Treibjagden im Landkreis Treibjagden im Landkreis: Gastjäger aus dem In- und Ausland zahlen für Beteiligung

Obersdorf - Lodengrün hat in diesen Wochen Hochsaison. In den Wäldern ist Jagdzeit. Von September bis Ende Januar dürfen in Sachsen-Anhalt die meisten Wildarten erlegt werden. „Und wir tun das auch sehr intensiv“, sagt Holger Koth, Leiter des Landes-Forstbetriebs Süd in Obersdorf.
Er weiß, dass es Jagdgegner gibt, auch wenn es in der hiesigen Region weniger seien als im Großstädtischen. Doch es sei illusorisch zu glauben, dass sich Wildbestand in einer modernen, nahezu durchgängig erschlossenen Kulturlandschaft selbst regulieren könnte. Zumindest nicht, ohne dass er dabei dem Menschen ins Gehege kommen würde.
Verkehrsunfälle steigen, Schäden im Wald und auf Feldern nimmt zu
„Es wird immer mehr Wild, die Zahl der Verkehrsunfälle steigt. Und auch die Schäden am Baumbestand und auf landwirtschaftlichen Flächen müssen wir in Grenzen halten“, sagt Holger Koth.
Die Abschusspläne fürs Jahr werden zusammen mit den Unteren Jagdbehörden der Landkreise aufgestellt. Im Bereich des Forstbetriebes Süd müssten demnach rund 1.000 Wildschweine, 1.800 Stück Rehwild und 250 Stück Rot-, Dam- und Muffelwild zur Strecke gebracht werden.
Etwa zwei Drittel davon werden inzwischen bei Treibjagden erlegt, sagt Holger Koth. Die Ansitzjagd führt immer seltener zum Erfolg. Im naturnah bewirtschafteten Wald gibt es mehr nachwachsendes Grün, das dem Wild Deckung bietet. Mittlerweile, sagen Jäger, müsse man fünf- bis zehnmal raus in den Wald gehen, bevor man nach stundenlangem Warten auf dem Hochstand tatsächlich mal zur Waffe greifen kann.
Diesen Aufwand wollen sich immer weniger Freizeitjäger antun. Zumal die Weidmänner in der hiesigen Region immer älter würden und kaum Nachwuchs nachkomme, wie Holger Koth sagt.
Stattdessen also die Treibjagd. „Wir sind dazu angehalten, sie flächendeckend mindestens einmal, in manchen Gegenden auch zweimal im Jahr anzusetzen“, sagt Holger Koth. Dies macht bei der Fläche des Landesforstbetriebs Süd, die sich über fünf Landkreise erstreckt, 50 solcher Termine in der Hauptjagdsaison von Anfang November bis Anfang Januar.
Forstbetrieb organisiert Treibjagden unter Einbindung privater Leute
Organisiert werden sie vom Forstbetrieb, der viele Privatleute mit einbindet, die die Jagd in ihrer Freizeit betreiben. Unter den durchschnittlich 80 bis 100 Teilnehmern einer solchen Jagd sind dann oft auch zahlende Gäste aus dem In- und Ausland, aus Holland, Dänemark oder Österreich. Oder aus den westlichen Bundesländern, wo es schwerer ist, einen eigenen Begehschein für ein Jagdrevier zu bekommen.
Zwischen 60 und 150 Euro muss auf den Tisch legen, wer als Gast bei einem solchen Termin im Harz, in der Schrecke oder Finne mitjagen will. Wer etwas erlegt und mit nach Hause nehmen will, muss für die Trophäe und das Fleisch extra zahlen, erklärt Holger Koth.
Bisher wurde in dieser Saison vor allem im Harz gejagt, sagt der Forstbetriebsleiter. Jetzt fänden mehr Termine im Saalkreis und Burgenlandkreis statt.
Holger Koth bittet darum, die Hinweiszeichen auf eine laufende Treibjagd ernstzunehmen und beispielsweise als Autofahrer tatsächlich vom Gas zu gehen. Denn auf den Straßenabschnitten, die dann mit Warnschildern gekennzeichnet sind, könnten jederzeit aufgeschreckte Wildtiere oder auch Hunde aus dem Wald auf die Fahrbahn laufen. (mz)