und Spanferkel

Von Petra Wozny 15.01.2012, 17:21

HohenMÖLSEN/MZ. - Sie fühlt sich auf den Arm genommen, schnattert und schlägt mit ihren Flügeln. Nein, auf Schmusekurs ist diese braune Wildente ganz und gar nicht. Fotoshooting findet sie blöd. Peter Zimmermann hat alle Mühe, eines seiner schönsten Tiere digital ablichten zu lassen. Er schmunzelt. "Ich denke, das Federvieh wäre jetzt lieber im Entenparadies." Damit meint er das Zuhause der Wasservögel, bei ihm in Deuben in einem Gartenreich mit viel Wasser. Doch die Rassegeflügelausstellung in Hohenmölsen ist nun mal Tradition, da müssen sich auch Zimmermanns Enten fügen.

Am Wochenende war die große Schau der Hühner, Tauben, Enten und Gänse im Volkshaus der Stadt der drei Türme ein Anlaufpunkt für hunderte Familien. Für ihre Mühe übergaben die Juroren mehr als 30 Pokale.

Peter Zimmermann ist seit Ende 2011 der neue Vorsitzende. Dem 36-jährigen Kfz-Meister liegt am Herzen, den Verein zu verjüngen. Derartige Ausstellungen könnten nach seiner Ansicht dazu dienen, Neugierde bei so manch jungem Besucher zu wecken. "Wir zählen derzeit 24 Mitglieder. Das Durchschnittsalter liegt bei über 50 Jahre. Da sind wir schon stolz, eine Jugendgruppe zu haben", meint der Vorsitzende. Sein Sohn Hans-Peter ist mit gerade einmal fünf Jahren jüngstes Mitglied. "Die Liebe zu den Tieren und die Verantwortung gebe ich an ihn gern weiter. Warum? Na, weil es lebenswert ist", sagt der Vater.

Eine Auffassung, die auch Ingo Rödiger, ebenfalls aus Deuben, teilt. "Wir haben auf dem Hof sehr viele Tiere. Da wachsen doch Kinder viel aufgeweckter auf", schildert der junge Vater des sechsjährigen Dean und der dreijährigen Holly. Die beiden Sprösslinge suchen angespannt zwischen den vielen Käfigen das Spanferkel, den Hauptpreis der Tombola. Das ist noch in der Trommel, so erklärt mit bedeutungsvollem Blick Mirko Schauer, der am Losstand hilft, die bunten Scheine in Gewinne "umzutauschen". Rund 80 Tiere wurden für den "Topf" gespendet. "Lose bei der Ausstellung zu kaufen, macht einfach Spaß", meint Silvana Dietzsch aus Wildschütz, die die Aussstellung mit Tochter Katja besucht. Die beiden räumen ordentlich ab: Topflappen, frische Eier und eine Taube sind ihre Preise.

Kurt Reichardt, ein 79-jähriger Hohenmölsener, ist seit 1947 Mitglied des Rassegeflügelvereins, der 1898 gegründet worden war. Einst hatte ihm sein Vater Weihnachten ein Taubenpärchen geschenkt. Reichardt entwickelte daraus seine Zucht. Aus dem Paar wurde ein Schlag mit 30 Tieren, später seien es 50 gewesen, schildert der Senior. Dafür habe er in den vergangenen Jahrzehnten viele Pokale bekommen. Eine ganze Gartenlaube sei voll von ihnen. Ausgestellt hat er seine Täubchen diesmal nicht. Und dennoch ist der ehemalige Landwirt diesmal der Champion. Im Dezember bekam er in Leipzig neben neun weiteren Züchtern die Auszeichnung "Meister der Rassetaubenzucht", die höchste Ehre in Deutschland. Für Sachsen-Anhalt hat sie absoluten Seltenheitswert.