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Nach FTI-Pleite Bleiben Weißenfelser Urlauber jetzt auf gepackten Koffern sitzen?

Von der Pleite des Touristikanbieters FTI sind auch viele Kunden in der Region Weißenfels betroffen. Wie örtliche Reisebüros jetzt reagieren und welche Ziele in diesem Jahr angesagt sind.

Von Meike Ruppe-Schmidt 06.06.2024, 12:00
Bei Kathrin Todziej (r.) und Louise Seyfarth vom „Reiseland“ in Leißling laufen seit Montag die Telefone heiß. Nach der FTI-Pleite möchten die Kunden wissen, wie es mit ihrer Reise weitergeht.
Bei Kathrin Todziej (r.) und Louise Seyfarth vom „Reiseland“ in Leißling laufen seit Montag die Telefone heiß. Nach der FTI-Pleite möchten die Kunden wissen, wie es mit ihrer Reise weitergeht. Foto: Meike Ruppe-Schmidt

Weißenfels - Im Reisebüro Sonnenklar-TV auf dem Weißenfelser Markt laufen seit Montag die Telefone heiß. Denn an diesem Tag hat der Reiseanbieter FTI seine Insolvenz verkündet. Die Folge: Alle Reisen dieses Anbieters bis 10. Juni wurden abgesagt. Für spätere Reisen ist noch unklar, wie es damit weitergeht.

„Die Kunden haben viele Fragen, wollen wissen, was mit ihrem Urlaub wird", sagt Jens Prekla, der neben dem Reisebüro in Weißenfels noch zwei weitere in Hohenmölsen und Bad Dürrenberg betreibt. Fest steht: Ihr Geld werden die Kunden auf jeden Fall über den Deutschen Reisesicherungsfonds wieder bekommen." Unklar sei derzeit aber noch, wann es an die Kunden ausgezahlt wird. „Viele Familien sparen lange für den Sommerurlaub und haben kein Geld auf der hohen Kante, um kurzfristig eine neue Reise zu buchen", so Prekla. Dauert die Auszahlung also zu lange, bleibt mancher Kunde womöglich auf gepackten Koffern sitzen.

Kunden reagieren mit Verständnis

Im Reisebüro Sonnenklar-TV sind laut Prekla rund 20 Prozent der Buchungen von der FTI-Pleite betroffen. „Wir arbeiten derzeit fieberhaft daran, für alle betroffenen Kunden Lösungen zu finden."

Ähnlich ist die Situation im Leißlinger „Reiseland". „Rund zehn Prozent unserer Buchungen sind betroffen und wir sind seit Montag mit allen Kunden in Kontakt", so Inhaberin Christiane Seyfarth. „Auch die ersten Umbuchungen sind bereits erfolgt." Sowohl Seyfarth als auch Prekla betonen, dass die Kunden bisher überwiegend mit Fassung und Verständnis auf die Situation reagiert haben.

Das bestätigt auch Nicole Eiert vom Reisebüro „Sachsen-Anhalt-Tours" in Borau. „Wir sind mit insgesamt 15 Buchungen glücklicherweise aber nicht stark von der FTI-Pleite betroffen“, sagt sie. Auch hier bemühe man sich um Lösungen, damit Kunden durch Umbuchungen doch noch in den Urlaub fahren können.

Reiselust ist ungebrochen

Denn: Die Reiselust ist in diesem Jahr hoch wie nie, sagt „Reiseland“-Chefin Seyfarth. „Viele Leute möchten nichts mehr auf die lange Bank schieben. Man möchte sich etwas gönnen und Wünsche erfüllen, die man immer auf später verschoben hat.“ Möglicherweise sei das eine Folge der Corona-Pandemie, in der weite Flugreisen nicht möglich waren.

Doch welche Länder stehen überhaupt hoch im Kurs in diesem Sommer? „Bei uns ist das ganz klar Griechenland, auch die kleineren Inseln, gefolgt von der Türkei“, so Seyfarth. Jens Prekla und Nicole Eiert zählen auch die spanischen Inseln zu den drei Favoriten. Nach wie vor sei hier die Pauschalreise mit Flug und Hotel die beliebteste Reiseform. „Weniger nachgefragt ist inzwischen die Ostsee, auch wegen des Preisanstiegs in den letzten zwei Jahren“, erklärt Seyfarth.

Kreuzfahrten liegen im Trend

Einen echten Aufwärtstrend verzeichnen alle drei Weißenfelser Reisebüros dagegen bei Kreuzfahrten im Mittelmeer und auf der Ostsee sowie auf Flüssen. „Die sind stark im Kommen, weil sie den Kunden den Vorteil bieten, dass man wirklich viel sieht bei gleichzeitig gutem Komfort.“ Und: Kinderermäßigungen würden sie auch bei Familien beliebt machen.

Auffallend: „Der Anteil an Frühbuchern, die bereits im Oktober gebucht haben, war in diesem Jahr besonders hoch.“ Denn klassische Last-Minute-Schnäppchen gebe es nicht mehr. Trotzdem seien auch jetzt noch günstige Angebote für die Sommerferien zu finden. „Wer bei Flughafen und Reisedaten etwas flexibel ist oder nicht unbedingt Wert auf direkte Strandlage legt, kann sparen.“

Preiswerte Geheimtipps

Preiswerter fährt man auch mit sogenannte Geheimtipps wie Algerien, Albanien, Montenegro oder Riga. „Nicht immer gibt es in diese Länder und Städte Direktflüge von Leipzig, aber wer Ruhe und Ursprünglichkeit sucht, ist dort richtig“, so Nicole Eiert von „Sachsen-Anhalt-Tours“. Eine ebenfalls oft günstigere Alternative stellen auch Individual- und Wanderreisen zum Beispiel durch die Alpen dar.

Und so manche Familie hat ihre Sommerreise kurzerhand auf den Herbst verlegt. „Die zweiwöchigen Herbstferien starten diesmal schon Ende September, was eine durchaus attraktive Reisezeit für die meisten Mittelmeerländer ist“, so Seyfahrt. Grund genug also für viele, die warme Jahreszeit lieber zu Hause zu verbringen – und den Sommer mit einer Herbstreise einfach ein Stück zu verlängern.