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Bewegter Markt für Bauern

Von Heike Riedel 01.11.2007, 17:28

Weißenfels/MZ. - Unter neuem Firmennamen wird in der Tagewerbener Straße in Weißenfels die Bereitstellung von 10 000 Tonnen Saatgut übers Jahr angepeilt. Auf bekannte Gesichter sind die Landwirte aber getroffen, als sie in diesem Jahr ihr Korn für die Herbstaussaat in der Tagewerbener Straße in Weißenfels abgeholt haben. Stefan Bielke organisiert die Arbeit im Lager. Der Saatgutverantwortliche Jürgen Ziem hat seinen Schreibtisch nun allerdings in Querfurt.

"Der ehemaliger Besitzer, die Norddeutsche Saat- und Pflanzgut AG, hat sich neu strukturiert und ist nicht mehr in Sachsen-Anhalt tätig", erklärt er, warum der Weißenfelser Standort an die Getreide und Kraftfutter GmbH (Gekra) Querfurt gegangen ist. Mit 14 Betriebsstätten sei nun die Gekra im Land Sachsen-Anhalt vertreten, gehöre zu einer der vier Gesellschaften der Agravis, die mit der Neuordnung in allen Bereichen gut aufgestellt sei, fügt Dirk Gremmel, Niederlassungsleiter in Querfurt, hinzu. In Grana bei Zeitz gebe es bereits seit vielen Jahre das Lager zur Erfassung von Ölsaaten und Konsumgetreide der Gekra. Mit dem Weißenfelser Lager sei jetzt der Saatbereich hinzugekommen und die Agravis für die Landwirte nun Komplettanbieter mit Futtermitteln, über Pflanzenschutz- und Düngemittel bis hin zu Getreide und Landtechnik.

Wintergerste und Winterweizen wurden bis vor kurzem noch aus der Betriebsstätte in Weißenfels abgefahren. Bis nach Pritzwalk, Nordhausen oder in den Spreewald wurden sie geliefert.

Sommergerste, Sommerweizen und Erbsen werden in den nächsten Monaten nun für die Aussaat im Frühjahr vorbereitet. "Saatgut war in diesem Jahr ein knappes Gut", sagt Jürgen Ziem zur diesjährigen Ernte. Wegen der Vorsommertrockenheit seien die Erträge teilweise sehr gering ausgefallen, bei der späteren Ernte habe es dann Probleme mit der Keimfähigkeit gegeben, gibt er Einblick in nicht beeinflussbare Abhängigkeiten der Saatgutproduktion. Lieferengpässe habe es in diesem Jahr zum Beispiel bei Roggen und Tritikale (Weizen-Roggen-Kreuzung) gegeben, doch diese würden in Weißenfels nicht produziert, sondern kommen aus anderen Unternehmen, die mit der Agravis verbunden sind.

Sehr kurz sei stets die Zeit, die ausgewählten und aufbereiteten Getreidepartien bei der Anerkennungsstelle des Landes für die Zulassung einzureichen und mit dem Saatgutprädikat zurückzubekommen. So herrschte Hochbetrieb in diesem Sommer in Weißenfels seit den ersten Getreideanlieferungen im Juli, ganz besonders dann aber im September, als das Saatgut raus musste. Jetzt geht es dagegen etwas ruhiger zu in der Tagewerbener Straße. Im Winter ist Zeit für Urlaub, Reparaturen und Wartung.

"Arbeitsspitzen werden innerhalb der Gekra ausgeglichen", nennt Dirk Gremmel einen Weg, das unterschiedliche Arbeitspensum zu bewältigen. Vier Mitarbeiter von den 81 der GmbH seien in der Regel in Weißenfels vor Ort. Einige der dort einst zehnköpfigen Gruppe seien jetzt anderen Gekra-Standorten zugeordnet, zwei haben sich anderweitig orientiert. "Um die Leistungsfähigkeit der Weißenfelser Anlage zu steigern, sind vom neuen Unternehmen bereits 200 000 Euro in die technischen Anlagen investiert worden", sagt Gremmel und sieht darin ein klares Bekenntnis zur Erhaltung und Entwicklung des Standorts.