Sprachkurs und Integration Sprachkurs und Integration: Syrer Omar Salém unterrichtet Arabisch an der VHS

Sangerhausen - Janine Wenschuh lacht: „Wir haben die Rollen getauscht.“ Die Sangerhäuserin gehört zu einer kleinen Gruppe von Erwachsenen, die sich einmal wöchentlich bei der Volkshochschule Mansfeld-Südharz treffen, um Arabisch zu lernen.
„Warum nicht“, sagt die 38-Jährige. „Ich habe beruflich viel mit Syrern zu tun, ich gebe Deutschkurse an der Volkshochschule.“ Arabisch sei eine Weltsprache und eine Sprache der Vereinten Nationen. Dass ihr weder die Schriftzeichen noch die Aussprache fremd sind, hat einen besonderen Grund. „Ich habe mit meiner Familie fünf Jahre in Riad gelebt. Vor zwei Jahren sind wir nach Sangerhausen zurückgekommen. Da kam die Flüchtlingswelle nach Deutschland.“
23-jähriger Omar Salém stammt aus Syrien und kam als Flüchtling nach Mansfeld-Südharz
Einer der Flüchtlinge, die es nach Sangerhausen verschlagen hat, ist Omar Salém. Der 23-Jährige stammt aus Syrien, aus Damaskus. Im vergangenen Jahr hat er angefangen, Deutsch zu lernen, erzählt er. Er habe zu Hause Wirtschaft gelernt, auch studiert, aber „leider keinen Teilabschluss“. Als Koch habe er auch schon gearbeitet. Beim Integrationskurs an der Sangerhäuser Kreisvolkshochschule hat er gute Fortschritte gemacht, sonst könnte er jetzt kaum Arabisch lehren.
Nun steht er zwei Stunden wöchentlich als Lehrer vor einer kleinen Klasse. Er schreibt einzelne Buchstaben an die Tafel, von rechts nach links, spricht sie vor und lässt sie von allen mehrfach wiederholen. Er fügt weitere Buchstaben an, wozu mal ein halbes oder auch ein ganzes „Dach“ nötig ist, Bögen und Schleifen, Punkte und Striche über und unter den Zeichen kommen hinzu. „Leichter als Chinesisch“, sagt einer der Männer trocken.
Omar fragt nach einem arabischen Wort, das mit „k“ anfängt, jemand schlägt „kee“ vor, das arabische Wort für „wie“. Weiter geht es mit einigen Vokabeln, etwa für Land oder Lamm oder Revolution, was für deutsche Ohren alles ziemlich ähnlich klingt und sich gar nicht so leicht nachsprechen lässt. Kompliziert, dass es mehrere „t“ gibt. Worte enden weiblich oder männlich…
Omar Salém gibt an der Vokshochschule einen Arabisch-Kurs - Motivation der Teilnehmer ist unterschiedlich
Helene Gormanns, Sozialpädagogin von Beruf, schlägt die Hände vors Gesicht und lacht. Sie interessiere sich für die Sprache, sagt sie. So einen Kurs mitzumachen, sei doch sinnvoller, als vorm Fernseher zu sitzen. Hebräisch könne sie schon, sagt die 30-Jährige und schreibt alles konzentriert von der Tafel ab.
Der Sangerhäuser Gerd Bonk, der für seine Reiselust und seine Sammelleidenschaft gleichermaßen bekannt ist, will in diesem Kurs vor allem eins: Arabisch sprechen lernen. „Ich fahre fast jede Woche zu den Antik-Märkten nach Berlin“, erzählt der Rentner. Schätzungsweise 30 bis 40 Prozent der Händler auf der Straße des 17. Juni seien Araber, Händler aus dem Libanon, aus Palästina und der Türkei. Dort würden Bestände aus Haushaltsauflösungen angeboten, er suche Petroleumlampen und Frühstücksbrettchen. „Ich kann mich dort schon ganz gut verständigen“, sagt Bonk und schmunzelt.
Nebenbei bietet sich die Gelegenheit, noch mal die Wochentage zu wiederholen. „Die beginnen bei uns mit Sonntag, nicht Montag“, sagt Omar. „Al achad“, wiederholen alle das arabische Wort für Sonntag, und das ein paar Mal. „Bukra al-chamies“, morgen ist Donnerstag.
Arabisch-Kurs an der Kreisvolkshochschule Mansfeld-Südharz wird bis Weihnachten verlängert
Manuela Halle, pädagogische Mitarbeiterin an der Kreisvolkshochschule Mansfeld-Südharz, freut sich über das Interesse für den Arabisch-Kurs. „Eigentlich hatten wir nur zehn Doppelstunden in diesem Semester vorgesehen“, sagt sie. „Wir werden ihn aber jetzt erst mal bis kurz vor Weihnachten verlängern.“
Für einen Test, stellt Omar lächelnd fest, wäre es wohl doch noch zu früh. Ganz Lehrer, gibt er Hausaufgaben auf: Schreiben und Aussprache üben und die Wochentage wiederholen. (mz)