1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Sangerhausen
  6. >
  7. Stadt plant Handelskonzept: Stadt plant Handelskonzept: Immer mehr Discounter, obwohl die Kaufkraft sinkt

Stadt plant Handelskonzept Stadt plant Handelskonzept: Immer mehr Discounter, obwohl die Kaufkraft sinkt

Von Frank Schedwill 09.10.2017, 14:28
Blick auf den geschlossenen NP-Markt im Wohngebiet „Am Rosarium“.
Blick auf den geschlossenen NP-Markt im Wohngebiet „Am Rosarium“. Archiv/Schumann

Sangerhausen - Im Gewerbegebiet an der Sangerhäuser Oststraße existieren gleich drei Lebensmittelmärkte nebeneinander. Im Stadtteil „Am Rosarium“ (vormals Othal) wissen die rund 3.000 zumeist älteren Bewohner dagegen nicht mehr, wo sie ihre Lebensmittel herbekommen sollen. Mit der Schließung des NP-Markts Anfang Juni ist die einzige Einkaufsquelle in dem Plattenbaugebiet versiegt.

Stadt rechnet mit 50.000 Euro Kosten für das Handelskonzept

Um solche Entwicklungen zu vermeiden, will die Stadt jetzt quasi die Kaufhallen ins Visier nehmen und plant ein Handelskonzept. Oberbürgermeister Sven Strauß (SPD) kündigte an, in den nächsten Monaten, eine Beschlussvorlage zum Thema in den Stadtrat einzubringen.

„So ein Handelskonzept kostet natürlich Geld“, sagt Strauß. Er rechnet mit über 50.000 Euro, die in den Haushalt für kommendes Jahr eingestellt werden müssten. „Ich bin aber überzeugt, dass die Summe gut investiert ist. Hätte die Stadt das Handelskonzept bereits vor einigen Jahren gehabt, hätten wir wahrscheinlich die jetzigen Probleme nicht“, sagt Strauß. Er greift damit auch eine Idee der BIS/FBM-Fraktion im Stadtrat auf. Deren Fraktionschef Klaus Peche hatte so ein Konzept bereits vor Monaten gefordert.

Strauß sprach von einem Komplettpaket, das die Stadt in Auftrag geben wolle. Darin seien die Analyse der Ausgangslage enthalten und das Konzept solle auch bestehende Bebauungspläne einschließen. Ziel sei es, unter anderem Lebensmittelmärkte nur noch in bestimmten Gebieten zuzulassen.

IHK-Sangerhausen sieht Handelskonzept als sinnvoll an

So soll die Nahversorgung gesichert und ein Verdrängungswettbewerb vermieden werden, damit solche Probleme wie gegenwärtig im Othal überhaupt nicht erst entstehen. Bisher können sich beispielsweise Discountmärkte, deren Verkaufsfläche 800 Quadratmeter nicht übersteigt, laut Industrie- und Handelskammer (IHK) eigentlich überall im Stadtgebiet ansiedeln, wenn das Grundstück als Gewerbefläche ausgewiesen ist.

Frank Lehmann, der Sangerhäuser IHK-Geschäftsstellenleiter, sieht so ein Handelskonzept als sehr sinnvoll an. Damit ließe sich nicht nur die Ansiedlung von Discountmärkten steuern, sondern beispielsweise auch die Innenstadt schützen. „Man kann in dem Konzept Warensortimente festlegen, die außerhalb der Innenstadt nicht verkauft werden dürfen.“ Hettstedt beispielsweise habe so ein Konzept bereits erarbeitet.

In der Kreisstadt herrscht ein Überangebot von Handelsflächen

Laut dem jüngst vorgestellten IHK-Handelsatlas ist das Überangebot an Handelsflächen in der Kreisstadt in den vergangenen Jahren weiter gewachsen. Mittlerweile stehen jedem Einwohner insgesamt 2,95 Quadratmeter Verkaufsfläche zur Verfügung. Im Bundesdurchschnitt sind es nur 1,46.

Dabei hat laut der Erhebung der IHK insbesondere die Zahl der Discountmärkte in Sangerhausen stark zugenommen. Die Kaufkraft ist dagegen weiter unterdurchschnittlich. Die IHK gibt sie je Einwohner mit 4,744 Euro an. Der Durchschnitt in Deutschland liegt bei 5.570 Euro. (mz)