Stolberger Modellbahnen rollen im Fernsehen
STOLBERG/MZ. - Wenn die Wetterfrösche Recht behalten, beginnt es Freitagvormittag in Stolberg zu schneien. Das könnte das i-Tüpfelchen für den Weihnachtsmarkt sein, der um 14 Uhr im Schlosshof eröffnet wird und zu dem alle Fernsehzuschauer des Mitteldeutschen Rundfunks eingeladen sind. Denn unter dem Motto "Mein Weihnachten" berichtet Reporter Tino Wiemeier morgen ab 19 Uhr drei Minuten lang aus der Harzstadt.
Das Fernsehteam, das für seine Adventsserie quer durchs Land reist, interessierte sich in Stolberg für ein Thema, das zu Weihnachten gehört wie Bratapfel oder Gänsebraten: die Modelleisenbahn. Erinnerte sich doch Redakteur Karsten Blumenthal an den Modelleisenbahnclub Kyffhäuserland, der schon voriges Jahr mit seiner Ausstellung im Stolberger Schloss kleine wie große Besucher begeisterte.
"Wir sind zwei Dutzend Mitglieder", erzählt Ralf Jessa. Der Rottleberöder arbeitet seit vielen Jahren in Bayern und hat drei Tage Urlaub aufgespart, um die Ausstellung im Schloss mit aufzubauen. Zwar habe der Club sein Vereinsheim im Arterner Bahnhofsgebäude. Das Gros der Mitglieder stamme aber aus
Mansfeld-Südharz oder Nordhausen und treffe sich gern in Stolberg, wo Willi Gurniak den "Modellbahnhof" betreibt und Teile der Clubanlage stehen. Dazu gehört beispielsweise ein Modell des Stolberger Bahnhofsgebäudes. Das hat Achim Schreiber aus Artern nach Originalplänen gebaut. Und auch die Viadukte gibt es im Mini-Format.
Damit die kleinen Züge während des Weihnachtsmarktes emsig ihre Runden im Schloss drehen können, wurden verschiedene Teile der Anlagen zueinander gefügt. Eine Heidenarbeit! Denn es kostete viel Mühe, Zeit und Fingerspitzengefühl, um einen Teil der Platten abzubauen, ins Schloss zu transportieren und zusammenzuschrauben. Da gab es noch Wiesen aufzukleben, umgestürzte Tiere, Menschlein oder Bäume zu befestigen, Fahrzeuge aufzustellen, Stromkreise zu schließen und die Züge auf Probefahrt zu schicken.
Jessa freut sich schon, wenn die Besucher der Ausstellung manch Vertrautes im Kleinformat erspähen: etwa den Bahnhof Berga-Kelbra, der ausnahmsweise "eine Etage tiefer" liegt, oder den Bogen der einstigen Kyffhäuserkleinbahn vom alten Bergaer Bahnhof über Kelbra, Tilleda, Hackpfüffel, Ichstedt und Kachstedt bis nach Artern. "Die Gleisstrecke, auf denen unsere Züge in der Ausstellung rollen, ist bestimmt 40 Meter lang", schätzt der Rottleberöder. Und Willi Gurniak ist sich ebenfalls sicher: "Unsere Modellbahn wird wieder der Knaller!"
Reporter Tino Wiemeier, der mit dem Drehteam des MDR beim Aufbau der Anlage im Stolberger Schloss dabei war, staunte ebenfalls nicht schlecht: "Das sind ja Häuschen wie zu DDR-Zeiten! Solche hatte ich auch." Und merkte an, dass in den Gewächshäusern noch Licht fehle, was die Modellbauer lachend quittierten. "Als Kind habe ich selbst mal eine HO-Anlage gehabt. Vor Weihnachten musste das Kinderzimmer aufgeräumt werden, Weihnachten wurde die Eisenbahn aufgebaut. So toll wie hier war die aber nicht, wir hatten nur Linoleumplatten drunter", verriet der Moderator. Die Bahn sei in der Familie geblieben: "Die fährt jetzt mein kleiner Neffe zu Schrott. Er ist ein absoluter Eisenbahnfreak!"
Falls allerdings den Modellbahnfreunden der dreiminütige Fernsehausflug nach Stolberg zu kurz erscheint: In der künftigen Schlossgaststätte lässt sich alles viel besser in Augenschein nehmen.
Der Weihnachtsmarkt öffnet am Freitag 14 bis 19 Uhr, am Wochenende 10 bis 19 Uhr. In den Hauptzeiten verkehren halbstündlich Kleinbusse vom Bahnhof zum Schloss und zurück, sie halten auch auf dem Markt.