Vortrag über Begründer der Homöopathie Vortrag über Begründer der Homöopathie: Hahnemann wirkte auch in Hettstedt
Hettstedt/MZ. - Dass Dr. Samuel Hahnemann (1755-1843), der Begründer der Homöopathie, viele Jahre in Köthen gelebt hat, ist allgemein bekannt und gut dokumentiert. Neu aber war den Zuhörern eines Vortrages zum Thema Hahnemann, dass der Arzt seine erste Stelle in Hettstedt hatte.
Dr. Christa Bartsch, Ärztin aus Köthen, selbst keine Homöopathin, hat sich auf die biografischen Spuren des zu seinen Lebzeiten vielfach umstrittenen Mediziners begeben und sprach im Rahmen der Ratsstuhlgespräche in der Jakobikirche über Hahnemanns anderen Weg für die Medizin.
Anlass für die Recherche in Hettstedt: Vor einiger Zeit hatte die Deutsche Hahnemann-Gesellschaft beim evangelischen Pfarramt angefragt, ob es Zeugnisse von Hahnemanns Hettstedter Zeit in den Archiven gebe. In Kirchenbüchern war die Suche nach Dokumenten über Hahnemanns Hettstedter Zeit erfolglos geblieben, an sich nicht allzu verwunderlich, denn der aus Meißen stammende Arzt war zu der Zeit noch unverheiratet und daher weder durch Eintragung einer Trauung noch eine Taufe dokumentiert - und eine staatliche Meldepflicht gab es im 18. Jahrhundert noch nicht.
In späteren Briefen aber hat Hahnemann seine Hettstedter Zeit erwähnt. Gerade die Krankheiten der Bergleute im Mansfelder Land, so Christa Bartsch, seien aber wohl ausschlaggebend dafür gewesen, dass der Arzt erkannte, dass die bisherigen Wege der Medizin nicht unbedingt die erfolgversprechendsten waren.
Mit Aderlässen und Einläufen wurde versucht, die "schlechten Säfte" aus dem menschlichen Körper zu treiben, oft bis zu dem Punkt, da der Patient an Austrocknung starb. Die Mansfelder Bergleute, die, so Christa Bartsch, wohl an den typischen Krankheiten wie Steinstaublunge und Tuberkulose litten, waren für Aderlässe nicht das geeignete Klientel. Mit der hilflosen Erkenntnis: "Diesen Menschen kann ich nicht helfen", verließ Hahnemann das Mansfelder Land. Es begann ein langes Wanderleben, in dem er zuweilen wieder als Übersetzer arbeitete, um seine Familie zu ernähren.
1782 hat Hahnemann in Dessau die Apothekerstocher Henriette Küchler geheiratet. Unzufrieden mit der Medizin, studierte er auch Chemie und Pharmazie. Zunehmend wird er zum Zankapfel seiner medizinischen Zeitgenossen, weil er orthodoxe Methoden ablehnt und sich mit der Anwendung von Giften in hoher Verdünnung befasst. Über die Wirkungsweise der Homöopathie informierte Christa Bartsch in ihren Ausführungen sehr genau und wertneutral. Sie betonte, dass Hahnemann alle Therapien zunächst am gesunden Menschen im Selbstversuch oder an seiner großen Familie (11 Kinder) ausprobierte.
Erst als 66-jähriger übrigens findet Hahnemann 1821 in Köthen einen Platz, an dem er lange Jahre leben konnte. Fürst Ferdinand von Anhalt-Köthen hatte ihn eingeladen. Nach dem Tod seiner Frau 1830 lebte er bei seinen Töchtern. Durch den zunehmenden Erfolg der Homöopathie wurde er endlich seine materiellen Sorgen los. 1843 starb Samuel Hahnemann.
Die Diskussion nach dem Vortrag drehte sich allerdings weniger um biographische Details, gefragt wurde mehr nach medizinischen Einzelheiten und nach der Renaissance der Homöopathie, die zu DDR-Zeiten nicht hoch im Kurs stand, während sie in den 80er Jahren in der alten Bundesrepublik wieder entdeckt wurde.