1994 1994: Schlangestehen nach Trinkwasser

Weissenfels/MZ - 19 Jahre ist es her, als das Schicksal mit der Saale schon einmal seinen Lauf nahm. Ab dem 13. April 1994 stieg die Flut unaufhaltsam, erreichte laut Mitteldeutscher Zeitung am Freitag, dem 15. April, bei Naumburg-Grochlitz 6,37 Meter und zwei Tage später 6,42 Meter. Die Nähe dieser Marke ist wohl auch jetzt erreicht.
Für die Betroffenen war die Situation damals wie heute frustrierend. Und doch: 1994 empfanden auch viele Weißenfelser, die nicht in Flussnähe lebten, das Ganze als viel dramatischer. Bereits am Sonnabend, dem 16. April, titelte die Weißenfelser MZ-Lokalausgabe: „20 000 Menschen ohne Trinkwasser“. Denn in der Nacht zum Freitag verloren Feuerwehr, Technisches Hilfswerk (THW), Bundeswehr und freiwillige Helfer die Abwehrschlacht gegen die Wassermassen. In der Folge musste laut dem damaligen Landrat Johannes Kreis 1.13 Uhr das Wasserwerk auf den Markwerbener Wiesen abgestellt werden. Da war das Wasser durch die Fenster auch in die Filterhalle eingedrungen. Sämtliche Tiefbrunnen waren überspült und die Trinkwasserversorgung links der Saale nicht mehr gewährleistet.
Von einem gebildeten Krisenstab musste seinerzeit die Versorgung der Bevölkerung mit Wasserwagen organisiert werden. Wasserabnehmer aus Tagewerben und Rei-chardtswerben wurden an einen Brunnen der Milchviehanlage angeschlossen. Außerdem legte das Versorgungsunternehmen Midewa Notleitungen in die Weißenfelser Neustadt. Die Stadtwerke speisten über Feuerwehrschläuche Wasser aus Langendorf ins Netz ein. Daneben wurde eine Leitung aus Richtung Leißling installiert. Weil es sich dabei aber nur um Brauchwasser handelte, mussten die Menschen dennoch mit Eimern an den eingesetzten Wasserwagen in Schlangen anstehen.
Doch nicht nur in der Stadt wurde es eng. In der Nacht zum Sonnabend, dem 16. April, verlegten Gosecker Feuerwehrleute 2 000 Meter Schläuche, um ihren Ort zu versorgen. Die Markröhlitzer legten Schläuche von einem Tiefbrunnen, der auf halbem Weg in Richtung Uichteritz steht, bis in den Nachbarort, so dass auch Lobitzsch und Markwerben wieder Wasser hatten. Fieberhaft arbeitete das THW am Wasserwerk, damit man in Abhängigkeit vom Wasserrückgang die Versorgung wieder aufnehmen konnte.