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Kein souveräner Sieg der CDU AfD-Sieg: Wie geht es nach dem Rechtsruck in Weißenfels weiter?

Von Alexander Kempf 26.09.2017, 12:32
Ute Topf und Sarah Koblischke gehörten zu den zahlreichen Wahlhelfern in Weißenfels. Sie zählten im Kulturhaus Stimmen aus.
Ute Topf und Sarah Koblischke gehörten zu den zahlreichen Wahlhelfern in Weißenfels. Sie zählten im Kulturhaus Stimmen aus. Peter Lisker

Weißenfels - Es hat gereicht für die CDU im Burgenlandkreis. Doch das Aufatmen am Sonntagabend im Weißenfelser Brauhaus spricht Bände. Ein souveräner Sieg fühlt sich anders an. Und je nach Perspektive ist der Erfolg am Wahlabend womöglich keiner.

Denn die Christdemokraten haben im Vergleich zur Abstimmung im Jahr 2013 fast 13 Prozent der Wählerstimmen verloren. Die rechtspopulistische AfD hingegen ist im Burgenlandkreis stärker als etablierte demokratische Parteien wie etwa die SPD.

AfD-Erfolg in Weißenfels: Woher kommt der Rechtsruck der Bürger?

Lässt man die Briefwähler außen vor, dann fehlt der AfD gerade in kleineren Orten wie Lützen oder Teuchern nicht mehr viel, um stärkste Kraft zu werden. Dort holt sie an den Urnen längst doppelt so viele Stimmen wie die SPD. Nach dem starken Abschneiden der Rechtspopulisten bei den Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt hat viele Beobachter das starke rechte Ergebnis nicht mehr verwundert.

Und doch kann sich Wahlgewinner Dieter Stier den Rechtsruck der Region in den vergangenen Jahren nicht gänzlich erklären. Er will nun noch genauer zuhören, um die Nöte der Menschen zu erfahren. Doch einen Termin, das betont er, habe bei ihm schon immer jeder bekommen.

Den Abgeordneten verwundert vor allen Dingen, dass die AfD das starke Ergebnis der Landtagswahl bestätigt hat. Denn von Bürgermeistern in der Region hört er bisher eher die Klage, dass diese in Magdeburg nun weniger Ansprechpartner hätten.

Lehren aus der Bundestagswahl im Burgenlandkreis: Sind die Menschen zu wenig mitgenommen worden?

Für den CDU-Abgeordneten ist das Erstarken der politischen Rechten im Burgenlandkreis auch eine Bildungsfrage. „Ich glaube“, sagt Dieter Stier, „dass viele Menschen nicht mitgenommen worden sind.“ Wenngleich die Region in den vergangenen Jahren eigentlich eine gute Entwicklung genommen habe. „Es ist in Sachen Arbeitsplätze und Infrastruktur schon viel getan worden“, sagt der Politiker.

Aus Sicht mancher offenbar aber nicht genug. Im nahen Zeitz hat die AfD bei den Zweitstimmen die Christdemokraten sogar überholt. Zumindest wenn man die Briefwähler nicht berücksichtigt. „Die AfD vor der CDU in Zeitz?“, sagt Jochen Gentsch, „ich will es nicht glauben, aber ich habe es fast erwartet.“

Die Ursachen dafür liegen aus Sicht des Zeitzers in der Stadt, im Land, auf jeden Fall aber bei der Politik.“ Würden sich Menschen nämlich nicht mehr von ihren Volksvertretern vertreten fühlen, dann suchten sie sich neue.

Im Kulturhaus in Weißenfels holte die AfD die meisten Stimmen

Auch in Weißenfels gibt es bereits einzelne Wahllokale, in denen eben nicht die CDU die meisten Stimmen gesammelt hat, sondern die AfD. Zum Beispiel im Ballettsaal des Kulturhauses. Von 461 gültigen Stimmen gingen dort immerhin 162 an die AfD. Die CDU hingegen wählten nur 85 Menschen.

Und auch bei den Direktkandidaten ist der Vorsprung von AfD-Bewerber Uwe Gewiese mehr als deutlich. Für wen Jenny Kwiatkowski im Kulturhaus gestimmt hat, das verrät die 37-jährige Mutter am Sonntag nicht. Aber warum sie schon früh wählen gewesen ist, daraus macht sie kein Geheimnis. „Ich möchte es nicht anderen überlassen“, erklärt sie und betont, dass wer nicht wähle kein Recht habe, sich später zu beschweren.

Mit der Meinung steht die junge Frau nicht alleine da. Alle Nachbarn im Haus seien diesmal wählen gegangen, erzählt sie. Eine gestiegene Wahlbeteiligung bestätigen denn auch nicht nur die Wahlhelferinnen im Weißenfelser Kulturhaus. Die Wahlbeteiligung im Burgenlandkreis ist insgesamt gestiegen, um fast sieben Prozent auf 68,5.

Unabhängig vom Ausgang der Wahl ist diese Zahl ein Gewinn für alle am Sonntagabend. (mz)