Theater Nordhausen Theater Nordhausen: Szenen einer (heimlichen) Ehe

Sangerhausen/MZ - Kooperationen mit der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ in Weimar haben in Nordhausen Tradition. Für die Studierenden, die nicht selten im klassischen Musikgeschehen bereits aktiv sind, ist die jährliche Arbeit mit dem Loh-Orchester Sonderhausen am Südharzer Haus trotz allem eine Herausforderung. Für das Opernpublikum bietet es Gelegenheit, neue, junge, unverbrauchte Stimmen zu hören. Leider blieben am vergangenen Freitag viele Sessel leer, als Domenico Cimarosas (1749 bis 1801) Komische Oper „Die heimliche Ehe“ ihre Premiere erlebte.
Cimarosa, ein Zeitgenosse Mozarts, hatte vier Jahre am Hofe der Zarin Katharina II. gelebt, bevor er 1791 auf Einladung Kaiser Leopold II. als Nachfolger Salieris Wiener Hofkomponist wurde. Dort schuf er die Oper, für die Giovanni Bertati das Libretto lieferte und die am 7. Februar 1792 am Burgtheater uraufgeführt wurde. Vier Jahre später zeigte man „Die heimliche Ehe“ erstmals in Weimar. Mutmaßlich verfasste der Goethe-Schwager Christoph August Vulpius den Text, der 2013 von Christoph Burmester nach Quellen des Deutschen Nationaltheaters rekonstruiert wurde.
Die Handlung ist denkbar simpel und aus jenem leichten Komödienstoff gefertigt, aus dem gutes Opernwirrwarr besteht. Wenn auch in der Regie von Tilman Hecker mit unerwartet tödlichem Ausgang. Es ist ganz einfach: Jeder liebt jemanden, den er nicht haben kann, aber doch irgendwie zu bekommen versucht. Erst koste es, was es wolle, dann möglichst kostengünstig. Der alte Gerbrand (Fang-Hao Chao) ist mal mit seinem Blindenstock unterwegs, mal spielt er Billard oder Karten. In jedem Falle ist er geizig und möchte seine Töchter Caroline (Katharina Boschmann) und Elisabeth (Marleen Mauch) möglichst adelig verheiraten. Da kommt ihm Baron Wallenstedt (David Wijkman) gerade recht. Was Gerbrand nicht weiß: Caroline ist bereits verheiratet, und zwar mit Falkenstein (Matthew Peña), seinem Diener. Für 50 000 Taler würde Wallenstedt Elisabeth heiraten, das hat Falkenstein vermittelt. Doch will der Baron nicht Elisabeth, sondern Falkensteins heimliche Gemahlin Caroline. Die würde er sogar für nur 30 000 Taler heiraten, ein Schnäppchen also für den Geizkragen Gerbrand. Der hat auch noch seine Schwester Talma (Michaela Schneider) im Schlepp, die zwar einiges missversteht, aber hofft, vom großen Hochzeitskuchen auch ein Stück zu ergattern. Das Hauen und Stechen nimmt nun seinen Lauf, und nur Gerbrand tappt einigermaßen ahnungslos durch die Szenerie. Nach knapp drei Stunden gibt es, plötzlich und unerwartet, zwei (Ehe)Männer weniger.
Tilman Heckers Konzept, seine „Heimliche Ehe“ mit allerlei pfiffigen Regieeinfällen und Tanznummern (Jutta Ebnother) aufzupeppen, geht auf. Apart und extravagant ausgestattet (Bühne Moritz Nitsche, Kostüme Julia von Leliwa), gelang eine stimmige, ausgewogene Inszenierung. Marleen Mauch und Katharina Boschmann, die ab der neuen Spielzeit in Nordhausen engagiert ist, arbeiteten sich exakt und mit Verve durch die Koloraturen. Michaela Schneider ließ als Talma mit einem vollen, runden Mezzosopran aufhorchen. Die Herren, zumal Matthew Peña mit ein wenig dick aufgetragener Larmoyanz im Tenor, hatten ihr Tun gegen die weibliche Stimmgewalt.
Generalmusikdirektor Markus L. Frank führte das Loh-Orchester so temporeich durch den langen Opernabend, dass vorzugsweise die Sänger manchmal ins Hintertreffen gerieten. Dennoch - am Ende gab es viel Beifall vom Premierenpublikum und zahlreiche Bravos von den mitgereisten Kommilitonen dazu.
Nächste Vorstellungen: am 15. Mai, 15 Uhr, und am 31. Mai, 19.30 Uhr. Kartenbestellungen sind möglich unter Telefon 03631/98 34 52 oder unter: www.theater-nordhausen.de