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Tierseuche kommt näher

Von Helga Koch 25.09.2007, 16:33

Halle/MZ. - In Thüringen sind rund 50 Fälle gemeldet worden, am Dienstag ein Verdachtsfall in Auleben nahe dem Stausee Kelbra.

Im Landkreis Mansfeld-Südharz sind "noch keine klinischen Fälle bekannt", sagte am Dienstag Amtstierarzt Bernd Kubisiak. Dennoch können Tiere bereits das Virus in sich tragen, das jedoch für Menschen ungefährlich ist. In Deutschland wurde die Seuche erstmals im August 2006 nachgewiesen, nun breitet sie sich zunehmend schneller aus. "Wir fahren zurzeit von Betrieb zu Betrieb und kontrollieren die Bestände. Die Tiere werden aber nur klinisch untersucht, nicht serologisch", sagt Kubisiak. In 66 Agrarbetrieben werden über 4 000 Rinder gehalten. Hinzu kommen 175 Betriebe mit über 5 500 Schafen und 400 Ziegen sowie 18 gemischte Bestände. Deshalb erhält das Sangerhäuser Veterinäramt zurzeit Hilfe von zwei amtlichen Tierärzten aus dem Landesamt für Verbraucherschutz.

"Sollte bei uns die Krankheit ausbrechen, würden wir erwägen, das Tier zu töten", sagt der Amtstierarzt. Denn es würde sonst zur Gefahr, weil es das Virus in sich trägt. "Einen Impfstoff gegen die Blauzungenkrankheit gibt es bis jetzt noch nicht. Er soll nächstes Jahr kommen." Bei verdächtigen Symptomen müssen Tierhalter entweder den betreuenden Tierarzt oder das Veterinäramt verständigen. Schwieriger sei es, wild lebende Tiere wie Rehwild oder Mufflons zu überwachen: "Da sind wir auf die Mitarbeit der Jäger angewiesen. So steht es im Bundesjagdgesetz."

Beate Thomann betreibt seit sieben Jahren einen Ziegenhof im Molmerswender Ortsteil Horbeck und stellt Ziegenkäse her. Davon lebt sie - und hofft, dass die Blauzungenkrankheit um ihren Hof einen Bogen macht. "Wir arbeiten als Öko-Hof und haben dieses Jahr viel Geld in Weidezäune investiert, um von Stall- auf Weidehaltung umzustellen. Nun ist die Gefahr für die Tiere größer. Aber gegen Insekten kann man sich sehr schlecht wehren." Wichtig wäre, die Tiere gegen das Virus impfen zu dürfen, sobald es einen Impfstoff gibt - und die Politiker zustimmen. "Selbst wenn bei uns nur ein Tier infiziert wäre, würde doch sicher wie bei anderen Seuchen der ganze Bestand gekeult", fürchtet Beate Thomann.

Ähnlich äußert sich Stephan Groß, Chef der Agrargesellschaft Kelbra. "Wir haben 260 Rinder. Wir müssen darüber nachdenken, die Tiere zu impfen, auch gegen andere Seuchen." Mücken abzuwehren, sei kaum möglich. Es sei aber notwendig, "den gesamten Wildtierbestand auf ein ordentliches Maß zu bringen". Sonst würden zu viele Krankheitserreger eingeschleppt.