Vom Experiment zum Trend
Wolferstedt/MZ. - "Die Dauerwelle war der Beginn unseres modernen Wellverfahrens", erinnert sich der heute 64-jährige Geschäftsführer eines Traditionsunternehmens. Er erlebte die Entwicklung der Dauerwelle aktiv mit.
Als 22-Jähriger legte Heineck die Meisterprüfung ab und arbeitete fortan im elterlichen Friseurgeschäft. Dort wurde er zunächst noch mit den "alten" Techniken zur Dauerwelle konfrontiert. Die so genannte heiße Dauerwelle damals war sehr zeit- und kostenintensiv. Weiter erinnert sich Walter Heineck an das mit dem alten Verfahren verbundene Risiko von Stromschlägen, die der Kunde durch die Beheizung von Heizhülsen durch Stromzufuhr bekommen konnte.
Bei der Kaltwelle hingegen wurde der Umformungsprozess der Haare mit Hilfe von chemischen Mitteln herbeigeführt. Diese Anwendungsmethode ging einher mit dem Risiko von Verätzungen der Haut, weil Säuren zum Bestandteil der Anwendung zählten. Die Dauerwelle unterlag bis heute der stetigen Weiterentwicklung: Der derzeitige Trend geht hin zu so genannten Volumenwellen. Diese sollen lediglich die natürliche Wellung des Haares unterstützen und das ganz ohne schmerzhafte Nebenwirkungen. Auch die Prozedur selbst geht heute wesentlich zügiger vonstatten.
Im Gegensatz zu damals, wo die Kundinnen mehrere Stunden beim Friseur zubringen mussten, hat sich die Einwirkungszeit heute auf Minuten reduziert. Der 100. Geburtstag der Dauerwelle veranlasste somit den Meister, mit der Schaufensterdekoration seines Geschäftes an das Jubiläum zu erinnern. Zu sehen sind ebenfalls so genannte "Nachkriegsfrisuren". Hierzu gehört neben dem Schräge-Welle-Lockenkranz, der "Entwarnung" (Bunkerfrisur) und der alten deutschen Einschlagsfrisur auch die Olympiarolle, deren Ausführung ein hohes fachliches Können erforderte, wie sich Heineck genau erinnert.
Noch heute besitzt Heineck u. a. ein Dauerwellengerät, einen Fön, Ondulier- und Kreppeisen, Dressierrahmen und Handhaarschneidemaschine. Bereits mehrfach stellte er seine gesammelten Gerätschaften zur Entwicklung der Dauerwelle von früher bis heute aus - unter anderem im Rosarium, im Spengler-Museum oder beim Sangerhäuser Altstadtfest. Seit nunmehr 15 Jahren ist Walter Heineck auch in der Meisterprüfungskommission aktiv und verlangt den Prüflingen einiges ab. Sein Wissen über vergangene Techniken und Kniffe versucht er aber auch an seine Auszubildenden weiterzugeben. Über die schnellen Fortschritte in seinem Beruf sagt er selbst: "Friseur ist ein Modeberuf, welcher der ständigen Entwicklung und den Mode-Trends unterliegt."