Stadtratswahl Sangerhausen Stadtratswahl Sangerhausen: CDU nur knapp vorn
Sangerhausen - Schock und Enttäuschung bei vielen etablierten Parteien und Bürgerinitiativen im Sangerhäuser Stadtrat: Sie haben bei der Wahl am Sonntag teils stark an Stimmen verloren.
Eindeutiger Gewinner ist die AfD, die zum ersten Mal bei dem Urnengang antrat. Anders als bei der Wahl zum Kreistag, bei der die AfD sogar auf Platz eins landete, musste sie sich bei der Stadtratswahl in Sangerhausen mit 18,97 Prozent der Stimmen aber knapp der CDU (21,93) geschlagen geben.
Die Rechtspopulisten könnten nach dem vorläufigen Endergebnis eigentlich sieben Sitze im Stadtrat besetzen. Da sie jedoch nur mit fünf Kandidaten angetreten war, werden es nur fünf.
Die AfD lag bei der Wahl am Sonntag deutlich vor den Linken, die fast zweistellige Verluste hinnehmen mussten und mit 15,64 Prozent auf Platz drei kamen. Auf Platz vier landete die Bürgerinitiative Sangerhausen (BIS) mit 11,09 Prozent.
SPD mit leichtem Zuwachs
Die SPD verbesserte sich leicht und kam mit 10,60 Prozent auf Platz fünf. Auf dem sechsten Platz landete die Bürgerinitiative Ortsteile Sangerhausen (BOS), die 8,15 Prozent der Stimmen erreichte und ebenfalls herbe Stimmenverluste verbuchen musste. Die Wahlbeteiligung lag bei 52,82 Prozent.
AfD-Spitzenkandidat Andreas Gehlmann sprach von einem großen Erfolg für seine Partei und für sich persönlich. „Das Abschneiden bei der Stadtratswahl ist für die AfD und für mich ein Superergebnis. Es bestätigt unsere Arbeit und zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind und dass die Bevölkerung viel Vertrauen in uns projiziert.“
Der 45-jährige Riestedter hatte bei dem Urnengang allein 4.320 Stimmen geholt. Das war mit weitem Abstand die höchste Zahl, die einer der Kandidaten für den Stadtrat auf sich vereinigen konnte. Auf Platz zwei landete Klaus Kotzur (Linke) mit 1.365 Stimmen und auf Rang drei kam Andreas Skrypek (CDU), der 1.314 Stimmen holte.
„Wahlergebnis geht unter die Haut“
Kotzur, der auch Fraktionschef der Linken im Stadtrat ist, sagte, er habe bis 3 Uhr am Montag vor dem Computer gesessen, um im Internet die Auszählung der Stimmen zu verfolgen. „Das Wahlergebnis geht schon unter die Haut“, sagte er.
Das Votum müsse aber zur Kenntnis genommen und jetzt in Ruhe analysiert werden. Dabei gehe es darum, warum die Linke im Gegensatz zu den vergangenen Wahlen deutlich schlechter abgeschnitten habe und so viele Wählerinnen und Wähler in der Region auf Populisten setzen. Er hoffe aber, dass trotz der neuen Konstellation die Sachlichkeit nicht auf der Strecke bleibt.
„Das beziehe ich sowohl auf den Kreistag als auch auf den Stadtrat“, sagte Kotzur. „Dafür stehen in nächster Zeit zu viele wichtige Entscheidungen an, die in sachlicher Art und Atmosphäre gelöst werden müssen. “
CDU über Wahlsieg erfreut
Ebenso äußerte sich der CDU-Stadtverbandsvorsitzende Skrypek: Er freue sich, dass die CDU stärkste Fraktion im Stadtrat geworden sei. „Wir haben einen sauberen und fairen Wahlkampf gemacht und die Wähler haben das honoriert.“
Eine Strategie für den Umgang mit der AfD habe seine Partei noch nicht. „Wir müssen erstmal sehen, was das für Leute sind.“ Er hoffe, dass sich der Stadtrat nicht zerstreite, sondern Politik für die Stadt und die Bevölkerung mache. Gerhard von Dehn-Rotfelser (BOS) sprach von einem „erschreckenden und katastrophalen Ergebnis“.
„Ich verstehe nicht, wie so etwas bei einer Personenwahl passieren kann“, spielte er auf das Abschneiden der AfD an. Auch Klaus Peche, Chef der Bürgerinitiative Sangerhausen (BIS), zeigte sich erschüttert: „Das Wahlergebnis ist ein Schlag ins Gesicht aller derjenigen, die sich parteiübergreifend in den vergangenen Jahren für die Stadt eingesetzt haben.“
BIS vom AfD-Wahlerfolg entsetzt
Er habe mit vielen anderen BIS-Mitgliedern bis spät in der Nacht zusammengesessen und das Ergebnis der AfD nicht fassen können. „Es schweißt uns aber enger zusammen“, sagte Peche. Die BIS habe sich vorgenommen, nun noch mehr zu powern.
„Wir haben uns gesagt, jetzt erst recht.“ Sangerhausen könne man nicht den Rechtspopulisten überlassen. Oberbürgermeister Sven Strauß (SPD) rief die neuen Ratsmitglieder zu sachlicher Arbeit auf: „Der neue Stadtrat wird zahlreiche Herausforderungen meistern müssen. Das geht nur sachorientiert.“
Die neuen Stadträte in Sangerhausen
CDU
Andreas Skrypek (1 314)
Regina Stahlhacke (668)
Thomas Klaube (631)
Frank Schmiedl (520)
Frank Wedekind (517)
Holger Scholz (512)
Reinhard Windolph (475)
Volker Schachtel (440)
AfD
Andreas Gehlmann (4 320)
Andreas Wunderlich (777)
Martin Thunert (756)
Nico Siefke (386)
Ellen Siefke (313)
Die Linke
Klaus Kotzur (1 365)
Holger Hüttel (969)
Sabine Künzel (694)
Karoline Spröte (588)
Stefan Klaube (339)
SPD
Arndt Kemesies (701)
Helmut Schmidt (558)
Kati Völkel (357)
Eberhard Nothmann (320)
Grüne
Norbert Jung (785)
FDP
Harald Oster (502)
Karsten Pille (204)
Bauernverband
Torsten Wagner (509)
Einzelbewerber
Harald Koch (614)
BOS
Gerhard von Dehn-Rotfelser (476)
Monika Rauhut (346)
Tim Schultze (304)
B.I.S.
Klaus Peche (804)
Gesine Liesong (271)
Käthe Milus (220)
André Reick (212)