1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Weißenfels
  6. >
  7. Bundeswehr in Mazar-e-Sharif: Bundeswehr in Mazar-e-Sharif: Weißenfelser feiert Weihnachten in Afghanistan

Bundeswehr in Mazar-e-Sharif Bundeswehr in Mazar-e-Sharif: Weißenfelser feiert Weihnachten in Afghanistan

Von andreas richter 22.12.2013, 17:38
Robert Habermann vorm Weihnachtsbaum in Afghanistan.
Robert Habermann vorm Weihnachtsbaum in Afghanistan. W. Marx Lizenz

weissenfels/MZ - Wenn die Weißenfelser Kinder Charlotte und Augusta am Dienstag zum Weihnachtsfest in Familie ins Allgäu aufbrechen, dann wird ihr Vater nicht dabei sein. Robert Habermann ist Bundeswehroffizier und verbringt das Fest rund 5.000 Kilometer entfernt und dreieinhalb Tagesstunden voraus in Afghanistan, arbeitet dort als Pressesprecher für das Regionalkommando Nord der Internationalen Schutztruppe ISAF.

Ganz neu ist die Situation für Anke Habermann nicht. „Mein Mann war schon mehrfach im Auslandseinsatz, 2003/04 auch schon zu Weihnachten“, erzählt die Ehefrau, die in Halle als Augenärztin arbeitet. Dass Papa fehlt, davon konnten die beiden Töchter zu jener Zeit freilich noch nichts mitbekommen. Heute ist das anders. „Das ist nicht so schön, wenn Papa zu Weihnachten nicht da ist“, meint die elfjährige Augusta, die am Landesgymnasium Latina August Hermann Francke in Halle lernt. Ihre Schwester, Viertklässlerin an der Grundschule in Langendorf, nickt zustimmend. Und dann fügen sie noch augenzwinkernd hinzu: „Dafür müssen wir jetzt nicht so viel Klavier üben.“

Doch bei aller räumlicher Trennung: Irgendwie ist der Vater dann doch bei Töchtern und Ehefrau. Nicht nur wenn sie mehrmals die Woche skypen oder E-Mails verschicken. „Papa hat uns einen Weihnachtskalender mit CDs gebastelt“, erzählt Charlotte und zeigt die am Treppengeländer im Haus zusammengeknotete Kreation. „Mir war es wichtig, auf diese Weise auch in der Adventszeit bei meinen Mädels zu sein“, sagt Robert Habermann im fernen Afghanistan. Er selbst ist musisch begabt und hat die weihnachtlichen Geschichten, Gedichte oder Lieder eingespielt. Fallada, Kästner, Ringelnatz, Lindgren - für jeden Tag im Advent ein kleines Stück Geistesnahrung, und noch etwas zum Naschen dazu.

„In der Adventszeit wird bei uns viel gebastelt“

Habermann leitet in Mazar-e-Sharif eine militärische Pressestelle. Die sechsköpfige Truppe organisiert Journalistenbesuche und Pressekonferenzen, wertet Medienberichte aus, betreibt eine Facebook-Seite und stellt Videos her. „Da ist echt eine Menge Holz zu hacken“, sagt er. Und das sei auch gut so, auf diese Weise komme er nach einem 16 oder 18 Stunden langen Dienst erst spät dazu, an seine Familie in Weißenfels zu denken. Und manchmal wird der 42-Jährige auch nachdenklich: „Wenn ich mir vorstelle, dass unsere Großväter als Soldaten unter viel schwierigeren Bedingungen mit einer viel größeren Gefahr umgehen mussten und die Feldpost der einzige, oft Monate dauernde Weg war, in Russland etwas von zu Hause zu erfahren oder mitzuteilen, dass man selbst noch am Leben war, dann weiß ich: Wir können hier nicht wirklich klagen.“

Und ein bisschen weihnachtlich wird es in diesen Tagen bei Robert Habermann und seiner Truppe auch. Längst steht der Baum, in den Dienstzimmern hängen die Weihnachtskalender von zu Hause. Und wenn die Soldaten in der deutschen Feldpoststelle Sonderschichten schieben, dann sind da auch Grüße zum Fest aus Weißenfels dabei. „In der Adventszeit wird bei uns viel gebastelt“, erzählt Anke Habermann - ein Fotokalender für Papa, eine Tasse mit Bild von der Tochter, liebe Kartengrüße. „Wir haben sogar einen Gruß für den Truppensender Radio Andernach eingespielt, der am Heiligabend ausgestrahlt werden soll“, berichtet die Ehefrau weiter. Alles kleine Gesten, die zeigen sollen: Die Familie denkt an den Vater beim Dienst im Ausland. Das wird sie auch in den nächsten Tagen tun, wenn sie in Bayern auf Schnee und etwas Ruhe nach dem Stress der Adventszeit hofft. Und in den Ferien wird auch Zeit sein, alle CD’s des Weihnachtskalenders zu hören.

Noch bis Ende Februar wird Robert Habermann seine Mission in Afghanistan erfüllen - ehe er seine Mädels wieder in die Arme schließen kann.