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54 Stufen grenzen Rollstuhlfahrer aus

09.10.2008, 17:44

WEISSENFELS/MZ/YVE. - Renate Streicher war früher selber im Stadtrat, ist querschnittsgeschädigt und sitzt seit 2002 immer öfter im Rollstuhl. "Trotzdem möchte ich gern am öffentlichen Leben teilnehmen, im Stadtrat interessiert mich vor allem die bauliche Entwicklung", sagt sie. Doch als Behinderte hat man da viele Hürden zu überwinden. "Ich besuchte gerade meinen Sohn in Australien. Dort gibt es diese Probleme nicht. In Weißenfels bleiben Rollstuhlfahrer vor der Tür: 32 Stufen bis zur Sitzung im Klostersaal, weitere 22 bis zur Empore der Zuschauer. "Die Behinderten haben ein gesetzliches Recht, ohne besondere Erschwernisse und ohne fremde Hilfe an Stadtratssitzungen teilzunehmen", sagt Steffi Hosemann. Sie ist die Sprecherin der Regionalgruppe Weißenfels des Behindertenbeirates Burgenlandkreis. Und Behindertenbeauftragte Ines Prassler fügt hinzu: "14 593 Menschen im Kreis sind mehr als 50 Prozent behindert. Allein in Weißenfels gibt es rund 300 Rollstuhlfahrer."

Bei Jörg Freiwald (Linkspartei) stoßen die Behinderten auf offene Ohren. "Vor Monaten haben wir uns im Hauptausschuss mit dem Thema beschäftigt. Jetzt wissen wir, dass ein Fahrstuhl für dieses alte Gebäude 12 000 Euro kosten würde. Im nächsten Jahr werden wir das Geld im Haushalt einplanen", sagt er. Die Neubauten im technischen Rathaus werden barrierefrei. Auch Oberbürgermeister Robby Risch (parteilos) sieht keine kurzfristige Lösung: "Die alten Gemäuer setzen uns Grenzen. Ich kann niemandem zumuten, dass die Behinderten die Treppe hochgetragen werden." So bleiben Guntram Hoffmann und andere vor der Tür. Lediglich Renate Streicher schafft es.