Außergewöhnlicher Polizeieinsatz Schwanenfamilie auf Landesstraße unterwegs
Seit dem Himmelfahrtstag hält eine Schwanenfamilie sowohl Polizei als auch Feuerwehr, eine Ortsbürgermeisterin und Tierfreunde auf Trab.

Südharz/MZ. - Wollte Vater Schwan, der seit ein paar Wochen mit seiner Familie auf dem Schlossteich in Rottleberode (Mansfeld-Südharz) zu Hause war, am Männertag einen Ausflug unternehmen? Mit Frau und Kindern, wie es mittlerweile üblich ist? Man weiß es nicht.
Schon beizeiten, früh um halb acht, klingelte bei Rottleberodes Ortsbürgermeisterin Helga Rummel (Bürgervertretung) das Telefon, am Feiertag. „Die Schwäne sind unterwegs nach Uftrungen!“, wurde ihr berichtet. Und es blieb nicht etwa bei einem Anruf, das Telefon klingelte fast pausenlos. Doch nicht nur bei ihr, denn die Leitstelle informierte auch Uftrungens Feuerwehrchef Sven Mittag.
Boxenstopp am „Thyrafuchs“
Warum die Schwanenfamilie ausgerechnet auf der Landesstraße in Richtung Uftrungen marschierte, statt die Thyra entlangzuschwimmen, wer weiß. Anhand der Fotos, die in den sozialen Medien reihenweise zu sehen waren, hielten sich die Tiere immerhin am rechten Fahrbahnrand – freilich in Fahrtrichtung. Einen ersten Boxenstopp, wie Polizeisprecherin Steffi Schwan augenzwinkernd sagt, hätten die Schwäne am „Thyrafuchs“ eingelegt. Um schließlich, wie viele Rottleberöder halbwegs erleichtert beobachteten, weiter in Richtung Uftrunger Seeberg zu marschieren.
Allerdings schien es den Tieren dort nicht ganz geheuer zu sein, denn schon am Freitagmorgen wurden sie erneut gesichtet. Diesmal waren die Schwaneneltern mit ihrem Nachwuchs in gänzlich anderer Richtung unterwegs – und hatten womöglich über Nacht eins der fünf Küken verloren. „Wieder auf der Bundesstraße, in Richtung Bösenrode“, berichtet Helga Rummel. „Vielleicht wollten sie zum Kiessee oder sogar zum Stausee nach Kelbra.“ Erneut wurde die Polizei alarmiert – zur Gefahrenabwehr. Das passiert üblicherweise, wenn Tiere auf der Straße eine Gefahr darstellen.
Kurzzeitig Staus in beiden Richtungen
Doch die Schwäne dazu zu bringen, die Straße zu verlassen und ihren Weg auf dem angrenzenden Feld fortzusetzen, war wohl leichter gesagt als getan. Also bildeten sich erst mal kurzzeitig Staus in beiden Fahrtrichtungen. Was einen Autofahrer dermaßen zur Weißglut brachte, dass er sich gegenüber den Polizisten einigermaßen im Ton vergriffen haben soll; er habe sich dann aber gleich entschuldigt, heißt es. Zuletzt wurden die Schwäne auf dem Feld unter der Thyrabrücke gesehen...
Die Rottleberöder, die seit eh und je an ihren Schwänen hängen und das Heranwachsen der Schwanenkinder auf dem Schlossteich verfolgen wollten, werden die Tiere vermissen. Karin Rosemann vom örtlichen Geschichtsverein schreibt: „Schlossteich ohne Schwäne, zu früh gefreut... Schade, dass sich die jahrzehntelange Tradition nicht fortsetzt.“
Schon vor zwei Jahren waren Schwäne mit ihren Jungen quasi über Nacht verschwunden; warum und wohin, blieb ein Rätsel.