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Urteil zu Fahrverboten Urteil zu Fahrverboten: Autohändler bleiben auf gebrauchten Dieselfahrzeugen sitzen

Von Karl-Heinz Klarner 16.03.2018, 09:48
Aus dem Auspuff qualmt es zwar nicht mehr, dafür übersteigt mitunter die Stickoxid-Konzentration an manchen Orten den Richtwert.
Aus dem Auspuff qualmt es zwar nicht mehr, dafür übersteigt mitunter die Stickoxid-Konzentration an manchen Orten den Richtwert. Maik Schumann

Sangerhausen - Matthias Wurzler durchforstet stirnrunzelnd die Liste mit Neuwagenbestellungen. „Einen einzigen Kunden habe ich gefunden, der vom Diesel noch auf einen Benziner umgeschwenkt ist“, sagt der Verkäufer der S&G Automobil GmbH in Sangerhausen. „Außerdem erfüllen unsere Autos alle die Euro 6 Norm und sind von drohenden Fahrverboten ausgenommen“, sagt Wurzler mit Blick auf die Karossen der Daimler AG.

Also keine Spur von Krise bei Autohändlern nach dem Dieselskandal um manipulierte Abgaswerte und dem Urteil um drohende Fahrverbote in Großstädten? „Keinesfalls“, ist sich  Thomas Peckruhn, Vorsitzender der Kraftfahrzeuginnung Sangerhausen und Vizepräsident des Zentralverbandes Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK), sicher. „Die Kunden sind derzeit extrem verunsichert“, spricht der Chef der Liebe-Gruppe aus Erfahrung.

Nachfrage nach Diesel-Fahrzeugen sinkt seit der Abgasaffäre

Das wirke sich auf das Geschäft mit neuen Dieselfahrzeugen aus, das seit der Debatte um Fahrverbote um 15 Prozent zurückgegangen sei. „Und das, obwohl diese Autos aufgrund des Schadstoffausstoßes gar nicht von Fahrverboten betroffen wären“, schüttelt der Experte mit dem Kopf.

Weitaus dramatischer ist die Situation bei gebrauchten Dieselautos. Die Standzeiten für einen gebrauchten Selbstzünder haben sich von durchschnittlich 80 Tagen auf 102 Tage erhöht. Das kostet Geld, 28 Euro pro Auto und Tag. „Das kann dann schon mal die Existenz bedrohen“, sieht Peckruhn  die Gefahr und fordert die Nachrüstung älterer Modelle auf Kosten der Automobilindustrie. Hier sei jetzt die Politik gefordert, ein Machtwort zu sprechen.

Ziehen sich einige Autohändler aus Sangerhausen zurück?

Doch das ist bei weiten nicht das einzige Problem der Branche. Die Angebotsvielfalt in Sangerhausen ist deutlich schmaler geworden. Marken wie Mitsubishi, Seat, Mazda und Peugeot   haben sich aus der Region verabschiedet. Das könnte sich fortsetzen. VW und Audi haben angekündigt, ihrer kompletten Händlerschaft zum Ende des Monats die Verträge zu kündigen und deutlich weniger neue Kontrakte abzuschließen. 

Stefan Lucks, einer der drei Geschäftsführer des gleichnamigen Audi-Autohauses in der Kreisstadt sieht dem dennoch gelassen entgegen. „Der Standort Sangerhausen ist gesetzt. Das Ganze dient auch nicht einer Bereinigung des Händlernetzes“, sagt Lucks. Vielmehr sollen die Verträge den neuen Erfordernissen angepasst werden. „Mir stößt vielmehr auf, dass man die Leute nicht ausreichend über das Urteil zum Fahrverbot aufklärt“, sagt Lucks. (mz)