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Baustelle Baustelle: Nächtliche Brandwache auf dem Dach des Lützener Rathauses

Von Heike Riedel 18.09.2013, 19:12

Lützen/MZ - Auf dem Dach des Lützener Rathauses sprühten in den vergangenen Tagen oft Funken. Deswegen stand die Baustelle dort selbst nachts unter Beobachtung. Die Feuerwehrmänner Siegfried Uhlmann und Stefan Jung hatten gestern ihren vorerst letzten Dienst als Brandwache. Denn erst einmal fallen keine Schweißarbeiten mehr an, von denen die Gefahr eines Schwelbrandes ausgehen könnte.

Das Lützener Rathaus ist 1884/1885 im Stil der deutschen Frührenaissance gebaut worden. 97 000 Mark soll die Bausumme gewesen sein. Mit Kosten von 185 000 Euro wird jetzt für die Arbeiten an der Ostseite des Daches gerechnet. Ein Drittel muss aus dem Stadthaushalt beigesteuert werden. Bundes- und Landesmittel fließen über eine Förderung im Rahmen der Stadtsanierung ein.

Seit 9. September haben die beiden Männer 16 Uhr die Handwerker auf dem Rathausdach abgelöst und bis 20 Uhr Wache gehalten. Dann schauten sie im Zweistundenrhythmus bis zum Morgen nach dem Rechten, die Wärmebildkamera immer dabei. Jetzt hat die Brandmeldeanlage des Rathauses wieder den normalen Schutz des Gemäuers übernommen. Sie musste im Zuge der Bauarbeiten allerdings ihren ursprünglichen Standort auch verlassen.

Fast 130 Jahre haben Spuren an dem Gebäude hinterlassen. An den Holzbalken, die das Dach tragen, hat der Schwamm genagt, punktuell ist er schon ins Gemäuer eingedrungen. Nur eine neue Dacheindeckung und minimale Reparaturen an den Balken hat es in der Vergangenheit gegeben, jetzt aber müssen etappenweise die Balkenköpfe saniert werden. Teilweise ist schon viel vom Holz zersetzt. Mit Stahl und frischem Holz wird wieder Stabilität in die Konstruktion gebracht. Zuerst im Bereich des Turmes, weil sich dort die Schäden durch Risse im Mauerwerk am deutlichsten gezeigt haben.

Die Stahlträger von acht Meter Spannweite werden unten vor dem Rathaus getrennt, um sie über das Gerüst und den Lastenaufzug aufs Dach zu bekommen. Dann werden sie oben zusammengeschweißt. Auch werden sogenannte Laschen angeschweißt, in die die Balken eingebettet sind.

„Ende November soll der Bauabschnitt fertig sein“

Zeitweise haben zehn Handwerker parallel auf dem Dach zu tun, Zimmerleute, Schlosser, Holzschutzexperten und Dachdecker. „Ende November soll der Bauabschnitt fertig sein“, sagt Martin Günther. Weitere werden die nächsten Jahre folgen müssen. Als Mitarbeiter des Bauamtes ist Günther der Verantwortliche des Rathauses für die Baustelle auf dem Dach.

Er ist deswegen oft zwischen dem zum Großraumbüro umfunktionierten Sitzungssaal und dem Dach unterwegs. Nur vier Rathausmitarbeiter haben noch in der oberen Etage ihren Arbeitsplatz. Fünf der elf Räume, jene, über denen gearbeitet wird, sind gesperrt. Hin und wieder fällt schon mal etwas Putz von der Decke. Und es sind eigentlich nur ein paar dünne Holzbretter und die Strohgewebeschicht, an der der Putz haftet, übriggeblieben, wo zwischen den Balken die Staken und der Stroh-Lehm-Füllstoff herausgenommen wurden, um die Balken freizulegen. Vorsichtig müssen deswegen an einigen Stellen die Schritte über Balken und aufgelegte Spanplatten gesetzt werden. Trotzdem bleibt der Blick an einem großen verrostetem Behälter hängen. Aus dem ist vermutlich in den 20/30er Jahren das Wasser für die Klos im Rathaus geflossen, klärt Günther auf.