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Wigbertiturm in Allstedt Wigbertiturm in Allstedt: Schon über 400 Menschen zu Besuch

Von Lucas Wölbing 20.12.2016, 11:00
Die Allstedter beschenken ihre „Domhexen“: Renate Becke (links) und Monika Görsch erhalten ständig neue Dekorationen für den Wigbertiturm.
Die Allstedter beschenken ihre „Domhexen“: Renate Becke (links) und Monika Görsch erhalten ständig neue Dekorationen für den Wigbertiturm. Wölbing

Allstedt - Gemütlichkeit sieht anders aus. Dabei haben Monika Görsch und Renate Becke doch an alles gedacht: Weihnachtslieder dudeln vom alten Plattenspieler und die Turmstube des Allstedter Wigbertiturms glänzt im Kerzenschein. Doch Ruhe kehrt nicht ein. Der übliche Weihnachtsstress macht auch vor dem tausendjährigen Gemäuer nicht Halt.

Hunderte besuchen in der Vorweihnachtszeit den Wigbertiturm in Allstedt

Zeitweise wird es sogar ziemlich eng auf den drei Etagen des Allstedter Doms. Hunderte quetschen sich auf den schmalen Holzstufen nach oben, drücken ihre Nasen gegen die eiskalten Fensterscheiben und genießen den Ausblick über ihre Stadt, während im verfallenen Kirchenschiff Glühwein ausgeschenkt wird. Die Allstedter dürfen seit mehr als zwei Jahrzehnten wieder in den Dom und sie kommen in Scharen.

Wie ihr Wahrzeichen, in dem einst Thomas Müntzer predigte, von innen aussah, konnten viele Bürger nur erahnen. „Ich war einfach neugierig“, berichtet Tina Haarseim. „Ich dachte ja, der Dom sei drinnen völlig verfallen. Aber er sieht ja noch ganz gut aus.“ Die junge Frau ist sich sicher: Im Wigbertiturm steckt Potenzial.

Das sehen auch ihre Freundinnen Melanie Conrad und Joana Lüdecke so: „Für ein schönes Konzert im Sommer oder Grillabende wäre der doch perfekt“, schlagen sie vor. Und gerade jetzt, kurz vor Jahresende, stoßen solche Vorschläge auf offene Ohren. Denn der Dom hat im Allstedter FDP-Ortsverband einen Paten gefunden, der hier unbedingt etwas bewegen will. Die Pläne für 2017 stehen bereits, verrät FDP-Ortsvorstand Harald Blesse. Sagt der Denkmalschutz zu, wird weiter saniert und ein Sommerfest ist auch schon fest vorgemerkt.

„Immerhin ist es ja das, was die Allstedter wollen“, weiß Blesse. „Die Frage nach einem Glühweinfest kam schließlich aus der Bevölkerung.“

Zum Glühweinfest mit Festschrift vom letzten Müntzer-Geburtstag überrascht

Er sei völlig überrascht, wie viele Menschen sich für den noch recht leeren Dom interessieren. Mehr als 400 Leute wurden bisher an vier Besuchertagen gezählt. Und das, obwohl die historische Ausstellung mit Objekten aus dem Schloss noch gar nicht steht. Stattdessen haben Renate Becke und Monika Görsch dekoriert: Mit Heilkräutern, die Becke als „Hexe Tilly“ gesammelt hat, und mit Geschenken, die einige Allstedter vorbeigebracht haben.

„Wer zu Hause etwas entdeckt, das alt aussieht, kommt zu uns“, freut sich Becke. Echte Schätze seien so zusammengekommen. Erst zum Glühweinfest wurde sie mit einer Festschrift vom letzten Müntzer-Geburtstag überrascht.

„Ich bin erstaunt, was die Leute alles für ihren Dom hergeben“, meint Bürgermeister Jürgen Richter (CDU). „Ich hätte vielleicht mit ein paar Dutzend Besuchern gerechnet. Aber sie haben ihren Dom wohl wirklich vermisst.“ (mz)

Die nächsten Führungen finden am Sonntag, 8. Januar, ab 14 Uhr statt. Das Domprojekt der Allstedter kann durch Spenden unterstützt werden: IBAN: DE 79 8005 5008 0300 1884 55